2358 - Pilot der Chaotarchen
wartete, der nie auftauchen würde.
Alarmanlage und Überwachungskameras waren geradezu antike Modelle und einfach auszuschalten gewesen. An den beiden Zugängen gab es noch aktive Sensoren, doch die Ventilation wurde davon nicht erfasst.
Sgisg Rotker glitt aus dem Luftschacht und ließ sich nach unten plumpsen, in den Graben, der das Gelände umgab. Spiralig gewunden wie eine Sprungfeder, fing er den Sack mit dem Welpen sachte auf.
Dann nahm er seine bevorzugte Gestalt wieder an, ergriff das Bündel mit einem Pseudopodium und stieg in den Mietgleiter.
Ich hab's vollbracht, dachte er, während er die Stadt La Untique ansteuerte. Mann, ich hab's wirklich durchgezogen! Und dabei bin ich nur fünfzig Prozent meiner selbst...
Vor Schreck wäre er beinahe kollabiert, als ihm plötzlich vier Polizeischweber den Weg versperrten. Waren der Einbruch und der freche Diebstahl doch bemerkt worden? „Stadtschutz. Fahrzeugkontrolle", funkte einer der Polizisten. „Landen Sie auf dem Dach da unten!"
„Wwarum?", würgte Sgisg heraus. „Großfahndung. Nun machen Sie schon, wir haben noch ein paar hundert andere Gefährte zu überprüfen."
Großfahndung? Nach ihm? Schon so kurz nach der Tat? Nein, das konnte nicht sein.
Unwesentlich beruhigt, setzte er an der Stelle auf, die ihm bezeichnet worden war, und stieg aus. Die Polizisten guckten in Fahrgastzelle und Laderaum des Mietgleiters. Den Leinensack mit Sgisgs Beute ignorierten sie. „Danke, erledigt. Eins noch: Kennst du diese Person, oder ist sie dir irgendwann zufällig begegnet?"
Sgisg hatte Mühe, nicht vor Aufregung zu zerfließen. Das Bild, das ihm der Polizist hinhielt, zeigte den unheimlichen Fremden.
Kein Zweifel möglich: Es handelte sich um denselben düsteren Hünen, den Sgisgs anderes Ich derzeit daheim in seinem Zwinger nach allen Regeln der Kunst folterte. „Nie gesehen", log er. „Was hat der Typ denn angestellt?"
„Geheimsache. Soll wohl vertuscht werden. Jedenfalls - sollte er dir unterkommen, ruf mich sofort an, ja?"
Der Polizist gab ihm eine Visitenkarte. „Es wurde eine erstaunlich hohe Belohnung ausgesetzt. Mehr als genug für uns beide.
Verstehen wir uns?"
„Jja. Ja, sicher."
„Schön. Angenehme Weiterreise!"
Den Rest der Strecke legte Sgisg wie in Trance zurück. Er sperrte den Welpen, der bald aufwachen würde, in den vorbereiteten Käfig. Dann verschmolz er mit seiner anderen Hälfte. Das war fast noch unangenehmer als die Teilung, aber er benötigte jetzt seine volle geistige Leistungsfähigkeit.
Hohe Belohnung, soso ... Sollte der alte Sgisg Rotker ausnahmsweise eine Glückssträhne erwischt haben?
Er blickte von der Visitenkarte. des Polizisten zu dem Riesen in der Foltermaschine. Die geschlossenen Lider zuckten. Aus den Halsschlitzen drang lang gezogenes Fauchen und Winseln.
Der Kerl würde doch nicht just in diesem Augenblick wieder zu sich kommen...?
Sgisg wälzte sich zu den Kontrollen der Apparatur und erhöhte sicherheitshalber die Intensität um eine weitere Stufe.
*
Du warst eindeutig in der schlechteren Ausgangsposition, Erzfeind Kirmizz.
Erstens wusste ich bedeutend mehr über Raumkrümmungs-Barrieren. Zweitens konnte ich meine Psi-Fähigkeiten auch in der Kosmität zum Einsatz bringen, du die deinen hingegen nicht.
Dem hatte der Lehrkörper aus Selbstschutz einen Riegel vorgeschoben. Schließlich hatte ihn damals Gon-Orbhon mittels Mental-Dislokation überwältigt. Und dein Schmerzruf wäre den Inkarnationen auch nicht gut bekommen.
Ich jedoch wandelte in Dimensionen und verwandelte sie nach Belieben. Den Übergang auf deine Seite des Horts hatte ich rasch aufgespürt. Man kann ihn sich sinngemäß so vorstellen wie das hauchzarte Gespinst, das die Zwillingspilze Debram &Febra verbindet.
Aber ich wechselte nicht hinüber zu dir.
Ich wartete, bis du auf mein Terrain kommen würdest. Du brauchtest viel, viel länger als ich, das Verbotene Tor zu finden, zu öffnen und zu durchschreiten.
Diese Zeit nutzte ich, um mich vorzubereiten und für unser Duell zu rüsten.
*
Die Kosmität schien etwas zu ahnen.
Kirmizz wurden kaum mehr Freistunden gestattet. Man deckte ihn mit Unterrichtseinheiten ein, hielt die Erholungspausen so selten und kurz wie möglich.
Offiziell lautete die Begründung dafür, die letzte Ausbildungsphase sei nun mal die intensivste. Doch er war überzeugt, dass er in Wirklichkeit nur noch besser bewacht werden sollte. Obwohl auch der Campus buchstäblich Augen und Ohren
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