2231 - Der Klang des Lebens
nicht tot", brachte Rhodan schließlich hervor, als er sich wieder kräftig genug fühlte. „Er lebt und ist eigentlich so stark wie zuvor, doch seine Seele ist geschwächt. Und das verdanken wir Selboo." Die Quellen starrten ihn an. Sie schienen das Gesagte nicht gerne zu hören, akzeptierten es aber. Selboos Name tauchte dennoch nicht in dem Choral auf, während Perrys Name mindestens zweimal erklang. Sie brauchten Zeit, noch immer, ehe sie Selboo vollkommen akzeptiert haben würden.
Das Strafgericht hatte da nur einen ersten, starken Impuls geben können, doch das reichte selbstverständlich nicht, um eine Gesellschaftsordnung grundsätzlich verändern zu können.
Langsam und müde ging Rhodan in die Medo-Station. Lotho Keraete war bereits zurückgebracht worden. Auch die drei Toten hatte man hierher geschafft, allerdings nicht in Betten, sondern auf den Boden gelegt; die Motana wollten sie nicht wie Fracht in Deck 1 verstauen.
Rhodan trat zu den Körpern von Mavrip, Akluhi und Bjazia. Sie wirkten so friedlich, als seien sie sanft entschlafen. Nichts an ihnen zeugte von ihrem Todeskampf in Vanidags Umarmung. „Es tut mir Leid", flüsterte er. „Wir konnten euch nicht beschützen. Wir hätten euch nicht allein gehen lassen dürfen."
Von draußen wehte der Gesang der Motana herein.
„Du darfst dir deswegen keine Vorwürfe machen." Zephyda. Die Epha-Motana war ihm unbemerkt nachgegangen. „Es war unsere Entscheidung, und außerdem wussten wir nicht, dass deine oder Atlans Anwesenheit einen gewissen Schutz bot. Du konntest nichts tun."
„Ich hätte es ahnen können", gab Perry zurück. „Ein Gefühl, eine Ahnung ... irgendwas. Aber da war nichts."
„Es ist geschehen. Komm zurück in die Gegenwart. Wir haben keine Zeit zu trauern. Vanidag kann zurückkommen, und dann wird ihn keiner von uns mehr aufhalten!" Atlans Gestalt schob sich hinter Zephyda in die Medo-Station. Die Motana warf ihm einen rätselhaften Blick zu und verließ ohne weiteres Wort den Raum.
„Du hattest einen starken Auftritt, Perry", sagte der Arkonide anerkennend. „Das werden die Motana nie vergessen."
„Irgendwann wird der Unersättliche sich erholen und wiederkehren. Der Schmerz über den Verlust seiner Liebsten kann einem ziemlich zusetzen, nicht wahr? Man empfindet ihn schlimmer als die Gefahr des eigenen Todes."
„Wie meinst du das?", fuhr der Arkonide auf. Dann begriff er. „Oh, klar. Du meinst diese Arinach, die Geliebte Vanidags, wer oder was auch immer sie war. Ja, es ist schon so, wie du sagst."
„Es wird Zephyda nicht leicht fallen, mit nur zehn Quellen die SCHWERT zu fliegen", sagte Perry.
„Sie könnte eine Stütze brauchen."
„Wir hatten uns doch darauf geeinigt, uns nicht über dieses Thema zu unterhalten."
Perry tat harmlos. „Wir unterhalten uns über das Verschwinden des Nebelungeheuers und die Folgen für unsere Expedition."
„Natürlich." Atlan lächelte sardonisch. „Terranische Zungen können so gespalten wie die von Akonen sein."
„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest."
*
Aicha erwartete die Heimkehrer – es war ein anstrengender, langsamer Flug geworden, aber sie hatten es geschafft – mit einem hoffnungsvoll stimmenden Bericht: Die Motana aus Roedergorm und Kimte hatten lange und hart trainiert, und es war gelungen, den Männern ihre bornierte Überheblichkeit auszutreiben. Der Umstand, dass sie niemals Epha-Motana werden konnten, hatte sie dabei allerdings stärker beeinflusst als jede Strafpredigt Aichas.
Ansonsten aber war die junge Frau sehr erfolgreich: Mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen brachte Aicha die Sängerinnen und Sänger auf den richtigen Weg. Sie konnten bei Fehlversuchen ungehemmt immer neue Anläufe nehmen, bis sich der Erfolg einstellte. Ihr Gegner war einzig und allein die Zeit.
Auf Zephydas Nachfrage hin konnte Aicha allerdings stolz verkünden: „Ich habe derzeit zwei komplette Mannschaften, denen ich jederzeit ein Raumschiff anvertrauen würde. Zwei weitere könnten schon bald so weit sein. Mit den anderen ist noch viel Training notwendig."
„Das war gute Arbeit, Aicha", lobte Zephyda. „Ich benötige mindestens vier vollwertige Teams. Wie schnell kannst du das schaffen, Aicha? Es kommt auf jede Stunde an."
„Vier in etwa drei Tagen, der Rest wird dauern. Außerdem haben wir dazu noch gar nicht die Kapazitäten oder gar Bewerberinnen."
„Die bekommst du", versprach Zephyda. „Eines kann ich dir garantieren. Die Frauen aus Kimte brennen
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