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2484 - Koltorocs Atem

2484 - Koltorocs Atem

Titel: 2484 - Koltorocs Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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dem sie folgten, wand und schlängelte sich, selten mehr als einen Meter breit. Meist führte er wie eine Bresche durch tiefes Dickicht, dann wieder öffneten sich kleine Lichtungen für sie, mit hohen Gräsern und jungen Sämlingen. Nur an solchen Plätzen hatten sie offenen Himmel über sich. Überall, wo der Wald sich schloss, schloss sich auch das Geäst über ihren Köpfen wie zu einem von innen heraus illuminierten Baldachin, in dem die nachtoffenen Blüten funkelten wie helle Sterne, aber unendlich viel näher als solche.
    Augen, dachte die Kartanin, sie sind wie die Augen des Waldes ...
    Schon am Tag war es ein unglaubliches Erlebnis, in einen Kontaktwald einzudringen. Nein, das war das falsche Wort. Nicht sie drangen ein, sondern er empfing sie. Sie wurden ein Stück von ihm, teilten seine faszinierende Identität, ohne je wirklichen Zugang zu ihm gefunden zu haben.
    Manchmal schien der Weg zu Ende zu sein, doch dann öffnete sich ein neuer Weg. Büsche, Sträucher, selbst Bäume bogen und zogen sich vor ihnen zur Seite. Manche Gewächsbarrieren schienen auch einfach zu verschwinden, verblassten und waren auf einmal wie nicht mehr da.
    Seltsam. Erst jetzt bemerkte sie: Es gibt keine Tiere, keine Vögel, keine Nager, keine Insekten. Es gibt nur Pflanzen ...
    Der Boden war weich und meistens von dichtem, knöchelhohem Moos bedeckt. Selbst das schien sich vor ihren Schritten zu ducken. Immer noch hatte die Kartanin das Gefühl, diesen Boden und diesen Wald mit jeder Bewegung zu verletzen.
    Doch sie wusste, dass er sich dann wehren würde. Er würde protestieren und ihnen wahrscheinlich den Weitermarsch untersagen. Sie würden in einer Sackgasse enden und umkehren müssen - oder auch nicht. Es waren nicht nur Gerüchte, die von Besuchern wissen wollten, die man nie mehr gesehen hatte.
    »Da war etwas«, zischte Mizza Taylor. »Ich habe etwas gesehen. Dort, hinter den Zweigen.«
    »Was?«, wollte Hatan Al'Bodo wissen, der Mann, den eigentlich nichts anderes auszeichnete als seine Gabe, alles und jedes »schnell zu erfassen«.
    Er war ein ordentlicher Raumsoldat, in kaum einer Hinsicht herausragend, aber er erkannte Dinge und Zusammenhänge schneller als die meisten, Perry Rhodan vielleicht ausgenommen. »Kannst du es beschreiben?«
    »Es war wie ein Schatten.« Mizza Taylor war waschechte Terranerin, brünett, die Haare halblang bis auf die Schultern und stufig. Sie hätte in einem Computerspiel des frühen virtuellen Zeitalters eine Lara Croft abgeben können, war sehnig und groß, jede Bewegung geschmeidig und kraftvoll. Eine Draufgängerin, wenn es neben Dao-Lin-H'ay einer bedurft hätte. Allerdings wirkte sie eher wie im letzten denn wie im ersten Lebensdrittel stehend, obwohl sie erst Ende dreißig war. Ein Leben am Limit hatte seine Spuren in ihr herbes Gesicht gebrannt. »Ja, Schatten, aber nicht grau oder düster ... sondern farbig und hell. Leuchtend wie von innen heraus illuminiert.«
    »Wie der Wald an sich«, stellte Ha-tan fest. Seine Herkunft war unbekannt. Nie hatte sich etwas über ihn ermitteln lassen. Nicht sein Geburtsplanet, nicht wessen Kind er war oder mit wem er zusammen gewesen war, bevor er auf die SOL kam. Dao war es egal. Der dürre Mann, Anfang fünfzig, mit dem zerknautschten, hellwachen Gesicht konnte wichtig sein. Sie hatte ihre kleine Truppe gut ausgesucht. »Es könnte der Wald sogar sein .«
    »Was meinst du?«, fragte Irven Do, ebenfalls ein »Mischling«, allerdings aus der Verbindung einer Terranerin mit einem Ferronen hervorgegangen. Seine Haut war von blauen Schlieren durchzogen, er maß kaum einen Meter dreißig und hatte ein steifes Bein, dessen Nerven sich selbst mit den Mitteln der modernen Medizin nicht reparieren ließen. Er hatte beschlossen, auf jedes Implantat und jede robotische Ergänzung zu verzichten, schließlich sei es sein Körper und dieser mache ihn zu dem, was er war. Er hatte gelernt, sich fast flinker und geschmeidiger zu bewegen als ein angeblich Gesunder, und war sogar stolz darauf.
    Dao-Lin-H'ay hatte ihn wegen seines analytischen Verstandes mitgenommen. Er war ein ruhiger Mann, laut biologischen Tests 248 Jahre alt, aber sah aus wie ein sechzigjähriger Halbterraner. Mit seinem steifen Bein und seinem humpelnden Gang liebten ihn alle Menschen, die mit ihm näher zu tun hatten, einen gedrungenen Mann mit Bauch und Schnauzbart. Vielleicht lag es ja auch an seiner Vorliebe, seine Freunde zu bekochen.
    »Der Wald beobachtet uns, ja? Er lässt uns

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