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244 - Der dunkle Traum

244 - Der dunkle Traum

Titel: 244 - Der dunkle Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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dem auch Daa’tan nicht gewachsen war – eine Kreatur, die mit der Transportkapsel bis zu den Gefangenen vordringen konnte. Also fing und zähmte Aldous eine Valvona, deren Wildheit, Kraft und körperliche Eigenschaften ideal für sein Vorhaben waren.
    Während dieser Monate besuchte er einen Tatooner. Er würde sich äußerlich verändern müssen, um bei seiner Rückkehr nach Wimereux unerkannt zu bleiben – und das tat er überaus radikal: Er ließ sich unzählige Motive in die Haut stechen und litt dabei Schmerzen, die ihn reinigten. Er stutzte sich die langen Haare und erwarb die antike Sonnenbrille, die der Tatooner trug.
    Nachdem Aldous in Taraganda eingetroffen war, begann er Rulfan und Lay zu beeinflussen. Dazu benutzte er eine Droge, die er Cannus nannte, und Hypnose. Er überredete Rulfan, die Orchidee für seine Liebste zu suchen, und folgte ihm. Fast wäre sein Plan gescheitert, denn mit dem Razzor hatte Aldous nicht gerechnet. Todesmutig lenkte er das Raubtier von Rulfan ab; ein waghalsiges Unternehmen, denn er musste immer darauf achten, dass Rulfan ihn nicht entdeckte.
    Als der Mann aus Salisbury auf den Felsvorsprung geklettert war, war Aldous vor ihm da und sorgte dafür, dass er abstürzte. Noch an Ort und Stelle heilte der Schamane die schlimmsten Verletzungen des Albinos, täuschte in Taraganda eine Vision vor und barg den Verletzten.
    Von nun an hatte er alle Zeit der Welt, Rulfan, aber auch Lay, unter seine Kontrolle zu bekommen. Er flüsterte dem Mann aus Salisbury jenen Hass auf Daa’tan ein, der sein eigener war. Er förderte Rulfans längst vergangene Erinnerungen zutage, wühlte in dessen erlittenen Verletzungen und stocherte in jedem Trauma, das er in der Seele des Albinos finden konnte. So machte er auch Rulfan zu einem Instrument der Rache.
    In der Wolkenstadt betrat der Alte voller Sorge den Kaiserpalast. Würde Victorius ihn erkennen? Nein – obwohl der Prinz Verdacht schöpfte, blieb seine Identität verborgen. Aldous hatte sich in den letzten Monaten zu sehr verändert. Alles lief nach Plan.
    Acht Monate hatte Aldous für seine Rache gearbeitet, hatte seelische und körperliche Schmerzen erlitten, hatte ein Raubtier gezähmt und sich das Vertrauen eines Menschen erschlichen, den er im Grunde sehr gerne mochte. Und nun war es so weit, seine Rache zu vollenden.
    Daa’tan würde sterben!
    ***
    »TÖTE!«, schrie der Schamane noch einmal, obwohl die Kapsel schön längst im Inneren des Kerkers verschwunden war.
    Victorius brüllte auf und versuchte, an den Knopf zu gelangen, der die Kapsel wieder zurückholte. Aber er war noch benommen von dem Tritt der Valvona, und Aldous versperrte ihm den Weg.
    Zwei der Wachen, die den Lärm gehört hatten, stürmten mit gezogenen Waffen herbei. Sie rissen Aldous vom Schaltpult weg.
    »Gas einlassen!«, befahl Victorius knapp. Einer der Männer eilte zu einem Kasten, der auf der Betonhülle saß, und öffnete ihn mit einem Schlüssel.
    Aldous lachte. Tränen liefen über das Gesicht des Alten. »Zu spät, mein schwarzer Prinz! Ihr werdet Daa’tans Tod nicht mehr verhindern können!«
    Victorius suchte Rulfans Blick. Er war verwirrt, verstand die Beweggründe des hageren schwarzen Mannes nicht. Rulfan nickte langsam. »Zu spät, mein Freund…« Er stand am Fenster und sah, dass das Unheil seinen Lauf nahm. Auch wenn der Wächter in diesem Moment den Hahn in dem Kasten umlegte und Gas in die Zellen zu strömen begann – die Kapsel hatte sich schon geöffnet und die Valvona faltete sich soeben auseinander.
    »Halt sie auf!«, fuhr Rulfan zu Aldous herum, der, von dem Soldaten festgehalten, zum Fenster stierte.
    »Warum sollte ich?«, spie der Alte aus. »Und selbst wenn ich es wollte, Winda würde mich durch das Glas nicht hören.«
    Er hat mich benutzt! Er hat mich die ganze Zeit über benutzt!, dachte Rulfan.
    Aldous wand sich im Griff des Soldaten. »Lass mich los, Mann! Ich will es sehen, in allen Einzelheiten!« Doch die Wache hielt ihn eisern fest. Aldous’ Stimme steigerte und überschlug sich. »Lasst mich es sehen! Dieses Schwein hat mein Dorf vernichtet, hat meine Familie getötet! Ich will sehen, wie er stirbt!«
    Victorius erreichte Rulfan. Er bebte vor Zorn und packte den Albino am Arm. Schweiß strömte über sein schmerzverzerrtes Gesicht. »Diese Nachricht, die du Daa’tan überbringen wolltest – war sie nur ein Trick? Steckst du mit ihm unter einer Decke?«
    »Später, mein Freund…« murmelte Rulfan aufgewühlt. »Das ist

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