2459 - Komplex Astrovent
körperlich spüren, wie heftig der Widerwille des Piloten gegen ihn war.
„Der Progress-Wahrer hat Spionage im Komplex Astrovent nicht nötig", versetzte er.
Kirmizz starrte ihn mit den orangefarbenen Augen an.
„Hat Bitvelt das nicht?", fragte er leise.
„Weiß Bitvelt bereits alles über VULTAPHER? Seit wann? Von wem? Von mir jedenfalls nicht."
„Ich weiß nicht, was der Progress-Wahrer weiß", bekannte Danton.
Kirmizz trat nah an Danton heran und beugte sich zu ihm hinab. „Das weißt du nicht? Was weißt du dann?"
Es war Danton, als würde dem Piloten aus der Nut, die sein Gesicht spaltete, ein leichter Duft steigen, süß und fremdartig und mit einem Hauch von Chlor vermischt.
Etwas läuft schief, erkannte Danton.
Etwas entwickelt sich in die ganz und gar falsche Richtung.
Danton fühlte, wie etwas nach seinem Geist griff. Der Pilot versuchte, ihn suggestiv zu beeinflussen. Instinktiv wehrte er den Angriff ab – was ihm als Mentalstabilisiertem nicht schwerfiel. Und er spürte, wie Kirmizz seine mentale Aufmerksamkeit dem anderen Kopf zuwandte, dem Maskenkopf.
Fehler! Fehler!, schrie Danton innerlich auf. Er würde den Maskenkopf sondieren und ...
Kirmizz trat einen Schritt zurück und fragte mit einer Ruhe, die Danton unnatürlich schien: „Wer und was bist du, Dual Dantyren?"
„Gut. Gut, ich will die Wahrheit sagen." Danton nickte. Aber welche?
„Wer und was bist du?", wiederholte der Pilot, aber nicht mehr an Danton gewandt, sondern in sich gekehrt, wie ein Wissenschaftler, der sich das Problem in Erinnerung rief.
„Ich werde es dir erklären. Es ist einfach", sagte Danton. Er bemerkte, dass Kirmizz ihn nicht mehr beachtete.
Da öffnete sich die Nahtstelle im Gesicht des Piloten. Das Gesicht öffnete sich, schob sich zur Seite, und Danton sah ein zweites Gesicht, graue, wulstige Haut, eine klaffende Öffnung ...
Danton meinte, ein Knistern und Rascheln zu hören, wie von Laub, das der Wind fegte. Im selben Moment grub sich etwas in seinen Geist, wie eine Klaue aus Feuer und Licht. Der Pilot hieb mit einer Faust auf den Mor’Daer-Kopf und schlug ihn in Fetzen. Dann riss er Danton an seinem Kopf hoch, hielt ihn mit der einen Hand im Nacken und schob mit der anderen Hand das Kinn nach hinten, weiter und weiter.
Danton vernahm das leise, fast intime Geräusch, mit dem sein Genick brach. Er hörte auf zu schreien.
19.
Mit den Augen eines Posbis
Roi Danton hörte seinen Seufzer wie in weiter Ferne verhallen.
Das also, dachte er. So also. Auf diese Weise.
So inhaltsleer, wie diese Gedanken waren, so unaufgeregt war er selbst. Das Territorium der Entscheidungen lag hinter ihm, das Land, in dem man tun oder lassen konnte.
Dies hier war Neuland für ihn. Denn dies war der Tod. Er betrachtete dieses neue Land, und er spürte den mächtigen Sog, der von ihm ausging.
Plötzlich ging ein Ruck durch den Kosmos, tatsächlich durch das ganze Universum, und er spürte diesen Ruck in jeder Faser, in jedem Quant seiner selbst.
Etwas drehte Danton um wie eine Säule, wie eine Statue, die ein Museumswärter von Sonnenuntergang nach Sonnenaufgang richtete.
Vor ihm stand Gessounin, der Posbi. Er stand da, allein, auf einer abschüssigen Ebene, über die ein weites Nebelkissen ausgebreitet lag.
Aber der Posbi sah anders aus als gerade eben noch. Seine Hülle war weiß wie ein Tuch, und sein Inneres glühte.
Erstaunt bemerkte Danton, dass dieser Gessounin etwas wie eine Physiognomie besaß, nicht das grobe Äußere, das den einen positronischbiologischen Roboter von dem anderen unterschied, sondern etwas eigentümlich Lebendiges, eine Art inneres Gesicht.
Was war mit Kirmizz? Danton drehte sich suchend um. Da stand der Chaotender-Pilot. Regungslos. Danton blickte ihm in das zweite Gesicht, in den klaffenden Schlund, der den Schmerzruf ausstieß. Doch der Ruf war nur ein Wispern, das leise verhallte. Die Ränder der Gesichtsnähte standen still. Beide Gesichter von Kirmizz schienen erstarrt.
Die psionische Schockwelle des Schmerzrufes zog sich aus Dantons Geist zurück wie eine Flutwelle vom Strand.
Danton erwartete, Verwüstung zu sehen.
Aber sein Geist war heil, unberührt.
Was geschieht hier?, dachte er.
Es geschieht, dass ich es ungeschehen mache, signalisierte Gessounin ihm.
„Liest du meine Gedanken? Bist du auch noch Telepath?"
„Oh nein. Ich vermute, es ist nur ein Begleitphänomen. Kannst du mich gut sehen von da, wo du bist?", fragte Gessounin.
„Ja. Ich sehe
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