2231 - Der Klang des Lebens
nach den verheißungsvollen Berichten, die du Kischmeide zukommen lässt, geradezu darauf, sich zu Raumfahrerinnen ausbilden zu lassen. Es wird also bald kein Mangel an möglichen Epha-Motana bestehen."
„Das hört sich gut an", sagte Aicha. Aber es schwang ein wenig Missmut in ihrer Stimme mit. Denn was Zephyda sagte, klang so, als würde sie die weitere Ausbildung übernehmen müssen. Und das wiederum würde bedeuten, dass sie nicht als Epha-Motana eines Bionischen Kreuzers zum Zuge käme.
Das gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie wollte keineswegs in der Feste von Roedergorm versauern.
Zephyda entging das nicht. Sie sagte: „Ich habe mir gedacht, dass du den Pendelverkehr zwischen Kimte und Roedergorm übernehmen könntest, Aicha. Und zwar mit der SCHWERT."
Aicha strahlte. „Wirklich?"
„Ich brauche eine Pause und die anderen auch. Wir haben es mit letzter Kraft gerade noch nach Tom Karthay geschafft. Bjazia, Akluhi und Mavrip sind tot. Wir müssen das Erlebte verarbeiten. Ihr erhaltet einen kompletten Bericht und die Maßgaben, was zu tun ist – ein Ausflug nach Harn Erelca ist kein Spaziergang. Ich kann dich nicht dazu zwingen, einen so gefährlichen Auftrag zu übernehmen und ..."
„Und ob ich will!" Aicha hätte Zephyda am liebsten umarmen mögen aller Rivalität zum Trotz, die zwischen ihnen bestand und sich vor allem um Atlan drehte.
„Such dir deine Quellen aus, Aicha!", sagte Zephyda.
*
Rorkhete war fast dauernd unterwegs. Er streifte rastlos durch Kimte. Man konnte ihn überall in der Pflanzenstadt treffen. Im Graugürtel ebenso wie im Blütegürtel. Manchmal zog es ihn auch zum Blisterherzen. Er stand dann nur da und starrte lange auf das monumentale Pflanzengebilde, als warte er darauf, dass etwas damit geschähe. Aber es tat sich nichts, solange er auch auf das Blisterherz starrte.
Irgendwann zog er sich wieder zurück und begann erneut seine einsame Wanderung durch das mächtige Baumhaus, das zwanzigtausend Motana beherbergte.
Als es ihn wieder einmal zum Blisterherzen zog, erschien Kischmeide und fragte ihn: „Willst du eintreten, Shozide?"
„Nein, danke", lehnte Rorkhete ab.
„Kann ich dir irgendwie behilflich sein?"
„Sicher nicht." Rorkhete war kurz angebunden, aber er klang nicht unhöflich. Er wirkte auch keinesfalls ungehalten.
„Bedrückt dich irgendetwas?", bohrte Kischmeide weiter. „Du wirkst so nachdenklich, selbstverloren geradezu. Was beschäftigt dich?"
„Ein Ereignis."
„Was für ein Ereignis?"
„Ein zukünftiges Ereignis", lautete die knappe Antwort.
„Hast du eine Ahnung? Eine Vision gar, die von kommendem Geschehen kündigt?"
„Es hat nichts mit übernatürlicher Eingebung zu tun", sagte er und ging davon.
Dann drehte er sich plötzlich um und kam zurück, gerade als Kischmeide schon wieder verschwinden wollte. „Doch", sagte der Shozide. „Du kannst mir helfen. Gewähre mir Zugang zum Teich der Trideage." Kischmeide starrte ihn wortlos an.
*
Rorkhete saß unweit der Wurzeln des Baumriesen, der das Zentrum des Lebens von Kimte war. Hier unten herrschte völlige Windstille. Nichts regte sich. Friede und eine geradezu heilige Stille herrschten, ungeachtet der über 20.000 Motana, die in Kimte wohnten, lärmten und arbeiteten. Rorkhete kletterte über die sich wie Riesenschlangen aus dem Boden krümmenden Wurzeln, bis er zu dem kleinen Gewässer kam, das nur einen Durchmesser von dreißig Metern hatte.
Dies war der Teich der Trideage.
Rorkhete ignorierte die kleine Hütte am Ufer und setzte sich auf den kühlen moosigen Boden. Er starrte über die spiegelglatte Wasseroberfläche, die von geheimnisvollen Dunstschleiern überzogen war.
Hier saß er und hing seinen Gedanken über das bevorstehende Ereignis nach. Es musste schon bald passieren. Es hatte sich alles zusammengefügt. Die Zeit war gekommen.
Aber es ereignete sich nichts. Noch nicht.
Erst als er spürte, wie die Müdigkeit ihn beugte, verließ er diesen Ort und suchte sein Quartier auf.
Der Shozide schlief augenblicklich ein. Sein Schlaf war traumlos.
Rorkhete kam in den nächsten Tagen immer wieder zum Teich der Trideage. Er verbrachte dort bald mehr Zeit als mit seinen Wanderungen. Dieser geheimnisvolle Ort fesselte ihn.
Es war am Tag vor dem Flug nach Harn Erelca, als er wieder am Teich saß und über die glatte, vom dichten Nebel verhangene Wasseroberfläche starrte.
Plötzlich tauchte Rhodan an seiner Seite auf. Der Terraner setzte sich wortlos neben ihn.
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