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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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PROLOG
     
    Basie Blossom nahm die breite Straße, die parallel zum Strand verlief. Er ließ den nachtschwarzen Cadillac ganz langsam rollen, weil er Zeit hatte. Das mit der Frau drängte nicht.
    Überall waren große und kleine Gruppen von Spaziergängern zu sehen, Touristen, die die Getränkestände umlagerten oder mit ihren breiten Fernsehärschen im Sand saßen und Bier saufend zusahen, wie die kleinen Wellen träge den Strand hinaufliefen. Basie nannte sie voller Verachtung Sixpack-Pack. In ein paar Tagen würden sie den Nachbarn zu Hause wichtigtuerisch erklären: »Also, wir waren ja jetzt kurz auf den Bermudas, ewiger Sonnenschein und so. Muss man ja auch mal gesehen haben …«
    Basie hasste diese Sorte Touristen, weil die meisten von ihnen es nicht geschafft hatten und es auch nie schaffen würden. Und weil er bei vielen von ihnen die Zeichen entdeckte, die er an sich selbst vor Jahren so gehasst hatte: dieses ewige Auf-der-Stelle-Treten, dieses lebenslängliche Abstottern von Kleinkrediten, diese biergefüllten Bäuche und diese fetten, wabbelnden Ärsche, bei denen man nie wusste, wo sie anfingen und wo sie aufhörten. Er nannte sie immer Kniekehlenärsche.
    Basie hatte nicht damit gerechnet, dass der Chef ausgerechnet jetzt Lust auf eine Bestrafung Evas haben würde. Die Geschäfte liefen überall auf der Welt ganz ruhig, und es gab keinen Stress, nirgendwo. Im Gegenteil: Plötzlich war die Nachricht gekommen, dass die Regierung im Sudan die Waffen trotzdem haben wollte, wenn möglich schon gestern. Und der Chef hatte sanft ins Telefon gegrinst und gesagt: »Na, dann schicke ich sie euch rüber …«
    Aber anschließend hatte der Chef mit dem Kardinal telefoniert und sich furchtbar aufgeregt. Wahrscheinlich klappte es wieder mal nicht mit der deutschen Politik, wahrscheinlich quasselten sie nur, statt irgendetwas zu entscheiden. Jedenfalls hatte er danach Basie gerufen und angeordnet: »Wir wollen heute Abend eine Eva sehen, eine schmutzige, kleine Eva …« Und gleichzeitig hatte er bestimmt, dass Pater Anselm den Abend irgendetwas außerhalb des Hauses unternahm, einen Besuch im Kloster der Minoriten vielleicht. Es war gut, Pater Anselm wegzuschicken, wenn eine Eva kam.
    Basie steuerte den Wagen nach links in das Gebiet des alten Hafens hinein, wo die meisten Kneipen und Destillen der Einheimischen lagen und die meisten billigen Nutten zu haben waren. Hier trieben sich noch mehr Touristen herum. Die fanden das alles sicher sehr romantisch und wahrscheinlich hofften sie, gleich käme Kapitän Hook mit federbesetztem Dreispitz um die Ecke und würde drohend seinen Hakenarm schwingen. Wie sagte der Chef immer? Dieses Amerika kann nur von Walt Disney erschaffen worden sein.
    Basie fuhr den Cadillac auf den Parkplatz vom Coque d’Or, wo der alte Billy von morgens bis abends angeblich auf die Autos aufpasste und dafür manchmal einen Dollar kassierte. Mittags schickte Scooter aus der Bar dem Billy ein Essen auf den Platz, weil er ein paar schmutzige französische Lieder singen konnte, von Belle zum Beispiel, die niemals eine Hose unterm Rock trug. Dann stand Billy mit seiner zerkratzten Gitarre breitbeinig vor einer entzückten Touristengruppe und sang seinen Text, und die Touristen johlten und fotografierten ihn und spendierten ihm ein paar Münzen.
    »He, Billy«, sagte Basie freundlich und reichte dem Alten fünf Dollar. »Ich suche ein Auto, möglichst alt und vergammelt. Hast du da was?«
    »Du könntest den Toyota von Tragger nehmen. Der fällt bald auseinander. Tragger fährt sowieso nicht mehr, weil er meistens besoffen ist. Soll ich ihn fragen, wie viel er haben will?«
    »Tu das«, nickte Basie. Es war wichtig, dass keine Spur zum Chef führte.
    Er ging in die alten Gassen hinein und genoss das Gewimmel der vielen Menschen. Es gab ihm ein Gefühl der Sicherheit, und hätte er die Wahl gehabt, hätte er sich genau hier eine Wohnung besorgt. Eines Tages würde er das wirklich tun.
    Er steuerte die Royal Canadian Bank an und fragte sich zum hundertsten Mal, wieso es die hier gab. Musste was mit Geldanlagen zu tun haben, mit der Art Geschäfte, die der Chef machte. Das war aber eigentlich auch ganz egal, für Basie zählte nur das Konto, das er seit sechs Jahren dort hatte. Und das war hübsch fett und sah verdammt gut aus.
    Irgendwer musste schließlich das Geld, das an den Rändern ihres Lebens reichlich heruntertropfte, aufsammeln und einsacken. Da war die Sache mit den siebentausend US-Dollar für

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