224 - Im Turm des Warlords
gleich wieder weg?« Keetje zog einen Schmollmund. »Was ist das für eine Mission? Kann ich dran teilnehmen?«
Mir zog sich die Kopfhaut zusammen. So gern ich die kleine rothaarige Göre mochte – die weitere Reise wollte ich um keinen Preis mit ihr verbringen. Deshalb registrierte ich erleichtert, dass Yann erneut den Kopf schüttelte.
»Unmöglich«, sagte er. »und verraten darf ich darüber auch nichts, sonst wäre sie ja nicht geheim… Allerdings«, fuhr er fort, »behagt es mir gar nicht, dich hier so ganz ohne Schutz zurückzulassen. Wenn sich doch nur jemand fände, der auf dich aufpasst, damit du Wyludas Leuten nicht wieder in die Hände fällst…« Er schielte zu Prinz Maometh hinüber, der schon die ganze Zeit über Keetje anstarrte. Dass er dabei nicht zu sabbern begann, war auch schon alles. Jetzt schien er wie aus einer Trance aufzuwachen. »Oh … ja … äh, da wüsste ich schon jemanden. – Aber wo bleibt meine Kinderstube?!« Er reichte Keetje die Hand. »Ich bin entzückt, Sie kennen zu lernen, Mademoiselle. Ich bin Prinz Maometh. Ich werde vermutlich bald Herrscher über dieses Land sein.«
»Großartig«, sagte Keetje. Sie schien Yanns Abschied ganz gut wegzustecken. »Sind Sie reich?«
»Mäßig reich, würde ich sagen.« Maometh begutachtete sie von oben bis unten. »Sie sind ein bisschen blass, aber Ihre Kinder werden bestimmt eine ganz entzückende Farbe haben.«
»Ich war schon immer für das bunte Leben zu haben«, sagte Keetje. »Je bunter, desto besser.«
»Wenn Sie natürlich auf einen richtig reichen Gatten aus sind«, meinte Maometh, »müssten Sie noch eine Weile warten, bis ich den angeblich so großen Wyluda vom Thron gestoßen habe und über seine Schatzkammer verfügen kann, die er sich aus allen Landesteilen zusammengeraubt hat. Einen Teil des Goldes werde ich natürlich denen zurückgeben, denen es gehört.« Er schaute mich und meine Gefährten an. »Es sei denn, ich könnte den angeblich so großen Wyluda mit Hilfe eures Luftschiffs noch heute Nacht besiegen.«
Yann schien nichts dagegen zu haben, denn er nickte hilfsbereit. Das ablehnende Knurren, das gleichzeitig über seine Lippen kam, wurde eindeutig von Gilam’esh artikuliert.
»Leider dürfen wir uns auf Befehl Kaiser de Roziers nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Reiche einmischen, Prinz«, sagte ich diplomatisch. »Außerdem müssen wir, wie Monsieur Yann schon ausführte, eine dringliche Mission erfüllen, die uns in weite Fernen führt.« Ich warf Keetje einen kurzen Blick zu. »Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass Mademoiselle Keetje sich auch mit mäßigem Reichtum zufrieden gibt, wenn sie nur ein abenteuerliches Leben führen und hin und wieder ihren Hals für Nichtigkeiten riskieren kann.«
Keetje errötete. Ich zwinkerte ihr zu, und sie zwinkerte zurück. »Was meinst du dazu, Yann?«
»Nun jaaa… Ich würde nie den Herrscher eines Landes heiraten, auch nicht, wenn er reich wäre.« Er zuckte die Achseln. »Dass Frauen so etwas tun, ist aber völlig normal.«
»Finde ich auch«, sagte Keetje, und nachdem sie Yann Haggard einen dicken Schmatzer auf die Wange gegeben und ihn ordentlich geknuddelt hatte, hakte sie sich bei Maometh ein, der sie galant nach draußen geleitete.
Als sie verschwunden waren, kehrten Maomeths Leute zurück und kümmerten sich um ihre verwundeten Kameraden und Feinde. Yann, Aruula und ich suchten allein den Weg ins Freie. Als wir ihn gefunden hatten, ging draußen gerade die Sonne auf.
Obwohl mein Hirn noch immer leise brummte, fühlte ich mich so wohl wie seit langem nicht mehr. Ich hatte das Abenteuer mit heilen Knochen überstanden. Was wollte ich mehr?
Ich hatte zwei bis vier tolle Gefährten, und die anderen auch. Zusammen konnten wir die Welt aus den Angeln heben.
»Du, sag mal, Maddrax«, sprach mich Yann in diesem Moment an. »Was ich noch fragen wollte: Was heißt eigentlich ›Letzter Puff vor der Autobahn‹?«
ENDE
Weitere Kostenlose Bücher