228 - Crows Schatten
hohlen Stimme. »Auch das System des Warlynne-Gamma-Modells hat sich zerstört. Alle relevanten Daten sind gelöscht.«
»Wie konnte das geschehen? Wer um alles in der Welt hat es geschafft, Margot auszuschalten? Ich will es wissen!« Crow wandte sich an die Kontrollschirme vor Hagenaus Sessel. Der Doyzländer und Laurenzo versuchten seit Minuten, die aufgezeichneten Daten der letzten Sekunden vor dem Abbruch der Verbindungen mit den Warlynne-Modellen zu laden.
Vier von fünf Prototypen des »Neuen Systems«, die sie nach Waashton geschickt hatten, übertrugen keine Daten mehr ins Kontrollzentrum. Ausgerechnet das Warlynne-Alpha-Modell hatte als erstes aufgehört zu senden – der Prototyp, den von Kotter auf den Namen seiner verstorbenen Frau getauft hatte. Bald nach ihrem Verstummen hörten kurz nacheinander auch zwei Warlynne-Gamma-Modelle auf zu senden. Von Kotter seufzte bedrückt.
»Äußere Gewalteinwirkung!«, blaffte Crow. »Das kann nur äußere Gewalteinwirkung gewesen sein!« Er betrachtete ein Dutzend Standbilder der letzten visuellen Datenpakete, die von Warlynne Alpha gekommen waren. Der Monitor zeigte einen halbdunklen Raum, den verletzten Rev’rend Torture vor dem offenen Turmfenster und alle drei Warlynne-Gamma-Modelle hinter der umgestürzten Kommode vor dem verängstigten Rev’rend. Dann verschneite die Darstellung und erlosch.
»Die Hauptleitung zum Steuerprozessor muss innerhalb kürzester Zeit durchtrennt worden sein«, mutmaßte Hagenau.
»Unmöglich!«, blaffte Crow. »Wer sollte einem Modell des ›neuen Systems‹ den Kopf abschlagen können?«
Sie sichteten die letzten Datenpakete der beiden Gamma-Modelle, zu denen die Verbindung gleich darauf abgerissen war. Die visuellen Daten des ersten zeigten Umrisse eines Dachfirstes, das Geländer einer Feuerleiter und Fenster einer Hausfassade, die vorbeirasten. In seiner Panik hatte der Rev’rend den kleinen Prototypen aus dem Turmfenster geschleudert; mehr oder weniger aus Versehen.
»Kann passieren«, sagte von Kotter mit heiserer Stimme. Hagenau schaltete auf die letzten Daten des zweiten Gamma-Modells um. Man sah die Umrisse einer annähernd humanoiden Gestalt hinter der Türöffnung auf der Treppe.
»Wer kann das sein?«, sagte Crow leise und rieb sich das Kinn. »Wer ist das?« Er schaltete auf die Aufzeichnungen der Daten um, die vom letzten Warlynne-Gamma-Modell übertragen wurden. Man hörte Schüsse, sah Mündungsfeuer, hörte Schreie – und dann wieder die Umrisse der dunklen, massigen Gestalt; zu undeutlich, um sie identifizieren zu können. Danach riss die Verbindung ab.
»Die Daten sind eindeutig«, sagte von Kotter erschöpft. »Warlynne Alpha und alle drei Warlynne-Gamma-Prototypen existieren nicht mehr.«
»Ein herber Rückschlag«, stöhnte Hagenau.
»Eine Katastrophe.« Arthur Crow stierte finster auf den noch immer dunklen Hauptmonitor. »Warum haben wir keine Bilder von Warlynne Beta?«
»Eine Katastrophe ist es ja nun nicht gerade, mein lieber General.« Laurenzo schlug einen leichteren Tonfall an. »Immerhin haben Warlynne Alpha und die drei Gammas die Rev’rends so gut wie ausgelöscht. Wenn das kein Erfolg ist, was dann? Eine Hälfte des Auftrags ist erledigt; und die andere fast erledigt. Warlynne Beta hat Black gefangen genommen – das war sein Auftrag.«
»Es ist wahr.« Von Kotters Finger flogen über die Schaltfelder. »Nur ist er noch in der Stadt.« Die Kontrollinstrumente zeigten eine intakte Verbindung zum letzten Prototypen an. Warum schickte er keine Bilder? »Unterm Strich können wir zufrieden sein: Das ›neue System‹ funktioniert perfekt. Sicher ist es schade um die Verluste – vor allem um Margot –, doch eine Ebene unter uns laufen stündlich neue Modelle vom Band.«
Crow sagte gar nichts. Missvergnügt betrachtete er die flimmernden Bilder auf dem Monitor; sie taugten nicht viel. Von Kotter nahm an, dass die Kämpfe Warlynne Betas Nachtsichtmodus beschädigt hatten; vor allem der Schusswechsel auf der Vortreppe. Dann endlich sah man wieder etwas: Hausfassaden, Einmündungen in Gassen und Hinterhöfe. Hin und wieder fuhr ein Arm Blacks durch das Bild.
»Hoffentlich erwürgt er den Gefangenen nicht versehentlich«, sagte von Kotter besorgt. »Oder bricht ihm das Genick.«
»Warlynne Beta wird nicht unter Feuer genommen«, freute sich Hagenau. »Sie schießen nicht, weil sie fürchten, ihren Hohen Richter zu treffen…«
»Hoher Richter…!« Crow schnitt eine verächtliche Miene.
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