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216 - Jenseits von Raum und Zeit

216 - Jenseits von Raum und Zeit

Titel: 216 - Jenseits von Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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sich hindöste, verlangte er nach dem Schmerzmittel.
    Lange würde er das nicht mehr tun; drei Rationen noch, dann war der Vorrat erschöpft. Matt Drax fürchtete sich vor dem Augenblick, wenn die Wirkung der letzten Dosis nachlassen würde.
    Yann Haggard war krank; schwer krank. Ein Hirntumor wuchs hinter seinem linken Auge. Der Heiler, der ihn drei Wochen zuvor untersuchte, hatte ihm noch drei Monate gegeben.
    Matt Drax beobachtete den von Schmerzen gequälten Mann aufmerksam, während er das Fläschchen zuschraubte und in seiner Beintasche versenkte. Nur noch drei Dosen. Mit Argusaugen würde er darüber wachen.
    »Das tut gut.« Haggard hob den Blick. Die schmerzverzerrten Gesichtszüge des Sehers entspannten sich zusehends. »Was hast du da in dieser Tasche?« Er deutete auf Matts linke Brusttasche. Ein rundlicher Gegenstand darin beulte den Stoff ein wenig aus. »Da liegt etwas wie ein Schatten über dem Energiefluss deines Herzens. Was ist das?«
    »Ein Glücksbringer.« Matt griff in die Brusttasche und zog den großen Rubin ein Stück heraus. »Ein Edelstein, ich habe ihn geschenkt bekommen.«
    »Wunderbar!« Yann Haggards gesundes Auge weitete sich. »Wie er leuchtet! Er muss sehr wertvoll sein!«
    »Schon möglich.« Matt Drax ließ das gute Stück wieder in seine Brusttasche fallen.
    Haggard deutete auf die Beintasche, in die Matt das Röhrchen mit dem Schmerzmittel gesteckt hatte. »Das Mittel geht zur Neige? Hab ich das richtig verstanden?«
    »Ja.« Matt Drax trat ans Fenster. Sterne glitzerten im Nachthimmel. Das Meer vierhundert Meter unter dem Luftschiff war nicht zu sehen und nicht zuhören. Auf dem Kartentisch brannte eine Öllampe. Zwischen dem Tisch und den an der Wand festgeschnallten Kisten mit Proviant und Material lag de Rozier in seinen Decken. Im Licht der Lampe betrachtete er Zeichnungen und weiße und schwarze Stoffstücke.
    »Wenn die letzte Dosis aufgebraucht ist, will ich nicht mehr leben«, sagte Yann Haggard. Merkwürdigerweise lächelte er dabei. Das lag wohl an dem Schmerzmittel – es enthielt einen ansehnlichen Prozentsatz an Morphium.
    »Dann werden wir eine andere Möglichkeit finden, mon cher Yann«, sagte de Rozier. »Mach dir keine Sorgen.«
    »Ich mach mir keine Sorgen, mein lieber Pilatre.« Der Seher hatte sich gar nicht erst auf die höfischen Umgangsformen des Kaisers eingelassen. Praktisch waren die beiden Männer vom ersten Tag in der Luft an per du. »Wenn die Wirkung nachlässt, stehe ich auf, öffne die Luke und springe ins Meer hinunter. Wo ist das Problem?«
    Matt Drax und de Rozier tauschten besorgte Blicke, keiner der beiden antwortete dem Seher. Was hätten sie einem Todgeweihten auch sagen sollen?
    De Rozier wandte sich wieder seinen Zeichnungen und Spitzenstoffen zu, und Matt sah durchs Gondelfenster zu den Sternen hinauf.
    Der Mann aus dem 21. Jahrhundert entdeckte das Sternbild des Wassermanns, und das der Fische auch. Keine einfache Aufgabe, denn verglichen mit einer Perspektive auf der Nordhalbkugel sahen die Konstellationen hier unten, südlich des Äquators, ein wenig fremd aus. Manche Sternbilder standen geradezu auf dem Kopf. Matt Drax identifizierte Wega, Sirius und Aldebaran. Und er hoffte, Yann Haggard würde wenigstens noch solange durchhalten, bis er den Zeitstrahl entdeckt hatte. Mochte er danach tun, was er wollte; von Matt aus auch gern aus der Gondel springen.
    Das war kein besonders humanistischer Gedanke, weiß Gott nicht, doch dieses unablässige Gejammere seit nun bereits acht Tagen, dieses ständige Gieren nach dem Schmerzmittel – es zerrte gewaltig an seinen Nerven.
    Er holte den Kompass aus der Beintasche und glich Flugrichtung und Sternpositionen ab.
    Ein paar Minuten später, als er am Kartentisch saß und mit dem Sextanten arbeitete, fiel sein Blick auf den Seher: Meister Haggards Kopf war ihm auf die Schulter gesunken. Das gesunde Auge geschlossen und den Mund halb geöffnet, lächelte er selig. Seine Lippen bewegten sich stumm. Gleich würde er wieder anfangen zu orakeln. Matt Drax kannte das schon.
    Der Mann aus dem 21. Jahrhundert widmete sich den Karten, den Sternen, dem Kompass und dem Sextanten. Er wollte die Koordinaten der aktuellen Position bestimmen. Früher – mehr als fünfhundert Jahre früher – im Cockpit eines Militärjets, war das entschieden leichter gewesen.
    »Und, mon ami?«, ließ Pilatre der Rozier sich hinter ihm vernehmen. »Hast du herausgefunden, wo wir sind?«
    »Habe ich.« Matt Drax drehte sich

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