2454 - Schiff aus der Ewigkeit
wartete, die da einmal kommen würden, um sie zu suchen ...
Solche wie sie ...
„Warum hat das Logbuch zu euch gesprochen, Perry und Icho Tolot?", stellte Castun Ogoras die Frage, die bislang unausgesprochen zwischen ihnen gestanden hatte. „Ihr seid keine Cynos und stammt auch nicht von ihnen ab."
„Weil ich ein Aura-Träger bin?", fragte Rhodan.
„Ich bin es aber nicht", dröhnte Icho Tolot ungefiltert. „Und auch ich hatte die Vision."
„Sei’s drum!" Castun Ogoras erhob sich von dem Wandvorsprung, auf dem er zwischen seinen Gefährten gesessen hatte. „Wir werden diesen Ort suchen und finden! Und dazu müssen wir zurück in die LIRIO. Deren Rechner können die im Logbuch des Obelisk-Raumers gespeicherten Koordinaten und Daten analysieren und vergleichen – mit allem Kartenmaterial dieser und anderer Galaxien, das in ihnen je abgelegt wurde."
Perry Rhodan verstand nicht, wie er noch so energisch auftreten konnte.
Dieser Mann hatte sich total verausgabt, jeder andere von seiner Art wäre längst zusammengebrochen.
Aber der Schein mochte täuschen.
Wenn er ganz genau hinsah, erkannte er sein Zittern. Und seine Bewegungen, wenn er ging, wirkten hölzern, seine Schritte wie künstlich gesetzt.
Nein, Castun Ogoras strotzte nicht vor Energie, sondern brannte in einem wilden, letzten Feuer, das die Aussicht in ihm entfacht hatte, endlich doch noch das Geheimnis seiner unbekannten Vorfahren zu lüften.
*
Keiner von ihnen hatte es sich leicht vorgestellt. Irgendetwas musste kommen, ein Angriff von außen, eine Aufforderung, das Raumschiff zu verlassen, ein Ultimatum ...
Aber nichts geschah.
Sie konnten problemlos fortgehen und das Museum verlassen.
Zu allem Überfluss hatten sie die opalisierende Scheibe bei sich und begingen dadurch selbst bei laxer Auffassung von Eigentum einen Diebstahl.
Nicht ein Sicherheitsinstrument sprach an, kein Tentone, kein Androide, kein anderes Wesen natürlicher oder künstlicher Art hielt sie davon ab.
Sie verließen das Raumschiff, dessen Lichter und Musik genau in dem Moment erloschen, als der Terraner als Letzter seinen Fuß auf die Bühne setzte, die sie wieder zurück in die Höhe trug, dem Gefunkel der künstlichen Sterne entgegen, die sich über das Artefakt spannten. Er sah zurück auf den schwarzen Obelisken und konnte sich des Gefühls nicht erwehren, es winke ihm nach.
Leise, sanft, vielleicht sogar ... etwas wehmütig ...
Er wunderte sich nicht, und als plötzlich der androgyne, jetzt noch viel schönere Fremde wieder da war, war es ihm, als hätte er es immer gewusst.
Der oder die oder das Unbekannte schleuste sie durch, brachte sie aus dem Museum. Dort, wo eigentlich schwer bewaffnete Androiden auf sie hätten warten müssen, um sie zu verhaften oder zu verhören oder ganz einfach zu erschießen, wurden sie kaum aufgehalten. Wo es dennoch geschah, trat der Fremde einfach vor die Androiden hin, sah sie an, und sie winkten sie ohne ein weiteres Wort durch.
Die beiden Androiden im Schiff hatten die Yakonto unter Castun Ogoras nach einem weiteren Parablock mit einer leicht veränderten Erinnerung versehen, damit sie ihnen nicht in die Quere kämen. Rhodan wusste jetzt, dass dies überhaupt nicht nötig gewesen wäre.
Der Obelisk-Raumer, sein Logbuch oder seine Seele, hatte gewusst, dass sie kommen würden, und auf sie gewartet.
Es hatte ihnen Jorgo geschickt, der äußerlich wie ein ganz normaler Führer-Servo des Artefakt-Museums war. Aber Jorgo war „einer von ihnen" gewesen.
Er war sie.
Ebenso wie der oder die oder das Fremde, das sie bis auf die Landeplattform hinaus begleitete. Doch Jorgo war nun auch noch da – also zweimal Seele?
Versuch nicht zu verstehen, Rhodan.
Nimm es einfach an.
Der Fremde stand vor ihm. Er sah ihm in die großen, blau überquellenden Augen, die in einem Meer von Weiß schwammen, dies wiederum umrahmt von den Wänden dunkler Höhlen und tiefer Geheimnisse. Vorhin waren sie anders gewesen, oder er hatte sie anders gesehen.
„Hast du einen Namen?", versuchte der Terraner noch einmal sein Glück.
Das überweltlich schöne, erhabene Antlitz lächelte ihn an, leise, sanft, wehmütig.
Er/Sie/Es erinnerte ihn dadurch an das Schiff, als es sich lautlos von ihm verabschiedet hatte ...
Wenn du ihn hörst, wirst du es wissen, Perry Rhodan ...
Und werde ich ihn hören? Wann?
Wo?
Da, wo der Fremde gerade noch gestanden hatte, schwebte Jorgo und schickte in seinen Verstand: Nun hör endlich auf, Fragen zu
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