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Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Prolog
     
    Es war der Regen, der ihn an die Geschichte denken ließ. Er prasselte an die Fensterscheiben, rauschte auf die Dächer herunter und blies seinen bitteren Atem unter der Tür hindurch.
    Die Feuchtigkeit machte seinen Knochen zu schaffen, obwohl er am Feuer saß. Das Alter plagte ihn in den langen, nassen Herbstnächten – und in dem dunklen Winter, der bevorstand, würde er es noch mehr spüren.
    Die Kinder hatten sich um ihn herum versammelt, sie hockten auf dem Fußboden, hatten sich zu zweit und zu dritt in die Sessel gequetscht. Erwartungsvoll blickten sie ihn an, denn er hatte ihnen eine Geschichte versprochen, um die Langeweile an diesem stürmischen Tag zu vertreiben.
    Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, ihnen gerade diese Geschichte zu erzählen, zumindest noch nicht, denn manche waren noch so klein, und die Geschichte war eigentlich nichts für zarte Gemüter. Aber der Regen flüsterte ihm zischend die Worte zu, die er sprechen sollte, sodass selbst ein Geschichtenerzähler, oder vielleicht gerade ein Geschichtenerzähler, auf ihn hören musste.
    »Ich kenne eine Geschichte«, begann er, und einige der Kinder rutschten aufgeregt hin und her. »Sie handelt von Mut und Feigheit, von Blut und Tod, und vom Leben. Von Liebe und Verlust.«
    »Kommen auch Monster vor?«, fragte ein kleines Mädchen, die blauen Augen in ängstlicher Vorfreude weit aufgerissen.
    »Monster kommen immer vor«, erwiderte der alte Mann. »So wie es immer Männer gibt, die sich ihnen anschließen, und Männer, die sie bekämpfen.«
    »Und Frauen!«, rief eines der älteren Mädchen. Er lächelte.
    »Und Frauen. Tapfere und aufrechte, böse und todbringende Frauen. Ich habe beide gekannt. Diese Geschichte, die ich euch heute erzähle, spielt vor langer, langer Zeit. Sie hat viele Anfänge, aber nur ein Ende.«
    Der Wind heulte ums Haus, und der alte Mann ergriff seine Teetasse, um sich die Kehle zu befeuchten. Das Feuer knisterte, und im Schein der flackernden Flammen wirkte sein Gesicht wie von güldenem Blut belebt.
    »Dies ist ein Anfang. In den letzten Tagen des Hochsommers stand der Zauberer auf einem Felsen hoch über der tosenden See, während Blitze blau über einen schwarzen Himmel zuckten.«

1
     
    Eire, in der Gegend von Chiarrai 1128
     
    Auch in seinem Inneren herrschte Sturm, so dunkel und heftig wie auf dem Meer, peitschte sein Blut und tobte innen wie außen, während er auf dem regennassen Felsen stand.
    Der Name seines Sturms war Trauer.
    Trauer, die aus seinen Augen funkelte wie die Blitze, die über den Himmel zuckten. Trauer, die die Luft erbeben ließ mit dem dumpfen Grollen und Krachen des Donners.
    Hoch reckte er seinen Stab und schrie die Zauberworte. Die roten Blitze seiner Wut und das Tosen des Sturms ließen jeden, der noch draußen war, schleunigst in sein Haus eilen, Türen und Fenster hinter sich verriegeln und die Kinder um sich versammeln, um zu den Göttern zu beten.
    Und selbst die Feen in ihre Hügelfestungen zitterten.
    Der Felsen bebte, das Meer wurde schwarz wie der Schlund der Hölle, und immer noch tobte der Sturm, und immer noch trauerte er. Der Regen, der aus dem Himmel fiel wie aus einer offenen Wunde, wurde rot wie Blut und kochend heiß, und die Luft roch verbrannt.
    Danach hieß sie auf ewig die Nacht der Trauer, und wer sich daran zu erinnern wagte, sprach von dem Zauberer, der hoch aufgerichtet auf der Klippe stand, während der blutige Regen seinen Umhang tränkte und über sein schmales Gesicht rann wie die Tränen des Todes, als er Himmel und Hölle verfluchte.
    Er hieß Hoyt, seine Familie waren die Mac Cionaoith, die angeblich von Morrigan abstammte, der Feenkönigin und Göttin. Er besaß große Macht, aber er war noch sehr jung und übte sie mit einer Leidenschaft aus, die keinen Raum für Vorsicht, für Pflicht, für Licht ließ. Sie war sein Schwert und seine Lanze.
    Er rief in diesem furchtbaren Sturm den Tod an.
    Und im Heulen des Windes wandte er dem aufgewühlten Meer den Rücken zu, und dort stand, was er gerufen hatte. Sie – denn sie war einmal eine Frau gewesen – lächelte. Sie war unglaublich schön und kalt wie der Winter. Ihre Augen waren lichtblau, ihre Lippen rosig wie Rosenblüten, ihre Haut milchweiß. Ihre Stimme klang wie Musik; die Stimme einer Sirene, die schon unzählige Männer ins Verderben gestürzt hatte.
    »Du hast es eilig, mich zu sehen. Wartest du so ungeduldig auf meinen Kuss, Mac Cionaoith?«
    »Hast du meinen Bruder getötet?«
    »Der

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