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224 - Im Turm des Warlords

224 - Im Turm des Warlords

Titel: 224 - Im Turm des Warlords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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auf und richtete den Blick auf den nun finsteren Platz.
    Bei allem Kampfgeist, den ich Aruula zutraute, konnte sie keinen leichten Stand haben, wenn eine Bande von Räubern auf die Idee kam, ihr in ihrem luftigen Quartier auf den Leib zu rücken, um den Flugapparat zu stehlen. Deswegen wollte ich sie nicht länger als nötig allein lassen.
    Dass die Menschen in meiner Umgebung Böses im Schilde führten, glaubte ich nicht. Der plätschernde Geräuschteppich, den sie erzeugten, machte mir erst nach einer ganzen Weile klar, dass sie eine Form des Französischen sprachen.
    Ja, nun fiel mir ein, dass die Franzosen ihre Kultur über Jahrhunderte hinweg nicht nur auf den Komoren verbreitet hatten, sondern auch im madagassischen Norden. Auch hier hatte der Kolonialismus wenigstens eine positive Sache hinterlassen: eine Sprache, die die einheimischen Völker einte. Die Grammatik, die ich zu hören bekam, war freilich so eigensinnig, dass ich mich freute, kein Franzose zu sein.
    Die Gäste waren mehrheitlich Männer einer Generation, zu der ich mich nicht mehr zählte. Ich sah üble Visagen, aber auch offene, lachende Gesichter. Drei oder vier waren sogar sehr attraktiv – und gehörten Frauen. Wir hielten uns in einer Hafenstadt auf und waren auf dem letzten halbwegs heilen Turm einer gründlich geschliffenen Burg gelandet.
    Man musste kein Soziologe sein, um zu erkennen, dass die Gäste dieser Taverne sich von Obrigkeiten nicht herumschubsen ließen. Ich sah die von Wind und Wetter gegerbten Gesichter von Seeleuten und Viehtreibern. Viele waren mit Krummsäbeln bewaffnet, und ihr Blick sagte nur eins: Kuxtu tsu lang auf misch, Fremda, schlitz isch dir Kehle auf.
    Dass sie mich neugierig musterten, wunderte mich nicht: Meine Kleidung und mein helles Haar mussten in dieser Gegend zwangsläufig Aufmerksamkeit erregen.
    Yann, der eine dunkelblaue Kapuzenkutte über seiner Kleidung trug, fiel weniger auf. Dies änderte sich, als sein Gespräch mit dem Wirt zu Ende war und er sich umdrehte, sodass alle sein totes Auge sahen.
    Die Reaktion war unterschiedlich: Ich sah herabsackende Kinnladen und hörte leise Flüche. Die Gespräche erstarben. Die Gäste glotzen Yann wie eine Schmeißfliege an, als er zu mir ans Fenster kam. In meinem Magen breitete sich ein mulmiges Gefühl aus.
    1 »Wie ist die Lage?«, raunte ich, als er neben mir stand. »Sollen wir uns lieber verziehen?« Ich wollte ohnehin nicht hier bleiben: Eigentlich war mir Keetje nicht wichtig genug, um Aruula ihretwegen in einer Umgebung allein zu lassen, in der vermutlich nicht nur die Natur unser Feind war.
    »Keine Ahnung.« Yann tat, als blicke er aus dem Fenster und schaue sich das Unwetter an. »Der Wirt war kooperativ.« Er deutete mit dem Daumen nach hinten. »Es gibt Gegenden auf der Welt, in denen Verrückte für heilig und Missgestaltete für Sendboten der Hölle gehalten werden.«
    »Und in welcher Gegend sind wir gerade?«
    Wie aufs Stichwort hin fingen die Gespräche wieder an. Gläser klirrten, Becher schepperten. Die Gäste lachten, sprachen und tranken. Ich fühlte mich an das Märchen von Dornröschen erinnert; speziell an die Szene, in der das Schloss aus dem Schlaf erwacht und all seine Bewohner die Bewegung vollenden, in der sie hundert Jahre lang erstarrt waren.
    »Was sagt er?«
    »Keetje hat’s wirklich weit gebracht.« Yann schaute mich kurz an. »Sieht so aus, als hätte sie mit Pilatres Gold sehr schnell Karriere gemacht.« Er hüstelte. »Ist ihr aber nicht gut bekommen.« Er deutete zum Tresen hin. »Wollen wir einen trinken, bevor wir weitergehen?«
    »Wir?«, erwiderte ich und runzelte die Stirn. »Ist das unbedingt nötig?« Ich deutete auf die rußgeschwärzte Burg. »Aruula ist…«
    »Ich würde nicht darum bitten, wenn ein Mann allein es schaffen könnte.« Yann legte seine Hand auf meinen Arm. »Es wäre noch besser, wenn wir eine Kompanie hätten, aber leider…« Sein gesundes Auge schaute mich treuherzig an.
    Der Seufzer, der über meine Lippen kam, war nicht zu vermeiden. »Schenk mir reinen Wein ein«, sagte ich. »Ich möchte gern vorher wissen, auf was ich mich einlasse, damit ich mir hinterher nicht jahrelang in den Arsch treten muss.«
    »Reiner Wein?« Yann nickte. Er wirkte nachdenklich. »Das ist es ja. Das, was ich eben gehört habe, klingt einerseits so sehr nach der Keetje, die ich kenne, dass es mich fast zum Lachen gebracht hat, aber andererseits…« Er schaute sich um. »Keetje ist wegen ihrer weißen Hautfarbe

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