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21 - Stille Wasser

21 - Stille Wasser

Titel: 21 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura A. Gilman , Josepha Sherman
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um sie herum tobenden Aufruhrs immer noch fest an ihren Schultern klebte. Die letzten Überbleibsel der magischen Ingredienzien gleißten und funkelten unter ihren kleinen Händen und das Fell schien sich... auszudehnen, schien an ihr herabzufließen und sich an sie zu schmiegen, als sei es zu eigenem Leben erwacht.
    Willow blinzelte ungläubig, streckte ihre Hand nach dem Selkie aus, doch Ariel wich ihr geschickt aus und rannte ins Wasser, schneller, als der Merrow, der sich immer noch an Land befand, ihr mit seinen plumpen Bewegungen folgen konnte.
    »Ariel!«
    Für den Bruchteil eines Augenblickes sah Willow einen Arm in den Wellen aufblitzen – nein, eine Flosse! Eine kleine graue Seehundflosse. Schnell wie ein Fisch sauste der torpedoartige Körper davon und entfernte sich immer weiter von der Küste.
    Es hat funktioniert! Der Spruch hat funktioniert!, dachte Willow überglücklich. Alles, was Ariel tun musste, war, ihr Fell einfach wieder anzunehmen!
    Der Merrow, nun, da er sich um seine favorisierte Beute betrogen sah, wandte sich wieder Willow zu. Erneut öffnete er sein großes Maul, offenkundig in freudiger Erwartung des ersten schmackhaften Bissens.
    Oh. Oh-oh... Doch im nächsten Moment war bereits Oz an ihrer Seite, die Zähne gefletscht und mit einem Blick, als wünschte er sich, dass heute Vollmond wäre und er dem Merrow zeigen könnte, wer von ihnen beiden die wirklich scharfen Hauer besaß.

    Er benahm sich wie ein Narr, schalt sich Lee, und ein Narr war ein toter Mann. Sean, verstümmelt wie... nein! Denk jetzt nicht daran! Der Revolver, verflucht, wo war bloß –
    Seine Finger trafen auf kaltes Metall. Knurrend verzog er das Gesicht zu einer wütenden Grimasse und holte die Waffe aus seinem Jackett hervor. Nun würde sich herausstellen, ob diese... Dinger sterblich genug waren, um abzukratzen. Hektisch zielte Lee auf einen knapp vor ihm auftauchenden Merrow.
    Doch genau in dem Moment traf ihn der Schlag einer klauenbewehrten Pranke schmerzhaft am Arm. Der Revolver flog in hohem Bogen davon. Lee robbte hinter ihm her, doch weitere Klauenhände packten ihn an beiden Armen. Obwohl er sich mit aller Kraft wehrte und seine Füße verzweifelt in den Sand stemmte, wurde er unerbittlich in die anbrandenden Wellen gezerrt. In das natürliche Element der Dämonen. In den Tod...
    »Nein! Ich bin noch nicht bereit, ihr Scheusale!«
    Eine Welle schlug ihm ins Gesicht und raubte ihm die Luft zum Atmen. In diesem Moment ließ Lee jede Hoffnung fahren. Es war aussichtslos. Er würde im Ozean den Tod finden... bittere Ironie des Schicksals, beinahe ein grausamer Witz...
    Da prallte etwas gegen die Kreaturen, die im Begriff standen, ihn mit sich davonzuschleifen, und er kam frei. Ein Seehund? Nein! Ein Selkie! Ohne jeden Zweifel ein Selkie! Maelen?, flackerte ein vager Gedanke in seinem paralysierten Verstand auf.
    Nein, unmöglich. Und das Selkie hatte ihn nicht etwa retten wollen, sondern nur beiseite gestoßen, damit er ihm bei seinem Kampf gegen die anderen Dämonen nicht im Weg war. Egal, völlig egal, auf jeden Fall gab es ihm die Möglichkeit zur Flucht.
    Panisch versuchte Lee, den rettenden Strand zu erreichen. Er konnte sich ein anderes Mal darüber Gedanken machen, was eigentlich geschehen war.
    Vorausgesetzt, er lebte lange genug, dass es für ihn ein anderes Mal überhaupt gab!

    Angel hatte vor den Merrows gehörigen Respekt, konnte er sich doch noch allzu gut daran erinnern, wie übel ihm von diesen Klauen mitgespielt worden war. Doch der Gedanke an die Wut und die Frustration, die er verspürt hatte, als er die Kontrolle über seinen Körper verlor und ihnen wehrlos ausgeliefert war, ließ seinen Zorn nur größer werden. Er merkte, wie seine Physiognomie sich veränderte, und stürzte sich auf einen Gegner. Seine Finger gruben sich unter die Schuppen und rissen ein paar heraus. Grünes Blut quoll hervor und gerann fast augenblicklich zu einem zähen Klumpen.
    Dickflüssiges Blut, registrierte Angel beiläufig, während er bereits zum nächsten Schlag ausholte. Hoher Gerinnungsfaktor. Kein Wunder, dass sie so abscheulich schmecken.

    Der Job einer Jägerin war ein einsames Geschäft. Nur sie und die Ungeheuer der Finsternis. Zugegeben, manchmal stürmten sie gleich in ganzen Horden auf sie ein und bisweilen war sie sogar gezwungen, ihnen mitten in einem belebten Einkaufszentrum Manieren beizubringen, aber eine Sache, um die sie sich wirklich selten Sorgen zu machen brauchte, war, dass sie während

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