2128 - Der Plan der Mascantin
Auf diese Weise kamen sie noch langsamer voran. Immer wieder mussten sie halten, weil es unmöglich war, sich an anderen vorbeizuschieben. Sie warteten, bis sich ihnen eine Lücke bot, und stießen dann hinein.
Einige Male wurden sie von der Menge mitgerissen und in die falsche Richtung getragen. Es kostete sie einige Mühe, Kraft und Rücksichtslosigkeit, sich zu behaupten und sich schließlich wieder in die Richtung zu bewegen, in der das Haus des Meisters lag.
Ktacha Oharte war vollkommen erschöpft, als er den Hauseingang endlich erreichte. Er vergaß jedoch nicht, den Türrahmen der Eingangstür zu berühren und einige Sekunden am Eingang auszuharren, um der Tradition und seinen Überzeugungen Genüge zu tun.
Sein Assistent, den er im Gedränge verloren hatte, traf Minuten später ein. Auch er war am Ende seiner Kräfte, so dass er kaum zu sprechen vermochte. Heftig atmend ließ er sich auf einen Hocker sinken. Von draußen hallte das Geheul der Alarmsirenen herein.
Ktacha Oharte schaltete das Mediensystem ein. Gleich darauf vernahm er die Stimme eines Regierungsbeamten, der die Bevölkerung aufforderte, die Stadt aus Sicherheitsgründen zu verlassen. Der Mann fügte an, man werde sich den feindlichen Kräften entschlossen entgegenstellen, schließe einen offenen Kampf jedoch aus.
„Wenn unsere Freunde von der LEIF ERIKSSON entdeckt werden", fügte er beschwörend hinzu, „ist das unser aller Ende!"
7.
Nachdem Kapitän Roxo Quatron die LEIF ERIKSSON mit seiner Mannschaft verlassen hatte, begab er sich zum Regierungssitz seines Volkes. Das Kajiin-Lúr befand sich auf halber Höhe des Steilhanges. Es war genau nach Osten der aufgehenden Sonne zugewandt.
Quatron legte den Weg in einem offenen Antigravgleiter zurück, den ihm die Terraner zur Verfügung gestellt hatten. Es war eine konsequent zivil gestaltete Maschine. Sie war schnell und zuverlässig. Der Jankaron flog sie nicht zum ersten Mal. In den vergangenen Tagen hatte er sie mehrere Male benutzt. Er liebte sie, weil sie offen war und er sich darin dem Fahrtwind aussetzen konnte.
Mit sehr hoher Geschwindigkeit schwebte er über mehrere Fabriken hinweg. Alle hatten ihre Produktion bis zur Ausschöpfung der vollen Kapazität hochgefahren. Jeder verfügbare Schutzschirm über der Stadt und in seiner Umgebung war aufgebaut worden. Die bodengestützten Verteidigungsforts hielten ihre Geschütze in Bereitschaft.
Kapitän Quatron stellte es mit Genugtuung fest. Er wusste, dass diese Vorkehrungen nicht befohlen worden waren, weil die Regierung sich einen Vorteil gegen die Katamare davon versprach, sondern weil man bemüht war, der LEIF ERIKSSON einen möglichst hohen Ortungsschutz zu gewähren.
Um bis zum Zentrum Kajiins vordringen zu können, musste Roxo Quatron mehrere Strukturschleusen in den Schutzschirmen passieren. Die Durchgänge wurden von Männern und Frauen bewacht und gesteuert. Man kannte ihn, wusste, dass er erwartet wurde, und war ihm behilflich, möglichst rasch bis zum Ghadbuul, dem Hohen Rat der Jankaron, vorzudringen.
Die Zeit drängte. Als er landete, wurde er von einem Offizier empfangen, der ihn ins Herz des Regierungssitzes begleitete und ihn auf dem Weg dorthin über die Situation informierte. Die Katamare befanden sich im Anflug auf Jankar. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie sich melden würden.
„Ich muss wohl nicht darauf hinweisen, dass es Verständigungsprobleme geben könnte", sagte der Offizier.
„Die Kommandanten der Katamare sind anders als wir. Sie kommen aus einer uns völlig fremden Kultur. Der Ghadbuul erwartet von dir, dass du für ihn sprichst und dabei großmütig über alles hinwegsiehst, was wir in einem Gespräch untereinander als beleidigend, herabsetzend oder in anderer Weise ungehörig empfinden würden. Auch können wir nicht davon ausgehen, dass diese Fremden die gleiche Körpersprache haben wie wir."
„Schon gut", keckerte der Kapitän dazwischen. „Ich hatte weitaus mehr Kontakt mit fremden Wesen als alle Mitglieder des Hohen Rates zusammengenommen. Es ist schon beinahe ein Witz, wenn der Ghadbuul mir sagen will, wie ich mich zu verhalten habe. Was glaubst du wohl, weshalb man mich zum Sprecher bestimmt hat?"
„Verzeih", entschuldigte sich der Offizier. Verlegen wich er den Blicken des Raumfahrers aus. „Ich befolge nur meine Befehle."
Roxo Quatron betrat einen Funkraum, wo er von einem hoch gestellten Vertreter des Ghadbuuls begrüßt und erneut in seine Aufgabe eingewiesen
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