2309 - Die Augen von Charon
die AU-BERG im Gefechtsfall eine Chance gegen den Raumgiganten hatte.
Kommandantin Saronn sah mich fragend an.
Ich zögerte. Bei den beiden anderen Einheiten handelte es sich um Forschungsschiffe der EPETRAN-Klasse, des arkonidischen Gegenstücks zu unseren EXPLORERN.
Vielleicht war Bostich nach dem Massaker in der Solaren Residenz auch nur auf den gleichen Gedanken gekommen wie Perry. „Kurs beibehalten, achtundvierzig Prozent Licht."
„Die arkonidischen Einheiten sind auf Überlicht gegangen!", meldete Gredor. „Sobald sie in den Normalraum zurückfallen, schickst du auf der bekannten Frequenz eine Grußnachricht."
Ich lehnte mich gelassen in meinem Sessel zurück. „Hören wir uns mal an, was die Arkoniden zu sagen haben."
Wobei ich mir eingestehen musste, dass dieser Satz - aus dem Mund eines unsterblichen Vertreters dieses Volkes! -für die Besatzung der VERACRUZ vielleicht etwas seltsam anmutete.
3.
Bericht Atlan: Katz und Maus Skorgon Solten nickte mir knapp, aber nicht unfreundlich zu. Als Expeditionsleiter war er einem gewissen Protokoll verpflichtet und musste auch darauf achten, sich den Barbaren von Larsaf III gegenüber - und vor allem dem abtrünnigen Kristallprinzen - nicht allzu verbindlich zu zeigen.
Begleitet wurde er von Dalak Keloon, dem über 160 Arkonjahre alten Chefwissenschaftler des Konvois, dessen silberweißes Haar schütter geworden war, auch wenn er sich noch geradezu aristokratisch aufrecht hielt.
Die LFT hatte von den andernorts ansässigen Großmächten keineswegs einen alleinigen Anspruch auf das Zentrum der Milchstraße. Auch Verbände des Kristallimperiums waren rings um die Charon-Wolke tätig und stellten Forschungen an. Selbst wenn die Lage angespannt und die Stimmung zwischen den beiden Mächten nicht besonders gut war, kamen sich Terraner und Arkoniden nicht in die Quere, zumindest was die wissenschaftliche Arbeit anging. Die Militärs mochten gelegentlich noch mit dem Säbel rasseln, aber die Forscher - zumindest die überwältigende Mehrheit, die mehr von Neugier als von Vaterlandsliebe geleitet wurde - behinderten einander nicht.
Arkon und Terra waren weit, und die Probleme, mit denen jede Partei im Zentrumsgebiet zu kämpfen hatte, waren zu groß, als dass man sich in Eifersüchteleien erging. Im Gegenteil, auf inoffizieller Ebene verstand man sich unter Wissenschaftlern ganz gut, es war sogar schon zum Austausch von Forschungsergebnissen gekommen.
Was allerdings keiner der Parteien bisher das Geringste genutzt hatte, denn die Charon-Wolke unterschied sich von den bisher beobachteten Sternhaufen, die in der Milchstraße erschienen waren, in geradezu exorbitanter Weise. Allein das Strukturgestöber ihrer Oberfläche hätte genügt, auch ohne einen Datenträger der Schutzherren die Aufmerksamkeit der Arkoniden zu erregen, was schließlich auch fast zwangsläufig geschehen war.
Ich erwiderte das Nicken und deutete auf die Sitzgruppe des Konferenzraums. Sie war schlicht, doch auch die Arkoniden hatten sich einer Zeit anpassen müssen, in der galaxisweit Energiemangel herrschte. Der etwa siebzigjährige Vere'athor ließ jedenfalls nicht durchblicken, dass diese Umgebung nicht seinem Rang entsprach. Solten war als Raumschiff-Kommandant Erster Klasse ein Dreiplanetenträger; das allein war schon ein Anzeichen dafür, wie hoch Bostich die Erkundung der Charon-Wolke einstufte.
Ich sah aus dem Augenwinkel zu Marya Delazar, die mich als Chefwissenschaftlerin der VERACRUZ zu der kleinen, informellen Konferenz begleitete. Die 51-jährige Terranerin im Rang eines Majors brannte vor Neugier darauf, was die Arkoniden uns mitzuteilen hatten, und fuhr sich durch ihr rötlich blondes Strubbelhaar. Sie kannte die bei inoffiziellen Anlässen gültigen Formalitäten lange genug, um nicht vor dem Vere'athor das Wort zu ergreifen.
Das oblag als ehemaligem Imperator des arkonidischen Reiches mir. „Die Forschungen verlaufen sehr schleppend", sagte ich. „Kein Wunder", pflichtete Solten mir bei. „Charon befindet sich nahe dem Zentrumskern der Milchstraße, in einem für alle Raumfahrt sehr gefährlichen Gebiet, und seit seiner Materialisation ist es uns tatsächlich noch nicht gelungen, ins Innere vorzudringen."
Ein belangloses Vorgeplänkel, die Wiederholung bekannter Tatsachen. Ich wusste natürlich mehr als er, hütete mich aber, auch nur ein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren. Beim Austausch von Forschungsergebnissen spielten wir mit offenen Karten, doch mein
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