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2309 - Die Augen von Charon

Titel: 2309 - Die Augen von Charon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gefolgt. Sie hatte mir geholfen, in meine Welt zurückzukehren, und ich hatte ihr geholfen, ihre Welt zu finden. Mit jedem Schritt, den wir auf diesem Weg taten, mit jedem Erfolg, den wir gegen die grausamen Unterdrücker errangen, zeichnete sich das Ende für uns deutlicher ab. Jeder unserer Siege war zumindest für mich bittersüß gewesen, hatte den Keim vom Ende in sich getragen.
    Unsere Liebe hatte von Anfang an keine Chance gehabt. Die Welten, in denen wir lebten und die uns an sich banden, waren viel stärker, als jede Liebe es sein konnte.
    Ich hatte mich gerade von ihr verabschiedet, und nun gingen Perry und ich zu den beiden Schutzherren hinüber, zu Carya Andaxi in ihrem Tank und Gon-Orbhon.
    Gon-Orbhon ... ein zumindest äußerlich perfektes Kunstgeschöpf der Kosmokraten.
    Mächtig, aber nicht allmächtig. Nicht ganz. Sonst wäre er nicht der Verlockung Satrugars anheim gefallen, sonst hätte er sich nicht zum Gott Gon-O gewandelt, der die solare Menschheit an den Rand des Untergangs getrieben hatte, als er die Sonne in eine Nova verwandeln wollte, um an den Leichnam der Superintelligenz ARCHETIM heranzukommen.
    Gon-Orbhon, der als Gon-0 die Schuld am Tod von Millionen, wenn nicht sogar Milliarden Lebewesen trug, aber nicht er selbst gewesen war und nun ohne weitere Konsequenzen davonkommen würde.
    Wenn es nach mir gegangen wäre ... Aber es ging nicht nach mir. Es ging nach Perry und den Motana.
    Ich musterte ihn aus tränenden Augen. Perry verabschiedete sich gerade von der Schildwache Lyressea. Innig, so innig, dass er alles um sich herum zu vergessen schien.
    Eine Zeit lang hatte ich geglaubt, zwischen den beiden würde sich auch etwas entwickeln, aber das wäre wohl genauso zum Scheitern verurteilt gewesen wie die Liebe zwischen Zephyda und mir.
    Ich trat zu Gon-Orbhon, nickte knapp, machte keine Anstalten, ihm die Hand zu reichen. Er akzeptierte meine Entscheidung, nickte ebenfalls, und ich wandte mich Carya Andaxi zu. „Atlan", sagte er.
    Ich verharrte in der Bewegung, drehte mich langsam wieder zu ihm um. „Eins noch", fuhr er fort. „Zu den Sternhaufen, die ES in Hyperkokons gesponnen hat, gehört auch die Charon-Wolke. Sie ist bereits in den Normalraum zurückgefallen."
    Schon als ich den Namen erstmals gehört hatte, hatte er meine Aufmerksamkeit erregt. Ich hatte zwar nicht die geringsten Beweise, doch aufgrund der Erfahrungen, die ich während meiner Verbannungszeit auf der Erde mit ES gemacht hatte, vermutete ich, dass der Begriff Charon der griechischen Mythologie für den Fährmann, der die Toten über den Grenzfluss der Unterwelt fährt, keineswegs eine zufällige Übereinstimmung war.
    Ich dachte kurz an Zephyda, die ich nie wiedersehen würde, die zu einem Paradies aufbrechen würde, das sie wahrscheinlich niemals finden würde, auch wenn ich es ihr aus vollstem Herzen gönnte. Ich hatte ihr gegenüber einmal erwähnt, dass Charon auch im terranischen Kulturkreis ein geläufiger Begriff war, und ich vermutete sogar, dass ES gezielt Andeutungen in die griechische Sagenwelt eingeschmuggelt hatte.
    Aber ES war verschwunden, kümmerte sich um uns unbekannte Bereiche seiner Mächtigkeitsballung, und wir konnten die Superintelligenz nicht danach fragen. „Und?" Ich bemühte mich nicht, die Unfreundlichkeit in meiner Stimme zu verschleiern. „Wir haben mehrmals versucht, mit der Bevölkerungsgruppe in der Charon-Wolke, den Charonii, Kontakt aufzunehmen, um ihnen anzubieten, uns zum Ahandaba zu begleiten. Es ist uns jedoch nicht gelungen. Da es keine Möglichkeit gibt, das Innere der Wolke zu beobachten, können wir nicht einmal sagen, ob die Charonii die Isolation überlebt haben.
    Und wir wissen nicht, was in den etwa zwölftausend Jahren geschehen ist, die die Wolke in dem Hyperkokon abgeriegelt war."
    Ich nickte. „Die Charon-Wolke ist also bewohnt?"
    „Du kannst mir nicht verzeihen, nicht wahr?"
    Verwirrt sah ich ihn an. „Du kannst mir nicht vergeben, was ich als Gon-0 getan habe?"
    „Nein", sagte ich geradeheraus, „das kann ich nicht."
    „Das ist dein gutes Recht." Das Kosmokratengeschöpf holte einen kleinen Speicherkristall aus der Tasche seiner Kombination. „Hier findest du einige Daten über die Charonii und ihr prachtvolles Goldenes System, das sich im Zentrum befindet. Die Wolke enthält insgesamt lediglich achtundzwanzig Sonnen. Es könnte durchaus sein, dass es ursprünglich einmal mehr gab, doch die meisten wurden vom Sog des Strukturgestöbers

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