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2368 - Sonderschaltung Tanta

Titel: 2368 - Sonderschaltung Tanta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Befehlsbestätigung durch mich als Hochrang-Berechtigten „nachgereicht" wurde.
     
    *
     
    Mit einem letzten Blick in die Runde verließ ich die Programmierungsbereiche und machte mich auf den Weg zur Hauptzentrale. Der 70 Meter hohe Kuppelsaal war von einer ganzen Reihe Sekundär- und sonstiger Nebenzentralen umgeben, darunter die flach gewölbte Leitstelle mit der mehrstufigen Terminal-Anordnung in der Art eines Amphitheaters und jene, von der aus ein direkter Zugriff auf KHARAG möglich war. Sie wurde nur noch von den Programmierungsbereichen überboten, war allerdings über einen der Hauptgänge einfacher zu erreichen.
    In den Korridoren standen in unregelmäßigen Abständen die Statuen von bedeutenden Lemurern; Tamräte hatten sich auf diese Weise verewigt, aber auch Wissenschaftlern und Hyperphysikern waren Denkmäler gesetzt worden. Nahe dem Eingang zur Zugriffszentrale erhob sich von einem Sockel das lebensgroße Abbild von Nevus Mercova-Ban. Da in den Lebenserinnerungen des Tamrats diese Statue nicht enthalten war, ging ich davon aus, dass sie nach seinem Tod von Selaron Merota und seiner Tochter aufgestellt worden war, die damals unter den Namen Noral und Shurya Atorem aufgetreten waren. 1225 NGZ hatte ich zwar bereits gewusst, dass die beiden mit einer Zeitmaschine in die lemurische Vergangenheit vorgedrungen waren - doch erst im Zusammenhang mit meinem Traversan-Abenteuer waren weitere Zusammenhänge und Hintergründe klar geworden. Selaron Merota war der bereits von Mirona Thetin erwähnte Erbauer der Zellaktivatoren der Meister der Insel. Dass es sich bei ihm um ihren Vater gehandelt hatte, erfuhr ich erst Jahrzehnte später. Gleiches galt für die Informationen, dass sich Ermigoa, der ich im Mai 3460 begegnet war, als ihre Halbschwester erwiesen hatte.
    Ihrer beider Reise in die Vergangenheit hatte in vielerlei Hinsicht Einfluss auf die Entwicklung der Lemurer gehabt - und war, wenn ich die Erinnerungen Nevus' richtig interpretierte, sogar mit einer Auseinandersetzung zwischen ES und Anti-ES verbunden gewesen. Kaum gedacht, wirbelten Bilder und Impressionen vor meinem inneren Auge, bahnten sich Nevus' Erinnerungen einen Weg in mein Wachbewusstsein. ... und mit abgehackt wirkenden Bewegungen gaukelte plötzlich ein großer Schmetterling in mein Sichtfeld.
    Spiralzeichnungen in Gelb und Rot bedeckten die trapezförmigen Flügel.
    Unwillkürlich streckte ich den rechten Zeigefinger aus. Eine spontane Regung - umso erstaunlicher, dass der Falter tatsächlich näher kam und landete.
    Mehrfach klappten die Flügel auf und zu, legten sich aneinander und breiteten sich wieder aus. Die Spiralen rotierten plötzlich mit irrwitziger Geschwindigkeit, blähten sich zu farbigen Schlieren - und zersprangen wie der Schmetterling selbst.
    Stattdessen sah ich sich ausdehnende Schwaden aus Goldflitter.
    Die wirbelnden Partikel formten zwei Wolken, die sich voneinander entfernten, anfangs noch verbunden durch eine sich mehr und mehr verengende „Nabelschnur", die schließlich riss. Links blitzte Helligkeit auf und, wuchs zu einer strahlenden Zone, rechts dagegen verdunkelten die Teilchen und formten eine nachtschwarze Ballung, die sämtliches Licht aufzusaugen schien.
    Ausläufer griffen nach dem Gegenüber versuchten es zu umschlingen. Kreisrund war die entstehende Figur, in der Licht und Finsternis durch eine geschwungene Linie voneinander getrennt waren. Ein Zeichen, das in bemerkenswerter Ästhetik für die Trennung wie auch Verbundenheit der Gegensätze stand.
    Laut hallendes Lachen erklang. Es kam aus beiden Zonen, aus Licht wie Finsternis. Im Licht wirkte es jedoch sanft, verständnisvoll, gütig, in der Dunkelheit dagegen rau, ablehnend und höhnisch.
    Lauter und lauter wurde das Gelächter, dröhnend, fremdartig, erschreckend in seiner Gegensätzlichkeit...
    Ich schüttelte mich und drängte den Schub mühsam zurück. Für Augenblicke pulsierte mein Zellaktivator heftiger und verströmte warme Impulse. Ich musterte die Gestalt der Statue - weiterhin von vielfältigen Erinnerungen heimgesucht, einem bizarren Gemenge aus selbst Erlebtem und solchem, was von Nevus stammte. Etwa von meiner Größe, war Mercova-Ban schlank und im Vergleich zu anderen Lemurern grazil gebaut gewesen; bleiche Haut, weiße Haare und rote Augen vervollständigten das Bild des auf Zeut Geborenen.
    Aus weiter Ferne glaubte ich „seine Stimme" zu hören: Das für uns typische Abjin ergab sich aus der Kombination der Paradrüse unseres

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