2454 - Schiff aus der Ewigkeit
Impression, mehr nicht. Und je mehr von uns daran arbeiten, desto verzerrter wird jedes Bild durch die jeweilige individuelle Ausdeutung."
Rhodan schüttelte den Kopf. „Ich kann dir nicht folgen, Castun Ogoras.
Weißt du, was ich glaube?"
„Ich kann dich wohl nicht daran hindern, es mich wissen zu lassen!"
„Du betrügst nicht nur die anderen, sondern auch dich. Du bist besessen von diesen ... anderen Wesen, die deine Urahnen sein könnten. Du willst diese Suche nach ihnen für dich ganz allein.
Du bist ..."
„Hör auf!", schrie ihn der Yakonto an.
Er hatte endlich den Kopf hochgerissen und funkelte ihn böse an. „Hört endlich auf – alle! Ich weiß, was ich tue, und ich tue es für uns alle! Auch für dich!"
Im nächsten Moment griff er sich an die Brust. Schloss die Augen. Taumelte und sank zurück in seinen Sitz.
„Ich rufe einen Medo-Robot", kündigte der Terraner an. „Wenn du dir schon selbst nicht helfen kannst, dann ..."
„Wage es bloß nicht!", wurde er angefahren. „Noch bin ich der Kommandant dieses Schiffs – und als solcher befehle ich dir, zu verschwinden! Lass mich in Ruhe arbeiten!"
„Castun Ogoras, ich ..."
„Geh endlich!"
Die Augen des Yakonto flammten in fanatischem Glanz. Perry Rhodan hielt ihrem Blick stand, bis er die Schultern hob und wortlos ging.
Wenn Castun Ogoras so weitermachte, würde er zusammenbrechen. Wenn er ihn aber zusätzlich reizte, war Schlimmeres vorprogrammiert.
*
Castun Ogoras arbeitete noch einige Stunden in der gleichen Art wie bisher weiter, dann versuchte er es auf andere Weise.
Der Kommandant zog sich in ein leeres, abgedunkeltes Labor zurück, die Scheibe mit dem Logbuch vor sich, und nahm auf mentalem Weg jeweils einen Schnappschuss auf. Stern für Stern aus den Karten der LIRIO wurden so in einem Hologramm, das den Kommandanten als vollständige Kugel umgab, in der Projektion fixiert. Entsprechend vorhandene Arbeitsprogramme halfen ihm dabei.
Das aus dem Logbuch gezogene Sternbild stand im Hintergrund wie ein zusätzliches Rastermuster, und Bild für Bild aus dem Datenfundus der LIRIO wurden damit verglichen, jede Sekunde mehrere Dutzend.
Auf diese Weise verging ein ganzer Tag.
Und während all dieser Zeit, pausenlos, kauerte der Yakonto in seinem Sitz in der Dunkelheit und starrte auf das virtuelle Geflirre in den Projektionen um ihn herum. Seine Haut wirkte wie mattes Pergament, das Gesicht bekam einen Grauschimmer und zahlreiche Falten, die vorher nicht da gewesen waren.
„Er steht das nicht durch", sagte Rhodan zu Icho Tolot, als sie beide lange genug schweigend dem Elend zugesehen hatten. „Er ruiniert sich vollkommen. Und das wegen einer fixen Idee!"
„Es ist mehr", erwiderte der Haluter.
„Wir alle wollen wissen, woher wir kommen. Bei den Yakonto aber haben wir es mit einem Trauma zu tun. Sie hatten bisher keine Geschichte, die Auskunft über ihre Entstehung gibt.
Und nun plötzlich ... hat sich für sie eine neue Welt aufgetan, eine Welt voller geheimer Offenbarungen."
„Das ist doch noch kein Grund, sich umzubringen!", knurrte Rhodan. „Als wir erfuhren, dass die humanoiden Völker von den V’Aupertir abstammen, dem Herrn der Elemente ... war da irgendein Terraner suizidgefährdet?"
„Du kannst das nicht vergleichen.
Aber ich darf daran erinnern, dass ihr Terraner Jahrhunderte zuvor regelrechte Kriege um die Frage geführt habt, ob Darwin recht hatte oder die Bibel. Ob ihr vom Affen abstammtet oder von eurem Gott aus Lehm geformt wurdet."
„Tolotos", seufzte Perry Rhodan.
„Hast du’s nicht eine Nummer kleiner?"
Aber im Grunde hatte der Haluter recht.
Vielleicht fühlte sich Castun Ogoras ja auch als eine Art Märtyrer, der seinen ganz privaten Kreuzzug führte, um seinem Volk die Wahrheit zu schenken.
Auf jeden Fall hatte er sich in etwas hineingesteigert, das ihn nicht mehr losließ.
Einmal noch konnte er ihn zu einer Erwiderung provozieren, die Hoffnung machte. Denn was der Kommandant sagte, klang logisch ...
Wenn mehrere Yakonto gleichzeitig an einem Projekt wie diesem arbeiteten, argumentierte er, konnten individuelle Verfälschungen nicht ausbleiben. Verschiedene Yakonto würden unterschiedliche Fehler produzieren.
Deshalb wollte er allein arbeiten und auch allein ans Ziel kommen.
Es dauerte zwei Tage und drei Stunden lang. Als niemand mehr daran glaubte, dass der Kommandant einen Erfolg haben würde, als bereits laut überlegt wurde, ob man seinem augenscheinlichen Selbstmord nicht
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