2455 - Sieg der Moral
die das Quant der Finsternis mir gebracht hatte, gesellten sich eine umfassende Desorientierung und der Verlust der Denkfähigkeit. Ein fürchterlicher, unhaltbarer Zustand, dem ich jedoch nicht entfliehen konnte, da der mittlerweile errichtete Grenzwall verhinderte, dass ich die Galaxis wieder verlassen konnte.
Zum ersten Mal im Lauf meiner Existenz benötigte ich wirklich die Hilfe eines organischen Volkes. Meine Wahl fiel auf die Cypron. Die GAHISH, das letzte Raumschiff der Amugath, landete auf Cyprona und verweilte dort für einige Jahre.
Ja, meine Verwandten, meine Nachkommen, das ist der Grund dafür, dass die Cypron in späteren Zeiten nach einem Obelisk-Raumer gefahndet haben.
Jetzt kommen wir zu dem Teil eurer Genese, den ihr vielleicht als unangenehm und unrühmlich empfinden werdet.
Die Wesen, die als Nega-Cypron bezeichnet wurden, traten als Cypron-Mutationsform auf. Sie waren größer als gewöhnliche Vertreter ihres Volkes, um die 1,90 Meter, dafür aber sehr schmal gebaut, wobei der Umfang und die Tragweite der genetischen Veränderung ausschließlich durch das Vibra-Psi erklärt werden konnten.
Unter dem Vibra-Psi waren praktisch alle Völker von Tare-Scharm von enormen Mutationsraten betroffen. Auch die Cypron. Jene Geschöpfe, die später als Nega-Cypron bekannt wurden, verfügten nicht mehr über Lungen- und Kiemenatmung wie das übrige Volk, sondern kamen nach einigen Generationen Entwicklung als reine Lungenatmer zur Welt. Von normaler Evolution konnte nach so kurzer Zeit keine Rede sein; es war das Vibra-Psi, das sie vorantrieb.
Nicht mit gewaltigen Fortpflanzungsraten, aber fruchtbar und über alle Maßen lebenstüchtig.
Die paranormalen Anlagen der Cypron kamen unter den Nega-Cypron verstärkt zum Ausbruch. Eine ganz spezielle Fähigkeit zeichnete sie allerdings aus: Nega-Cypron verfügten in der Proto-Negasphäre über ein absolut überlegenes Orientierungsvermögen. Die Proto-Negasphäre war ihr Element.
Einige Jahre vor der Vernichtung des Cypron-Heimatplaneten Cyprona wurde die Terminale Kolonne durch ihre Forscher und Spione auf das damals noch neue Phänomen der Nega-Cypron aufmerksam. Zu jener Zeit waren zahlreiche Cypron-Schlachtschiffe mit ihnen als Piloten bemannt.
TRAITORS Genprox-Analysten stuften sie als Emanationen erster Ordnung ein, die wertvollste mögliche Variante.
Seitens der Chaosmächte wurde vermutet, dass Nega-Cypron ihr Orientierungsvermögen selbst in einer vollendeten Negasphäre behalten würden. Die Cypron wussten nicht, wie eine fertige Negasphäre organisiert ist, wie dort die physikalischen und hyperphysikalischen Zustände sein würden. Als sicher galt jedoch, dass die Nega-Cypron dort nicht nur lebensfähig, sondern in höchstem Maß wertvoll waren. Was sie wiederum zu idealen Bindegliedern zwischen dem Leben drinnen und draußen prädestinierte.
Zielsetzung der Terminalen Kolonne wurde es also, die Nega-Cypron in ihre Gewalt zu bringen, zu Millionen zu züchten und zu einem treuen Dienervolk TRAITORS zu entwickeln.
Die Nega-Cypron glaubten später, dass sich zur Zeit ihrer Entstehung einige Cypron mit einer körperlosen Wesensform vermischt hatten – die jedoch durch das Vibra-Psi zum Untergang bestimmt war. Sie deuteten den Obelisken als Ursprungsform jener sterbenden Wesenheit.
Wohlgemerkt, das alles war für die Nega-Cypron reine Vermutung, und jede Sicherheit über ihren Ursprung war verloren gegangen. Spätestens mit dem Ende von Cyprona, der Ursprungswelt der Cypron, mit der die allererste Generation von Nega-Cypron unterging.
Nein, dachte Castun Ogoras, nein!
*
Mein Asyl währte nur kurze Zeit. Die Nega-Cypron reagierten mit zwanghafter Intensität auf das Transformations-Potenzial des Obelisken. Hunderte besonders begabter Individuen näherten sich mir und versetzten sich mit einer Art Teleportation ins Innere der obeliskförmigen Projektionsgestalt.
Nachdem sie wieder zum Vorschein kamen, hatten sie die pseudomaterielle Form ebenso adaptiert wie die zugrunde liegende Parafähigkeit: Seither vermochten sie ihrem eigentlichen Wesen zu entrücken, um im Standarduniversum eine – im Gegensatz zu mir beliebige! – Projektionsgestalt mittels eines paraphysikalischen Spiegelfeldes anzunehmen. Man bezeichnet diese Gabe als Para-Modulation.
Wieder und wieder sah ich mich auf diesem paranormalen Weg kopiert – jedoch mit unbekannten Folgen für die Nega-Cypron. Die, die damals an der Aktion beteiligt waren, wussten zu keiner
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