2351 - Die gefallenen Mächtigen
Jahrtausenden konnte niemand mehr sagen, was damals wirklich geschehen war. Aus der Verkündung waren Legenden geworden, die einander zum Teil sogar widersprachen.
Nuskoginus hob den Blick zum Himmel, doch der Schwarze Fleck war zu dunkel und schwebte zu hoch, als dass er ihn sehen konnte. Er machte nur einige der insgesamt 114 Monde Farner Alys aus, drei, vier der 17 großen Trabanten mit ihren Durchmessern von 8000 bis 10.000 Kilometern, aber keinen der nur wenige Dutzend Kilometer durchmessenden Winzlinge. „Vielleicht ist der Weg das Ziel", sagte er nachdenklich. „Vielleicht hat niemals eine Verkündung stattgefunden. Vielleicht haben die Altvorderen diese Legenden nur erfunden, um uns auf den richtigen Weg zu bringen. Um uns dazu zu bringen, unsere Kultur auf friedliche Weise in Eudoccia zu verbreiten" - er drehte sich um und sah Kafug an - „und nicht mit dem Schwert."
Sein Kollege verstand die Anspielung ganz genau, war jedoch zu überrascht, um darauf zu reagieren, und selbst Inkendyare sog scharf den Wasserstoff ein. „Nuskoginus", sagte sie leise. „Der Schwarze Fleck ist Wirklichkeit. Wir können ihn sehen und orten, auch wenn wir nur ahnen können, was sich darin befindet."
Er hob die beiden dünnen Brustarme und verschränkte die filigranen Fingerglieder.
Manche Vorzeitforscher behaupteten, dass die Gyshanian diesen „Feinmechanikerarmen" ihren Aufstieg zur führenden Macht in Eudoccia zu verdanken hatten. Nur durch die geschickten Finger an den Händen dieser Arme sei ihre Spezies imstande gewesen, eine .Technik zu entwickeln, die es ihr ermöglichte, zu den Sternen vorzudringen.
Eine interessante Theorie.
Er sah Inkendyare vorwurfsvoll an. Sie musste wissen, wie er es gemeint hatte. „Das ist keine Ketzerei. Der Glaube an den Schwarzen Fleck ist schon lange kein Dogma unseres Volkes mehr."
„Aber wir, die acht Gouverneure, haben uns diesem Glauben verschrieben", sagte Unscrow. „Und wir sollten weiterhin daran glauben, wollen wir unserer Aufgabe gerecht werden und eine Galaxis schaffen, in der alle Wesen in Frieden miteinander leben können. Die Natur hat uns als langlebige friedliche Wesen geschaffen, und der Dom Oquaach muss denen in der Burg Oquaach ewiger Ansporn sein. Wenn wir diesen Glauben verlieren ..."
„Was wären wir ohne den Dom Oquaach?", warf Karrillo ein. „Wir, die Bewohner des einzigen unbedeutenden Planeten einer genauso unbedeutenden weißen Sonne, die wir Far genannt haben. 17.780 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum entfernt? Glaubst du wirklich an den Zufall. dass sich ausgerechnet auf solch einem unbedeutenden Gasriesen mit fester Oberfläche und einer Wasserstoffhülle von zehntausend Kilometern Höhe jenes Volk entwickelt hat, das ganz Eudoccia einmal den Frieden bringen wird?"
„Seit undenklichen Zeiten treibt der Dom Oquaach durch die höheren Atmosphäreschichten von Farner Aly", bekräftigte Deltoro, „ein ... Gebäude der Hohen Mächte des Kosmos, das uns Gyshanian allein durch seine Existenz für einen fernen Tag eine große Aufgabe prophezeit. Eines Tages werden wir reif sein - und dann wird der Dom Oquaach sieben aus unserer Mitte in den Dienst der Kosmokraten rufen."
„Das besagen Legenden", hielt Kafug dagegen, wohl nur, um seiner Rolle als dem ewig Widersprechenden gerecht zu werden, „die im Laufe der Jahrtausende so stark abgewandelt wurden, dass wir nicht einmal mehr sagen können, oh ihnen auch nur ein Körnchen Wahrheit innewohnt.
Und wer sollen diese Hohen Mächte sein?
Diese Kosmokraten? Warum haben wir in ganz Eudoccia keine Spur von ihnen gefunden. wenn es sie wirklich gibt?"
„Wir drehen uns im Kreis", sagte Nuskoginus enttäuscht. „Wie oft haben wir bereits darüber gesprochen, ohne zu einem Ergebnis zu kommen? Und wie oft haben die Gouverneure der acht Distrikte, die vor uns kamen, darüber gesprochen?"
„Genauso oft, wie die Gouverneure, die nach uns kommen werden, darüber sprechen werden?", fragte Kafug höhnisch. „Alle acht Jahre kommen wir auf Farner Aly zusammen und konferieren." Dumgard erhob sich ebenfalls, trat aber nicht zu Nuskoginus ans Fenster. „Und jedes Mal führen wir dieses Gespräch. Können wir mit unserer Zeit nichts Besseres anfangen?
Gibt es keine wichtigeren Probleme, um die wir uns kümmern müssen? Die Sauerstoffatmer in Kafugs Distrikt sind in der Tat solch ein Problem, und keiner von uns weiß, wie er es lösen kann. Sollen wir sie unterwerfen, um den Frieden zu erzwingen? Damit sollten wir
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