2149 - Paradimjäger
der Liga-Flotte, die entfernten Außenposten, sogar Handelsschiffe in Privatbesitz leerten ihre Hangars und sandten die Ausbeute ins Solsystem, manchmal direkt zur Akademie, meist zur Aufrüstung nach Luna.
Dazu kamen haufenweise GRIBBON-Space-Jets, hieß es; sogar die geheimnisvollen SF-1311 Thunderbolts, HighTech-Hexerei aus Entwicklung der Neuen USO, seit einem Jahr im Gebrauch der Liga-Flotte. Zeug, das ein Kadett natürlich nicht zu sehen bekam.
Fakir und der schlaksige Tri Hemete vom Flur gegenüber kommentierten jegliche Bewegung mit fachmännischem Wissen.
„Oioioi ... Den zerreißt's gleich da oben ..."
„Nee, die sind immer noch auf Stufe III."
Fakir hatte in den zurückliegenden Tagen mehr über die Bedienung kleiner Raumfahrzeuge gelernt als wahrscheinlich die halbe Besatzung der LEIF ERIKSSON.
Fakir und praktisch alle anderen genauso hegten jedoch an der Sinnhaftigkeit des Tuns starke Zweifel. Was bedeutete in weltraumgestützter Kriegführung ein Raumjäger? Kleine Maschinen hatten ihre Berechtigung als Aufklärer. Möglicherweise als militärischer Schutz für Objekte, die wenig finanziellen Einsatz rechtfertigten; spärlich besiedelte Kolonien, Bergbaustützpunkte, Forschungsstationen im Einzugsgebiet kriegerischer Völker.
Im syntronischen Zeitalter, angesichts arkonidischer GWALON-Riesenkelche oder Objekten wie MATERIA, hatte der Jäger so gut wie jede Existenzberechtigung eingebüßt. Und ganz besonders, wenn der Gegner aus Katamaren des Reiches Tradom bestand.
Allerdings war da auch ein dickes Pro-Argument: Das Fliegen mit den Dingern machte mittlerweile einen Heidenspaß.
Fakir warf Grahann Eitan einen flüchtigen Blick zu. Eitan war aus der Kadettencrew der Einzige, der nicht nach oben starrte. Stattdessen hatte er sein billiges Fernrohr bei sich.
„Was machst du da eigentlich?"
„Hmm? Was?"
„Wir reden gerade von Ekre, Grahann. Wir denken gerade, Ekre meint es ernst mit den Jägern."
Grahann schaute ganz kurz auf. „Witze macht der nicht."
„Aber ich meine, was sollen wir mit den Schwalbenschwänzen? Das ist doch Anfängerblech. Die sollen uns Thunderbolts geben. Wir sind im Abschlussjahr!"
„Tja", meinte Grahann einsilbig. „Ich hab gehört, die Flotte hätte nur zweitausend Stück."
„Und wieso kriegen wir die nicht? Das hat sich alles Reginald Bull ausgedacht. Aber er kann uns doch nicht in Schwalbenschwänzen gegen Katamare hetzen."
Kisch Fakir warf seinem Mitbewohner einen ratlosen Blick zu.
Eitan hörte ihm nicht mal richtig zu. Mit dem fetten Grahann war nicht zu reden.
„Weißt du, Kisch ..." ,murmelte das Goldhändchen, „wer an so einem Sonnentag nach oben starrt, dem ist in meinen Augen nicht mehr zu helfen."
Fakir kniff misstrauisch die Augen zusammen. „Wieso?"
Grahann Eitan kicherte. Sein Speck legte sich in Falten und wabbelte gegen den Rhythmus der Kicherlaute.
„Weil ich da so eine spezielle Terrasse im Blickfeld hab. An der Emotionautenetage gegenüber."
Fakir wurde plötzlich misstrauisch. Er streckte fordernd die Hand aus. „Gib mir das Rohr!"
„Und wenn nicht?"
„Dann wird aus Goldhändchen schnell Gipshändchen."
Grahann Eitan reichte ihm das Teleskop.
Fakir checkte die Fassade des Wohnturms mit wachsender Gereiztheit. Da war die lange Bohnenstange, Grahanns Favoritin, in einem knappen Sonnendress; mit knochigen Hüften und einer lächerlichen Haarspange; daneben eine kleine blauhaarige Göttin in Pullover und hautengen Fokhos; eine Art Hosenkombination mit Schlitzen, die nicht von Terra stammte.
Sie.
„Kisch?"
Er gab keine Antwort.
„Müllst du mir wieder mit der Kleinen den Speicher voll?"
„Exakt."
„Da sind auch Aufnahmen von der Langen drin. Wehe, du löschst die."
„Mach ich nicht."
Die beiden Mädchen sahen aus wie auf Urlaub, doch Fakir registrierte die Holobrillen. Emotionauten. Was er sah, war maximal ein halbes Sonnenbad. Der Rest spielte sich an den Innenflächen der Brillen ab. Fakir konnte sich denken, dass der Lernstoff der Mädchen seinen Horizont ein gutes Stück überschritt.
„Kisch, siehst du gerade irgendwelche Gespenster?"
Fakir stand auf, ohne Antwort zu geben. Er reichte Grahann das Telekop zurück und fing kommentarlos an, seine Sachen anzuziehen.
„Sag mal, was willst du eigentlich?"
„Ich geh da jetzt hin."
Der Fettwanst von Plosphos machte erst große Augen. Dann neigte Grahann Eitan anerkennend den Kopf. „Du hast wenigstens Mut, Kisch."
„Nee, ich mach mir gleich in die Hosen.
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