2263 - Das Ding aus dem All
noch hinzu: „Keine Anfragen Aquists durchstellen."
Zwischen ihnen gab es nichts mehr zu bereden. Der Stellvertreter hatte sich zu weit aus dem Ozean gewagt. Er würde an der Luft zugrunde gehen.
Endlich tauchte das Zentrum der Stadt in seinem Blickfeld auf. Diesmal nahm er den direkten Weg in die Leitzentrale, den verschnörkelten Kamin. Er schwamm einen Bogen nach oben über den Eingang, legte die Schwingen an und stürzte sich hinein. Unten fiel er wie ein Stein aus der Öffnung. Zwei Karoky, die den Raum gerade betraten, zuckten erschrocken zurück. „Endlich Leben in dieser Stadt", empfing er sie. Den ironischen Unterton verstanden sie sehr gut.
Er paddelte hinüber zum Muschel- !rund, das einzig dem Tenn vorbehalten war. Er sank hinein, streckte die Beine von sich und zog das Terminal zu sich heran.
Er widerrief alle Anordnungen, die sein Stellvertreter gegeben hatte, rechnete jeden Augenblick mit einem Anruf von ihm.
Aber Schandor Aquist tat ihm den Gefallen nicht. Dafür sprangen die beiden Karoky plötzlich von ihren Funkermulden auf und redeten wild durcheinander. Augenblicke später erklang das Wimmern der Sirene. „Planetenalarm!" Remo Quotost schleuderte das Terminal von sich. Er glaubte erneut an eine Eigenmächtigkeit des Stellvertreters. Dann aber baute sich vor ihm das Hologramm der Orteranlage auf.
Bei allen Schutzherren! Hitze stieg in dem Submarin-Architekten auf, die ihn an Magma aus dem Planeteninnern denken ließ. Die Glut schien seinen Körper innerhalb weniger Augenblicke zu verzehren.
Alle Weißen Kreuzer befanden sich auf Graugischt. Das Schiff, das soeben in den Sektor eindrang und Kurs auf Demyrtle nahm, musste zu Tagg Kharzani gehören.
Eine Kybb-Einheit.
Remo Quotost pumpte zusätzliches Blut in seinen Toron und reizte den Verstärker bis zur Höchstleistung aus. „An alle. Graugischt wird angegriffen. Bringt euch in der Tiefsee in Sicherheit!"
Die Toron Erih aus Lathor schafften es zu einem Großteil. Die anderen reagierten zu spät oder waren zu weit weg. Der Zylinderdiskus tauchte über dem Planeten auf.
Die Welt in der Tiefe hielt den Atem an
2.
Eine halbe Stunde zuvor ...
Die Rufe schienen längst verstummt, die sie mit ihren paramentalen Sinnen wahrnahmen. In Wirklichkeit waren sie noch immer vorhanden, doch Keg Dellogun und seine Familie hörten sie aus dem gleichmäßigen Para-Rauschen nicht mehr heraus. Sie steckten jetzt mittendrin, gehörten dazu, bildeten einen Teil der Population - ungefähr dreitausend Individuen.
In der Vorstellung des Familienoberhaupts waren sie alle Kinder der Schutzherrin, denn sie stammten vom Nachwuchs Carya Andaxis ab, den sie einst vor rund dreizehntausend Jahren hier auf Graugischt zur Welt gebracht hatte -nachdem sie zur Schutzherrin geweiht worden war.
Von Graugischt waren sie einst aufgebrochen, in den wassergefüllten „Höhlen" Bionischer Kreuzer, chauffiert von Motana-Besatzungen. Ihre Bestimmungsorte lagen in den Sternenozeanen, in Jamondi und anderen Sternhaufen. So genau wusste es nach der langen Zeit niemand zu sagen, nicht einmal die Schutzherrin.
Dann hatte die Superintelligenz ES alle zwölf Zentren des Schutzherrenordens in Hyperkokons gepackt, voneinander isoliert, um den schrecklichen Krieg zwischen „altem" Orden und dem Gottesreich des gefallenen Schutzherrin Gon-Orbhon zu beenden. Und sie waren nicht nur isoliert worden, zusätzlich war der Pulsschlag der Zeit hier verlangsamt gewesen: Zwölftausend Jahren in Jamondi oder Arphonie standen sieben Millionen Jahre in jener Galaxis gegenüber, die heute Milchstraße hieß. Damals hatte man sie Ammandul genannt.
Keg Dellogun warf den sieben Mitgliedern seiner Familie einen aufmunternden Blick zu. Zum ersten Mal wagten sie sich aus dem schützenden Atoll, schwammen nach Norden, wo sich der Meeresgrund immer weiter anhob und die Küste lag. Ein paarmal tauchten sie auf, genossen den Anblick, der sie ein wenig an Baikhal Cain erinnerte. Allerdings fehlte das üppige Grün jener Welt. Auf dem Festland von Graugischt wuchsen niedere Flechten und Moose, viel mehr war es nicht, was sich auf dem nackten Fels halten konnte.
Gemeinsam ernteten die Schota-Magathe süßes Schilf. Sie fassten es mit den wulstigen Lippen, knickten es und zermalmten die Bruchstellen mit ihren stumpfen Zähnen. Sie kauten die breiten und langen Blätter genüsslich, bis sie satt waren. Heimat! So musste es sich anfühlen, wenn man zu Hause war!
Anschließend machten sie sich daran,
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