2165 - Rückkehr in den Mahlstrom

Roman Muel-Chen nicht erwacht. Aber selbst wenn, in dieser Situation konnte der Emotionaut uns kaum helfen. „Die wissen genau, wer wir sind", sagte Viena Zakata. So, wie er es sagte, klang es wie ein Fluch. „Immerhin scheinen sie uns nicht vernichten zu wollen", ergänzte Don Kerk'radian. „Das hätten sie längst tun können." Die Walze versuchte, die Datenspeicher der SOL anzuzapfen. Die variablen UHF-Muster des Funkkodes verstrickten sich aber in den Schutzschirmstaffeln des Hantelschiffes.
    Sie kamen nicht bis an die goldene Oberfläche heran. Das war immerhin eine gute Nachricht. „Vielleicht wollen sie unser Schiff wegen seiner Aura", hörte Fee den Arkoniden sagen. „Es würde heißen, dass auch sie einen Weg in das Innere des PULSES suchen." Natürlich!, dachte sie. Das ist es. Die wollen da ebenfalls rein. „-39 Prozent", meldete die Positronik. „Die SOL kommt relativ zur Walze zum Stillstand."
    „Ich glaube, ich hab's", sagte Myles Kantor plötzlich. „Es wäre einen Versuch wert."Fee hatte keine Ahnung, was er meinte, Atlan auch nicht."
    „Don, Feuer frei!", sagte der Arkonide in diesem Augenblick. An Myles gewandt, fuhr er fort: „Was immer du planst, handle jetzt!"
    Kantor murmelte etwas vor sich hin. Fee verstand undeutlich, dass er von bestimmten Frequenzen im SHF-Band sprach. Die SOL schoss aus allen Rohren. Die Geschütze der drei Schiffsteile schickten der Walze ihre vernichtenden Gluten entgegen. Der Fokus lag allerdings nicht auf oder unter der blauen Hülle, sondern kurz davor. Das Kobaltblau verwandelte sich in ein tiefblaues Glühen mit leicht violettem Stich. Die Walze fuhr sämtliche Schirmsysteme hoch. Die gewaltigen Energien hätten ausgereicht, ein Dutzend Ploohnschiffe zu vernichten. Der Kosmokratenwalze brachten sie nicht einmal einen Kratzer bei.
    Aber das lag nicht in Atlans Absicht. Die Kommandantin richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Zugstrahlen. Der Einsatz aller Schirmsysteme beeinträchtigte die Feldstärke der Fesselfelder. Sie schwächten sich sichtlich ab, bis auf dreißig Prozent ihrer ursprünglichen Kraft. Die Triebwerke des Hantelschiffes erwachten. Die Schub anzeigen schnellten übergangslos auf die höchste Stufe: Maximalschub! „Hyperdim-Resonator SZl", sagte Myles mit vor Erregung bebender Stimme. „Hyperdim-Resonator SZ-2. Beide ein. Fokus im Schusszentrum. Achtung, Resonanz erfolgt jetzt!" Der Triebwerksschub sackte kurzfristig ab. Die übrigen Reserven flossen in die bei den Projektoren. Dort, wo die Geschütze der SOL ihren Fokus gewählt hatten, glühte das All unter den vernichtenden Energien. Die Schirmsysteme der blauen Walze reagierten nicht darauf.
    Jetzt allerdings bildete sich exakt an dieser Stelle eine Interferenz aus den Strahlungen der beiden Hyperdim-Resonatoren. Im SHF-Grenzbereich entstand Resonanz. Es bildete sich eine Raum-Zeit-Falte von mehreren Kilometern Länge und Breite. Die Tiefe ließ sich nicht ermitteln. Außen war sie annähernd null, im Innern hing es von der Menge der verwendeten Energie ab. Die Resonanz reagierte zusätzlich mit den hyperphysikalischen Phänomenen in der Glut-Randzone des PULSES. Dadurch wurde sie unberechenbar. Gebannt beobachteten die Männer und Frauen, wie die Walze in den Sog der Raum-Zeit-Falte geriet. Sie rutschte vorwärts, als gleite sie über Eis. Ihre Schirmsysteme sanken auf das Standardniveau zurück, während sie die Triebwerkssysteme aktivierte. „43 Prozent, 44 ...", zählte die SOL-Steuerpositronik. „45 Prozent Lichtgeschwindigkeit erreicht."Bei achtundvierzig Prozent schaltete SENECA die Hyperdim-Resonatoren ab. Die Raum-Zeit-Falte blieb bestehen, und sie zerrte noch immer an der Walze. Fee Kellind starrte angestrengt auf die Taster- und Orteranzeigen. Wer immer drüben in dieser Walze kommandierte - damit hatte er vermutlich nicht gerechnet.
    Ein herkömmlicher Resonanzeffekt mit den halutischen Geräten hätte die Walze vermutlich kaum beeindruckt. Die Interferenz mit den Phänomenen am PULS machte aber sogar ihr zu schaffen. Fee Kellind warf Myles Kantor einen bewundernden Blick zu. Der Chefwissenschaftler saß in seinem Sessel und kommunizierte halblaut mit SENECA. Was draußen vor sich ging, schien er gar nicht zu bemerken. Typisch Wissenschaftler, dachte Fee.
    Mit seinen Gedanken ist er längst beim nächsten Problem. Die SOL erreichte die Fünfzig-Prozent-Marke, während die Walze noch immer mit der Raum-Zeit-Falte kämpfte. Wer als Sieger aus diesem Ringen hervorging, stand