2101 - Der Konquestor
Energiewaffen in den Händen. Über ihren Schnauzen, aus denen schrundige, dunkle Zähne ragten, trugen die fremden Soldaten schwarze Sonnenbrillen, und ihre Kopfbedeckungen, die über den Nacken und die Ohren reichten, erinnerten ein wenig an die Kappen historischer Fremdenlegionäre.
Das fettleibige, in einen opulent verzierten Schwebethron hingelümmelte Wesen, das sich als „Trah Rogue, Konquestor des Reiches Tradom" vorgestellt hatte, mochte in aufgerichtetem Zustand etwa zwei Meter groß sein.
Wahrscheinlich war Trah Rogue am ganzen Körper behaart. Jedenfalls waren alle unbekleideten Stellen seines massigen Affenkörpers - mit Ausnahme der sechsfingrigen Hände und des hellbraunen, ledrigen Gesichts - von einem dichten, schwarz glänzenden Fell bedeckt. Der vorstehende Mund mit den scharfen, blank polierten Raubtierzähnen verstärkte den Eindruck animalischer Wildheit, während das Blitzen in den gelben Augen auf eine gefährlich wache Intelligenz schließen ließ.
Der Affe auf dem Thron, dachte Perry Rhodan. Ein oft beschworenes Bild. Gleichnis und Karikatur in einem. Und ein archaischer Alptraum ...
Bré Tsinga hatte in ihrer Analyse der ersten Kontakte mit dem Konquestor von Tradom - schließlich hatte der Flug seiner Raumyacht vom Rand der Aagenfelt-Barriere bis nach Terra beinahe 18 Stunden gedauert - bereits darauf hingewiesen, dass das affenartige Äußere Trah Rogues und der so üppige wie geschmacklos wirkende Pomp, mit dem er sich umgab, zu fatalen Vorurteilen verleiten konnten. Für Perry Rhodan, der in mittlerweile beinahe 3000 Jahren schon zahlreiche Kontakte zu ungleich skurrileren und fremdartigeren Lebewesen gehabt hatte, war es eine Selbstverständlichkeit, nicht nach dem Augenschein zu gehen.
Dass sich beim Anblick des Konquestors typisch menschliche Vergleiche aufdrängten, war praktisch unvermeidlich. Aber daraus die falschen Schlüsse zu ziehen wäre in höchstem Maß fahrlässig und arrogant gewesen.
Für die Art der Berichterstattung über diesen unter mehr als seltsamen und dramatischen Umständen zustande gekommenen Staatsbesuch war es daher von entscheidender Bedeutung, immer wieder darauf hinzuweisen, dass Trah Rogue der Repräsentant einer technologisch überlegenen Macht war, die über erstaunliche Ressourcen zu verfügen schien.
Die LFT hätte den Konquestor von Tradom lieber zum Freund als zum Feind gehabt.
Andeutungen respektloser Art, insbesondere Begriffe aus dem Wortschatz der irdischen Zoologie, sollten in den terranischen Medien nach Möglichkeit vermieden werden - sofern die offiziellen Stellen überhaupt darauf Einfluss nehmen konnten.
Aber Rhodan machte sich nichts vor. Er kannte seine Terraner.
Leider.
Die äußerliche Ähnlichkeit Trah Rogues zu nahen Verwandten des Homo sapiens aus dem terranischen Tierreich würde viele Menschen zu Fehleinschätzungen verleiten. Hinzu kamen Trah Rogues groteske Kleidung und ein Gebaren, das Assoziationen zu altertümlichen Zirkusattraktionen, überzeichneten Comicfiguren oder Witzgestalten aus Trivid-Shows weckte.
Nur dass die „Witzgestalt" aus dem ominösen, fast 400 Millionen Lichtjahre entfernten Reich Tradom über imponierende Machtmittel verfügte, wie sich beim Debakel der Zweiten Arkonidischen Imperiumsflotte im Hayok-Sektor erschreckend deutlich gezeigt hatte.
„Ein Missverständnis ist wenig wahrscheinlich", meldete sich Bré Tsinga, die über Funk ständig mit LAOTSE, dem Großrechner der Solaren Residenz, und auf diesem Umweg auch mit der noch leistungsfähigeren Mondsyntronik NATHAN verbunden war.
Ihre Stimme erklang direkt in Perry Rhodans linkem Ohr. Die attraktive Kosmopsychologin und ständige Beraterin des Terranischen Residenten stand drei Meter hinter ihm in der Empfangsdelegation. Sie hatte sich ebenfalls in ein Stummfeld gehüllt und sprach mit kaum merklichen Lippenbewegungen in ein vor ihr Gesicht projiziertes Akustikfeld. Was dieses „energetische Mikrofon" aufnahm, wurde über Bré Tsingas Armbandminikom per Richtfunk an Perry Rhodans Kommunikationseinheit abgestrahlt, die ihrerseits ein Flüsterfeld in seinem linken Gehörgang aufbaute.
„Ein Übersetzungsfehler?", fragte Perry Rhodan nach. „Eine Fehlinterpretation aufgrund semantischer Unschärfen? Wir wissen noch sehr wenig über ihre Sprache."
„Wir haben gar nicht übersetzt. Die Botschaft kam über Trah Rogues Translator in einwandfreiem Interkosmo."
„Sein Interkosmo ist vielleicht nicht so einwandfrei, wie das
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