2355 - Die Ressourcen-Welt
aufbrechen? „Du bist ein so begabter Geometer!", rief er. „Wirf das doch nicht alles weg! Ich verzeihe dir, aber nimm endlich Vernunft an!"
„Ha! So spricht einer, der dem gerechten Tod entfliehen will!" Arfyss' Lachen klang schrill. „Du willst mir verzeihen? Hörst du dir eigentlich selbst zu?"
„Arfyss", versuchte es Jaghiro in beschwörendem Tonfall. „Das große Projekt hat Platz für uns alle, und niemand macht dir deinen Ruhm streitig. Aber wenn du jetzt in Kauf nimmst, dass die Parzellen von Drorah Schaden davontragen ... Willst du wirklich die Zukunft opfern?"
„Die Zukunft opfern?" Arfyss unterbrach sich. „Ich opfere gar nichts! Ich töte dich, und aus deinem Blut entspringt die neue, die bessere, die geläuterte Zukunft! Nein, du bringst mich nicht ab von dem, was wahr, gut und notwendig ist. Du nicht!"
„Dazu musst du mich erst einmal kriegen!" Jaghiro verließ seinen sicheren Platz und floh vor dem Feind.
Arfyss setzte sofort nach. Er stieß ein irres Wutgeheul aus. „Niemand kann mich überwinden. Meine Macht nimmt mit jedem Schritt zu."
Jaghiro erreichte den hinteren Teil der Halle und humpelte im Zickzack. Er musste die wenigen Augenblicke nutzen, die ihm blieben.
Gerade als Arfyss freie Schussbahn hatte, verschwand Jaghiro durch eine Tür ins Freie. Hoch oben, ab dem achten Stockwerk der umliegenden Gebäude, zogen Kolonnen von Metalltrümmern vorbei, durchwirkt von Planeten und Trabanten einer fernen Galaxis. Am Ende der Straße verschwanden sie spurlos, während rechts hinter Arfyss aus der Wand eines Gebäudes die Feuerlohen der brennenden Fabrik ins Freie rasten.
„In Zukunft wird das Zentrum kranke Nachkommen rechtzeitig behandeln, bevor sie Schaden anrichten!", rief Jaghiro. „Dich aber werden sie liquidieren. Das Kommando ist schon unterwegs."
Arfyss E'lhacc schoss blindlings. Er hetzte hinter Jaghiro her, der die Straße überquerte und dem nächsten Hauseingang zustrebte, als wolle er dort Schutz suchen.
Arfyss erkannte das und blieb stehen. Ohne Eile, mit dem Gehabe und der Kaltblütigkeit eines professionellen Killers brachte er den Strahler in Anschlag. „Du wirst es niemandem verraten können, Dummkopf!"
Jetzt blieb auch Jaghiro stehen. Er bot seinem Widersacher die Breitseite dar. „Wer der Dummkopf ist, wirst du gleich sehen. Oder fällt dir nichts auf?" Arfyss E'lhacc zuckte plötzlich mit den Armen und den Fühlern. „Hast du wirklich gedacht, mich töten zu können, ohne dass ich mich zur Wehr setze?", fragte Jaghiro. „Wo, glaubst du, ist meine Ausrüstung geblieben?"
Seltsamerweise spürte Jaghiro keinen Zorn in sich, keine Wut, aber auch kein Bedauern. In diesen wenigen Augenblicken degradierte er sich selbst zur emotionslosen Kampfmaschine, weil dem Kranken anders nicht beizukommen war.
Drei Mordversuche waren genug.
Jaghiro betätigte den Sender, mit dem er den Energiestrahler auf einer der Balustraden justierte und auslöste. Eine Salve aus sechs Stößen raste herab und schnitt Arfyss E'lhacc von vorn bis hinten entzwei. Der Killer gab noch ein Rasseln von sich, dann endete sein Leben im Staub von Kon-Osar. „Wahrscheinlich ergeht es allen Hyper-Oahm'Cara so oder ähnlich", murmelte Jaghiro.
Erst jetzt fand er wieder Zeit, sich um seine eigenen Verletzungen zu kümmern. Der Blutverlust war hoch, die Wunden schlossen durch die Anstrengungen noch immer nicht. Jaghiro verließen die Kräfte.
In Sichtweite einer Gruppe Akonen knickten seine Beine ein, er fiel auf den Bauch. Jaghiro legte den Kopf zwischen die angewinkelten Vorderbeine, um ihn zu schützen.
Dann verlor der Kolonnen-Geometer das Bewusstsein
9.
Taje Karoon-Baal zog die Folie mit dem Plan aus der Brusttasche seiner Einsatzkombination. Die angegebenen Koordinaten stimmten exakt mit denen überein, die seine Mikropositronik anzeigte. Er wandte sich zu der Netzwerkspezialistin aus der LAS-TOÓR um. „Eniva, was ist mit meiner Positronik?"
„Völlig in Ordnung. Im Moment kannst du dich auf sie verlassen."
Der Ma-Pur sah sich um. In der Tat schien es so, als nähmen die Phänomene zur Nebelwand hin ab. Keines der Gebäude versank im Boden, aus dem Himmel spazierten keine Riesen zum Boden herab, als gäbe es extra für sie einen anderen Schwerkraftvektor. „Der Obelisk ist also verschwunden", resümierte Jere tan Baloy. „Ob es wohl für alle gilt?"
„Wenn, dann haben sie sich in den Nebel integriert, sind zu Teilen der Barriere geworden", sagte Taje. Ganz sicher war
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