2481 - GÃŒnstlinge des Hyperraums
nicht schaden."
„Die Supratronik vertritt in Sachen prognostischer Ästhetik einige sehr exzentrische Positionen. Beispielsweise meint sie ..."
„Klingt privat. Mein Sinn für Diskretion gebietet, mich mit derartigen Dingen nicht auseinanderzusetzen", wehrte Savoire ab. Aber ein Unterton in der Stimme ESCHERS hatte seine Aufmerksamkeit geweckt. „Da ist noch etwas?"
„Ich konnte ein wenig Zeit und Rechenkapazität erübrigen und mich mit der Periodischen Chronik des Latifalk Acht-Acht befassen."
Die Periodische Chronik – das war der Inhalt des Datenkristalls, den Isokrains Nano-Kolonne gestern in einem Außenfach des Cyborg-Leibes entdeckt hatte.
Dort, in dem Wohnkomplex, der mit blauen Kacheln ausgekleidet ist wie mit Stücken eines versteinerten Himmels: unberührbar und leblos.
Savoire und Isokrain hatten den Kristall entnommen und ESCHER übergeben.
„Und?", drängte Savoire.
„Es sind Aufzeichnungen privater Natur", sagte ESCHER. „Die Memoiren eines der beiden Cyborgs, die der Kosmitter liquidiert hat. Aber vielleicht gebietet es dein Sinn für Diskretion ja, dich damit nicht auseinanderzusetzen."
Savoire seufzte. „Ich werde mich in diesem Fall überwinden. Du hast den Text übersetzen können?"
„Es ist weniger ein Text als vielmehr ein mentales Diorama. Sehr vertrackt."
„Informativ?"
„Es ist nur eine Lebensgeschichte", sagte ESCHER. Savoire spürte, wie sich ein Hauch von Widerwille in ihm regte über diese herablassende Bemerkung der Parapositronik. Was weiß sie schon vom Leben? „Wie lange werden wir noch unterwegs sein bis GLOIN TRAITOR?"
„Die Fähre sagt elf Stunden."
„Dann möchte ich mir dieses Leben anhören. Oder ansehen."
„Ich kann die Periodische Chronik nicht restlos nach außen projizieren", sagte ESCHER. „Aber wenn du dich in die Hyperdim-Matrix bequemst, kann ich sie dir präsentieren."
„Und ich?", fragte Isokrain.
„Du hältst Wache", sagte Savoire.
„Wenn ich aus der Chronik etwas von Belang erfahre, erhältst du umgehend Nachricht."
Der Kosmitter aus dem Volk der Insk-Karew beugte seinen Kopf so weit vor, dass die Spitzen seiner Fühler beinahe Savoires Stirn berührten.
Savoire spürte die nahe Wärme des großen Leibes, sein Blick verlor sich im Mosaik der Facettenaugen.
Isokrain imitierte ein Nicken. „Gewiss", sagte er.
*
Kontakt.
Dr. Laurence Savoire und die Hyperdim-Matrix.
Die Anwesenheit der Vielen. Das prozessorale Bewusstseinsgewebe. Der stille Glanz seiner Allgegenwärtigkeit.
Schatten, die Schatten durchdrangen.
Allmählich wurde es Licht ... weil aller Geist ja nichts anderes ist als Licht in der Finsternis.
Das Unendliche Gasthaus
„Hier, für dich. Nimm das", unterbrach Canzuri den Vortrag, den Latifalk über das Unendliche Gasthaus hielt.
„Was ist das?" Latifalk schaute das Ding verblüfft an. Es glitzerte fremdartig im Licht von Gleiß.
„Plunder", sagte Canzuri.
Latifalk drehte es und ließ es von Hand zu Hand gleiten. „Wozu dient es?"
„Ich habe nicht den blassesten Schimmer", sagte Canzuri und zeigte die lachende Zunge.
Latifalk dachte: Was weiß er? Macht er sich lustig über mich? Er überlegte, ob er Canzuri glauben wollte. Er betrachtete das Ding näher. Es war klein, offenkundig künstlich, in gewisser Weise metallisch, zugleich wieder kristallin.
Er verstaute das Ding in einer seiner Manteltaschen. Ganz gleich, was es war, Canzuri hatte es ihm zum Geschenk gemacht. Dieser Canzuri, der sich immer so abweisend gab. Canzuri, um den Latifalk sich seit Langem bemüht hatte, er wusste selbst nicht genau, warum.
Aber was taugte eine Freundschaft, deren Grund bekannt war?
Canzuri war einer der wenigen in Schräu und den anderen Ortschaften der ubbouschen Siedlungslande, die sich mit Plunder abgaben. Von sich aus hätte Latifalk dieses Zeug nie berührt, aber dieses Ding kam von Canzuri.
Es ermunterte ihn, und mit erhobener Stimme fuhr er in seinem Vortrag fort: „Nun stell dir vor, in diesem Unendlichen Gasthaus sind alle Zimmer besetzt. Jedes einzelne der unendlich vielen Einzelzimmer ist besetzt. Das Gasthaus ist ausgebucht."
„Wie das?" Canzuri ächzte. Latifalk konnte nicht abschätzen, ob der körperlichen oder der geistigen Anstrengung wegen. Meter um Meter schleppten sie sich Paun hinauf, Latifalk immer voran, Canzuri immer hinterdrein. Gleiß brannte vom Himmel.
„Wie schon? Natürlich wohnen im Gasthaus unendlich viele Gäste. Deswegen sind alle Zimmer
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