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216 - Jenseits von Raum und Zeit

216 - Jenseits von Raum und Zeit

Titel: 216 - Jenseits von Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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und riss ihn mit sich.
    ***
    Fort, einfach fort.
    Gilam’esh konnte es nicht fassen – sein vertrauter Freund und Bruder Maddrax war vor ihm geflohen! Waren sie sich nicht eben noch einig gewesen? Und jetzt war der Menschenmann auf der Flucht! Seine einzige Brücke zurück in würdiges Leben schien zu zerbrechen. Was war nur plötzlich in Maddrax gefahren?
    Gilam’esh gewann seine Fassung zurück. Auch er ließ sich nun in den Zeitsog des Tunnelfelds fallen. Die Enttäuschung lähmte ihn fast. Wie konnte Maddrax sich einfach seiner Freundespflicht entziehen?
    Gilam’esh irrte eine Zeitlang orientierungslos im Tunnelfeld umher. Wo bist du, Verräter? Ohne ein bestimmtes Ziel schleuderte er zornige Mentalimpulse in alle Richtungen. Du bist mein! Du gehörst mir! Gib auf, oder ich vernichte dich!
    Für einen Moment erschrak er vor seinem eigenen Gedanken. Doch dann erschien ihm sein Zorn vernünftig und Maddrax’ Verhalten absolut verwerflich. Hatte sich der Menschenmann durch seine Flucht nicht als Verräter erwiesen? War er nicht ein treuloser Nichtnutz, ein schändlicher Lügner?
    O doch, das war er, überflüssig und verräterisch! Einer, der weg musste, der seinen Körper für einen Edleren, Besseren räumen musste!
    Ich vernichte dich! Er glaubte zu schreien. Ergib dich mir freiwillig oder ich lösche dich für immer aus! Unbeherrscht und wie besinnungslos schleuderte er seine Hasstiraden in das Tunnelfeld. Warte auf mich und akzeptiere, dass ich der Mächtigere bin! Ich befehle dir: Warte!
    Die Zeitströmungen begannen zu rotieren und rissen seine Aura mit. Durch bunte Farbspiralen stürzte er der Erde und der Erdzeit entgegen. Wo war Maddrax? Wohin hatte der schändliche Verräter sich treiben lassen? Unmöglich, ihn in all diesem Stürzen, Wirbeln und Rotieren zu entdecken.
    Gilam’esh besann sich, zwang sich zur Ruhe, übernahm wieder die willentliche Steuerung seiner Geistwanderung. Die Rotationen wurden langsamer, die bunten Lichtspiralen lösten sich auf. Langsam und konzentriert schwebte er schließlich durch den Raumzeittunnel.
    Aufmerksam tastete er mit seinen mentalen Impulsen das blaue Flimmern ab. Er glitt an Dutzenden Schattenfeldern vorbei: die der Pioniere, die damals unter dem Ork’huz-Meister Ramyd’sam als erste durch das Tunnelfeld zum Zielplaneten gegangen waren. Thuraines, Dickzahn-Wulrochs, Hydree, Materialcontainer, mobile Großkombacter – über Zehntausende von Längen zog sich ihre Kolonne hin.
    Und da! Ein rotes Licht! Weit vorn in der Kolonne der Schattenfelder sah Gilam’esh es schimmern – es war das harte Mineral in Maddrax’ Brusttasche, das dort leuchtete, der Edelstein! Das blaue Fluidum des Tunnelfelds brach sich in ihm. Hatte sich Maddrax also dort vorn zwischen den Transportfischen an der Kolonnenspitze versteckt!
    Gilam’eshs Aura sank zwischen zwei Container der Pionierkolonne. Unterhalb der Kolonne glitt er dem roten Leuchtpunkt entgegen. Je später der Treulose ihn entdeckte, desto besser.
    Von Container zu Container glitt Gilam’esh, von Transportfisch zu Transportfisch arbeitete er sich zur Spitze der Schattenfeldkolonne voran.
    Als nur noch zwei Dickzahn-Wulrochs und drei Container ihn von den drei Schattenfeldern an der Kolonnenspitze trennten, drang er in die Wand des Tunnelfeldes ein. Ihr bläuliches Flirren sollte seine Aura tarnen. Innerhalb der Wand näherte er sich nach und nach dem roten Lichtpunkt.
    Bald konnte er die verschwommenen Umrisse von Maddrax’ Körper ausmachen; vor allem der rote Stein war gut zu erkennen. Der schändliche Verräter hatte sich in der Cockpithauttasche von Ramyd’sams Dickzahn-Wulroch verkrochen. Dort kauerte er zwischen den energetischen Schattenfeldern des Ork’huz-Meisters und seiner Gefährten.
    Deutlicher sah Gilam’esh nun die verschwommenen Konturen seines Blondschopfes und seiner Schultern. Die halbtransparenten Schattenfelder tarnten einen natürlichen Körper nur auf große Entfernungen. Je näher man ihnen kam, desto deutlicher schienen seine Konturen durch die Energieschichten hindurch.
    Sicher, auch für den konzentrierten Blick waren die verschwommenen Formen nur mit ein wenig Glück von den bläulichen Linien und Streifen der Schattenfelder zu unterscheiden. Doch die roten Reflexe des Rubins hatten die Wirkung einer Signallampe.
    Was noch schwerer wog als die ungenügende Tarnung – für Maddrax noch schwerer wog – war der Umstand, dass der Menschenmann sich selbst in die Falle begeben

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