2308 - Die Schattenlosen
„Es reicht, wenn ich erklärt bekomme, ich sei ein Anachronismus.
Ein altes Fossil."
„Und das zieht dich dermaßen runter?", wunderte sich Tifflor. „Wenn ich für jedes Mal, dass mir so etwas gesagt wurde, einen Galax bekäme ..."
„Das ist es nicht, Tiff", seufzte der Aktivatorträger. Er holte tief Luft. „Er ist ..., dass er es dir so sagt, dass du glaubst, dass er Recht hat. Dabei ist er der Anachronismus! Er lebt im Gestern!" Bull schüttelte den Kopf. „Und das Schlimmste ist, um bei deiner Laus zu bleiben, dass ich mir diese Laus selbst in den Pelz gesetzt habe."
„Entwickelst du neuerdings masochistische Neigungen?"
Reginald Bull sah seinen Gefährten aus alten Zeiten an, und plötzlich wirkte er sehr, sehr müde.
„Deine Witze waren auch schon mal besser", knurrte er. „Aber ich kann diese Psycho-Brut nicht ausstehen!
Schon seit Shrivers Zeiten nicht!"
„Oh, nicht diese alte Kamelle. Dein Shrivy?", entfuhr es Tifflor. „Dein alter Folterknecht hat es nicht geschafft, dich zu überleben – also lass ihn ruhen."
„Wenn das so einfach wäre", zischte Bull.
3.
Ela Sie hörte ihren Namen. Die Stimme klang fern, irgendwie unwirklich. Für einen Moment war sie benommen.
Dann blinzelte sie und sah Banis junges Gesicht vor sich.
Sie schüttelte den Kopf, richtete sich auf dem rechten Ellbogen auf und entstieg endgültig Onas Armen. Die Gefährtin lächelte und zeigte ihre weißen, makellosen Zähne. Mit einer Hand strich sie Ela die Haare aus der Stirn.
„Du warst lange bei Ona", sagte sie.
„Wir dachten schon, du wolltest den neuen Tag gar nicht mehr begrüßen."
„Wir?"
Hinter sich hörte sie ein Kichern. Sie setzte sich auf und drehte sich halb.
Tava hob lachend die Hand. Neben ihr stand Shana, die Tava gerade bis zur Schulter reichte, obwohl sie kniete.
Beim Anblick ihrer kleinen Tochter fühlte Ela Wärme in sich aufsteigen.
Sie breitete die Arme aus, und das junge Menschenwesen, gerade ganze zwei Sommer alt, kam auf wackligen Füßen zu ihr gelaufen.
„Ach Shana", flüsterte sie ihr ins Ohr, als sie sie an sich drückte. „Wie habe ich dich vermisst."
Bani lachte. „Du redest, als ob du eine Ewigkeit fort gewesen wärst."
„Für mich war es auch so", sagte die Fischerin. „Ein Tag ohne mein Kind ist fast wie ein Jahr. Wartet nur, ihr werdet es erleben, wenn ihr selbst Mütter seid."
„Nie!", feixte Tava. „Bevor ich einen Mann auf meine Matte lasse, geht die Welt unter."
„Oh, Tava!", sagte Bani. „Wetten, dass es noch in diesem Sommer passiert?"
„Niemals!"
„Das haben schon manche gesagt.
Ela zum Beispiel sträubte sich mit Händen und Füßen, bis ..." Sie stockte. „Ela? Hallo, hier sind wir."
Die Coralie schrak auf. Sie hatte gelauscht. Irgendetwas war ... falsch.
Nicht so, wie es hätte sein sollen. Sie saß mit ihren beiden Gefährtinnen, Fischerinnen wie sie, in ihrem großen runden Zelt und hatte ihr Kind im Arm.
Bani und Tava scherzten, wie sie es immer taten, aber es passte nicht zu der seltsamen Stille. Nur das Prasseln des kleinen Feuers war zu hören, sonst ... nichts.
„Die Vögel", sagte Ela. „Sie singen nicht."
Bani sah sie an. Ihr Lächeln verschwand, und sie schlug die Augen nieder. „Ja", sagte sie. „Ihr Gesang ist verstummt."
„So wie der Regen."
Die Gefährtinnen schwiegen. Ela spürte die Unruhe zurückkehren. Sie hatte tief und lange geschlafen und fast vergessen, was geschehen war, bevor sie in Onas Arme gesunken war. Jetzt war es wieder da.
Sie schlug die schweren Decken zurück und stand auf. Trotz des Feuers war es kalt im Zelt. Ela zog ihr Kleid aus Leinen an und ein Fell darüber. Sie verspürte einen leichten Schwindel, wie schon am Tag zuvor, und wartete, bis es vorbei war. Dann nahm sie Shana auf den Arm und unter das wärmende Fell und ging mit ihr zum runden Ausgang. Ihre Hände waren immer noch bandagiert, aber wenigstens schmerzten die Glieder nicht mehr.
Irgendwo schrie jetzt ein Kind.
Die Fischerin hatte Angst vor dem, was sie zu sehen bekommen würde.
Trotzdem zog sie die schweren Leder mit einem Ruck zurück und trat ins Freie. Sie hatte gelernt, sich Herausforderungen zu stellen und den schnellen ersten Schritt zu tun, bevor der andere ihn zu tun vermochte. Darum ging es bei Gefahr. Davon konnte ein Leben abhängen.
Aber das, was sie sah, war nichts, was man angreifen konnte.
„Ona!", stieß sie heiser hervor. „Es ist noch schlimmer geworden!"
„Es ist schrecklich, Ela", sagte
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