Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
216 - Jenseits von Raum und Zeit

216 - Jenseits von Raum und Zeit

Titel: 216 - Jenseits von Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Gilam’esh deutlich die Wachen der Patrydree hinter der Balustrade zwischen den Säulen auf und ab schwimmen.
    Mindestens zwanzig oder dreißig Westbarbaren bewachten die oberen drei Galerien. Auf der untersten Ebene zählte der Tunnelfeldmeister gut fünfzig der quastenschuppigen Barbaren. Sie waren mit Speeren, Schlagwaffen und Harpunen bewaffnet und hatten den Strahl umzingelt.
    Eine Zeitlang schwebte Gilam’esh über der Stelle, an der das Tunnelfeld aus dem Boden trat. Schwärme kleiner Fische umkreisten den Strahl. Sie hielten instinktiv Abstand zu dem blauen Geflimmer, nur hin und wieder gerieten ein paar Fischchen zu nahe an das Tunnelfeld, wurden hineingezogen und verschwanden von einem Augenblick auf den anderen.
    Fast beneidete Gilam’esh sie: Sie waren viele, jeder von ihnen hatte einen Körper, und sie würden in ein Meer unter einer Sauerstoff haltigen Atmosphäre eintauchen. Sie würden leben und sich vermehren.
    Er beobachtete die Fische mit wachsendem Entsetzen. Jeder dieser kleinen, glotzäugigen Dinger erschien ihm auf einmal wie ein ganzes Universum, ihr Kurs rund um den Strahl wie ein gewaltiger Irrtum. Unendliches Mitleid mit den Fischschwärmen überwältigte ihn. Folgt ihnen in den Strahl!, dachte er. Wenn ihr leben wollt, verlasst diese sterbende Welt und schwimmt in den Strahl!
    Natürlich reagierten die winzigen Fische nicht. Wie sollten sie seine mentalen Impulse auch empfangen? Noch halb starr vor Trauer über die Fischschwärme, die ihre Chance versäumten, schwebte Gilam’esh dicht am Rande des Strahls.
    Seine starken Empfindungen verwirrten ihn plötzlich. Was gingen ihn denn die Fische an? Der Verdacht beschlich ihn, dass seine Gefühle und sein Verhalten unverhältnismäßig sein könnten. Der Strahl, die Körperlosigkeit, die Einsamkeit – brachte ihn all das allmählich um den Verstand?
    Er verdrängte seine Gefühle, versuchte die Fischschwärme zu ignorieren und besann sich auf seinen Plan. Er wollte mit Seinesgleichen die warmen Meere des neuen Heimatplaneten durchqueren. Er wollte leben, er wollte sich freuen, er brauchte einen Körper; um jeden Preis.
    Aufmerksam beobachtete er die Westbarbaren. Nein, sie konnten seine Aura nicht erkennen. Für ihre Augen verschwamm das schleierartige Gebilde mit dem bläulichen Geflimmer des Strahls. Er würde ein ganzes Stück heraustreten müssen, um sie auf sich auf sich aufmerksam zu machen und anzulocken.
    Also konzentrierte er sich, bis sein Geist unter Hochspannung stand und sein Willen sich ganz und gar auf das eine Ziel richtete: Aus dem Tunnelfeld zu schweben und solange dort draußen zu warten, bis einer der Westbarbaren ihn bemerkte.
    Endlich fühlte er sich stark genug. Er drang in die energetische Wand des Tunnelfeldes ein, glitt durch sie hindurch und entfernte sich ein Stück von dem blauen Flimmern. Etwa fünf Längen davor hielt er inne. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Wachposten.
    Nichts geschah, jedenfalls nicht gleich. Gilam’esh wartete. Die Wachen der Westbarbaren schwammen etwa hundertfünfzig Längen entfernt. Sie bewegten sich kaum. Obwohl sie ihm nichts anhaben konnten, wurde ihm unwohl bei ihrem Anblick. Er musste sich überwinden, ihnen noch weitere zehn Längen entgegen zu schweben. Doch selbst danach entdeckte keiner der quastenschuppigen Westbarbaren seine Aura.
    Gilam’esh wartete. Er hatte Zeit, so unendlich viel Zeit…
    Vier Wachwechsel vergingen. Am Ende des fünften tauchte ein großer Schwarm fingergroßer Fische auf. Er war wohl gerade erst aus dem Nordmeer durch die Tunnelfeldöffnung in die Haupthöhle hinein getaucht. Tausende Fische waren es, und sie hatten gelbe und orangefarbene und rote Schuppen.
    Anders als die Patrydree sahen sie Gilam’eshs Aura. Und wichen ihr aus. Dieses Ausweichmanöver eines gewaltigen Fischschwarms, dessen Schuppenfärbung auch hoch einen unübersehbaren Kontrast zu Gilam’eshs bläulicher Aura bildete, war es dann, was endlich die Aufmerksamkeit der Westbarbaren erregte.
    Der Tunnelfeldmeister beobachtete, wie einer von ihnen erregt zu gestikulieren begann. Bald ruderten Dutzende Wachen mit den Armen, deuteten zum Strahl, auf den Fischschwarm und auf Gilam’eshs Aura, und schon legten drei oder vier Patrydree ihre Harpunen an und schossen auf ihn.
    Strahlen aufgeschäumten Wassers fauchten Gilam’esh entgegen – Pfeilbolzen. Instinktiv wich er ihnen aus. Sie gingen an ihm vorbei oder durch ihn hindurch und verschwanden im Strahl. Seine ausweichenden

Weitere Kostenlose Bücher