Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)
Der Kampf geht weiter
Wie die Sense des leibhaftigen Todes sauste das Schwert hernieder. Arvan konnte dem Schlag gerade noch ausweichen. Haarscharf fuhr die Klinge an ihm vorbei.
Ächzend wich der junge Mann zurück. Er riss sein eigenes Schwert empor. Beschützer hatte er die mächtige Klinge genannt, weil sie ihn im Kampf gegen die Orks gerettet hatte, und im Moment konnte Arvan nur hoffen, dass die Waffe ihrem Namen auch diesmal alle Ehre machen würde. Stahl klirrte krachend auf Stahl, so wuchtig, dass Funken sprühten.
Arvan fasste seine Klinge mit beiden Händen. Erinnere dich deiner Wut!, durchfuhr es ihn. Denn diese Wut gibt die Kraft, mit der du selbst ein übermächtiges Monstrum wie Zarton töten konntest!
Arvan parierte mit großer Mühe einen weiteren Hieb seines Gegners. Dessen Schlag war so heftig, dass ein furchtbarer Schmerz Arvan über die Hände, die Arme empor und in die Schultern fuhr. Für einen Augenblick glaubte er, wie gelähmt zu sein und sich nicht mehr rechtzeitig bewegen zu können, um den nächsten Hieb noch parieren zu können.
Sein Gegner holte aus.
Arvan duckte sich. Die Klinge fuhr über ihn hinweg. Dann schnellte er vor, ließ die Spitze des Beschützers auf den Körper seines Gegners zufahren.
Doch der ließ sein Schwert zurückschnellen. Klirrend kamen die Klingen gegeneinander. So wuchtig und präzise kam dieser Hieb, dass Arvan seine Waffe nicht festhalten konnte. Im hohen Bogen wurde ihm der Beschützer aus der Hand gerissen.
Noch ehe er tief durchgeatmet hatte, spürte er das kühle Metall einer Schwertspitze an seiner Kehle.
»V ersuch nicht, wie ein Halbling zu kämpfen, Arvan!«
»A ber…«
»D as kannst du nämlich nicht, und daran ändert auch die Tatsache nichts, dass du bei ihnen aufgewachsen bist.«
»W oher willst du wissen, wie Halblinge kämpfen? Gibt es dort, woher du kommst, etwa auch welche, Whuon?«
Der dunkelhaarige Krieger grinste breit. »I ch habe deine Halblinggefährten während der Schlacht zumindest für kurze Zeit beobachten können, ehe ich sie aus den Augen verlor und ich dir folgte, um dich vor den Folgen deiner eigenen Kampfeswut zu schützen.« Whuon senkte seine Klinge. Er atmete tief durch. Der Oberkörper des Schwertkämpfers war frei, da er in diesem Übungskampf sein Wams hatte schonen wollen. Arvans Blick wurde immer wieder von der Metallplatte angezogen, die in Whuons Brust eingelassen und auf magische Weise mit seinem Körper verbunden war, so als wäre sie ein Teil von ihm. Whuon wirbelte die Klinge einige Mal durch die Luft und ließ sie dann mit einer geschmeidigen Bewegung in die andere Hand gleiten. »W as ist? Hast du noch genug Wut in dir, um richtig zu kämpfen, oder stocherst du mit deiner Klinge in der Luft herum, als hättest du das zierliche Rapier eines Halblings in der Hand?«, spottete er.
Arvan schluckte.
»I ch glaube, meine Wut reicht heute nicht aus, um richtig bei der Sache zu sein«, sagte er.
»W oran liegt es?«, fragte Whuon. »B eschäftigt irgendetwas deine Gedanken so sehr, dass es deinen Kampfeswillen tötet, oder liegt es daran ?« Mit einer Schnelligkeit, die man von jemandem, der ein so gewaltiges, breites Schwert führte wie Whuon, nicht erwartete, ließ er plötzlich die Klinge vorschnellen. Seitlich ließ er den Stahl gegen den Schaft von Arvans rechtem Stiefel klatschen.
Wäre dies ein echter Kampf gewesen, hätte er mir das Knie zerschlagen, und ich hätte keinen Schritt mehr tun können, wusste Arvan. Selbst die besonderen Selbstheilungskräfte, die mir eigen sind, hätten mir dann wohl kaum das Leben retten können!
»D agegen, dass du Schuhe trägst und nicht mehr barfuß wie ein Halbling herumläufst, ist nichts einzuwenden«, meinte Whuon. »A ber die Frage ist, ob du dich an diese schweren Schaftstiefel schon richtig gewöhnt hast.«
»D as habe ich«, behauptete Arvan. »H ätte ich den siebenarmigen Riesen Zarton erschlagen können, wenn es anders wäre?«
»D u hattest Glück!«
»W as?«
»A rvan, du fängst an, dir auf deine größte Heldentat etwas einzubilden. Das ist meistens der erste Schritt in den Abgrund und eine gute Voraussetzung dafür, den nächsten Kampf oder die nächste Schlacht nicht zu überleben. Glaub es mir, ich habe in so vielen verschiedenen Heeren gedient und so viele Krieger gesehen, die durch Selbstüberschätzung ihr Grab gefunden haben. Es ist immer das Gleiche.«
»I ch überschätze mich nicht«, widersprach Arvan.
»D u verlässt dich
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