2101 - Der Konquestor
Lachen. Die Fettwülste unter seiner engen Glitzerkleidung wogten im selben Rhythmus auf und ab, in dem seine Stimme von einem tiefen Bass in einen schrillen Diskant und wieder zurück kippte. Er hieb mit seinem silbernen Spazierstock auf die Lehne des Schwebethrons, stampfte mit den Stiefeln auf, japste nach Luft, und die ganze Zeit über klammerte sich der winzige Kettensklave verzweifelt an seinen Gürtel, um nicht abermals abzustürzen.
„Ich wusste, dass du naiv bist, Resident Rhodan", sagte Trah Rogue mit heiserer Stimme, als er sich von seinem Lachanfall erholt hatte. Dicke Tränen rannen ihm aus den Augen und versickerten in seinem Backenfell. „Aber für so dumm halte ich dich nicht, dass du euer Geschwätz von Demokratie und Gleichberechtigung auch wirklich glaubst. In einem hast du allerdings Recht: Du hast keine Untertanten mehr, Statthalter Rhodan, weil sie jetzt alle die Untertanen des Reiches Tradom sind."
Rhodan zog es vor, nicht auf die Provokation zu reagieren. „Wenn du uns bitte zum Transmitter folgen möchtest, Konquestor", sagte er kühl. „Er bringt uns direkt in die Solare Residenz."
Mittlerweile hatten Bauroboter unter der Aufsicht zweier Residenztechniker in etwa hundert Metern Entfernung einen mobilen Torbogentransmitter errichtet, der groß und leistungsfähig genug war, um Trah Rogue samt seinem Antigravthron zur Solaren Residenz abzustrahlen. Die Zuständigen aus Rhodans Stab hatten offenbar nicht damit gerechnet, dass sich der Konquestor so bald von seinem fliegenden Prunksitz zu erheben gedachte - und sie hatten Recht damit. Trah Rogue, dessen Körperbau die Abstammung von gelenkigen Kletterwesen nahe legte, dessen Statur aber gelinde Zweifel daran aufkommen ließ, ob er überhaupt fähig war, ohne technische Hilfsmittel auf die Beine zu kommen, betätigte eine Schaltung an der Seitenlehne seines Throns, der sich langsam und mit einem entnervend hohen Summton in Bewegung setzte.
„Dann wollen wir uns deine Solare Residenz einmal von innen ansehen, Statthalter Rhodan", sagte Trah Rogue, dessen Eskorte sich in zwei Gruppen teilte - eine vor und eine hinter dem Thron. „Ich lasse dir und deinen Begleitern das Privileg, voranzugehen."
Ja, wie Hofschranzen beim Einzug des Königs, dachte Rhodan. Woher nimmt er nur diese ungeheuerliche Präpotenz?
Noviel Residor war der Erste, der durch das Abstrahlfeld zwischen den beiden Transmittersäulen ging, über deren metallisch glatte Oberfläche fein verästelte Energieentladungen irisierten. Maurenzi Curtiz und seine beiden Begleiter folgten. Der charismatische, 107-jährige Mann mit den dichten weißen Haaren und einem ebenso dichten weißen Bart war vor beinahe fünf Jahren zum vierten Mal in Folge zum Ersten Terraner gewählt worden. Perry Rhodan zweifelte nicht daran, dass es Maurenzi Curtiz am 16. Dezember, wenn die nächsten Wahlen anstanden, ein .fünftes Mal schaffen würde - sofern die Verfassungsklage, die von einer Oppositionspartei eingebracht worden war, um, wie es hieß, „demokratiepolitisch bedenkliche Zustände wie zu Zeiten des Solaren Imperiums zu verhindern", nicht doch noch Erfolg haben sollte.
Und sofern die LFT dann überhaupt noch in ihrer bisherigen Form existiert, dachte Rhodan in einer Anwandlung von plötzlichem Fatalismus.
Die Gardesoldaten der Heimatflotte Sol gingen nicht durch den Transmitter, sondern nahmen links und rechts des energetischen Torbogens Aufstellung. Sie würden mit dem schweren Truppentransporter abfliegen, mit dem sie gekommen waren, und Trah Rogue und seine Kriegereskorte bis zu deren Transmitterdurchgang im virtuellen Visier behalten. Auch die TARA-V-UHs blieben zurück. In der Solaren Residenz waren andere Wachroboter zuständig?
Gucky, hattest du telepathischen Kontakt zu Trah Rogue?, fragte Rhodan in Gedanken, bevor sich der Mausbiber ebenfalls abstrahlen ließ. Der wenig mehr als einen Meter große Ilt hätte zwar genauso gut teleportieren können, aber Rhodan hatte im Vorfeld mit ihm abgeklärt, dass seine einzigartigen Parafähigkeiten so lange wie möglich vor Trah Rogue geheim gehalten werden sollten. Obwohl er bei den Kenntnissen, die der Konquestor von Tradom bereits bewiesen hatte, seine Zweifel daran hatte, ob Trah Rogue nicht sehr genau über den MultiMutanten Bescheid wusste. Schließlich war Gucky, der selbst ernannte „Retter des Universums", in der Galaxis nicht gerade ein Unbekannter.
Gucky versteckte seinen imponierenden Nagezahn. Sein abgeplatteter
Weitere Kostenlose Bücher