2584 - Der Okrivar und das Schicksal
hing ihren Gedanken nach, während ein Gleitband sie, Vastrear und Bhustrin durch die endlosen Korridore der Forschungsstation trug.
TZA'HANATH war riesig, bestand aus acht Handelssternen. Aber es war eine Welt, die sich nicht echt anfühlte. Eine Welt, in die Satwa nicht gehörte.
In TZA'HANATH war der Krieg von Hathorjan weit weg. Es gab keine Knappheit, alles war sauber, der Tagesablauf war geregelt. Ein Tag war wie der andere. In einer Reihe, die sich, so schien es Satwa, unerschütterlich bis in alle Ewigkeit fortsetzte.
Mit anderen Worten: In TZA'HANATH herrschte Frieden. Noch ...
Es machte Satwa unruhig. Sie traute dem Frieden nicht. Der Krieg hatte sie ebenso wie ihre Ausbildung gelehrt, in jedem Augenblick ihres Daseins misstrauisch zu sein, aufmerksam. Der Frieden lullte ein - und wer sich einlullen ließ, war in tödlicher Gefahr.
Und war der Frieden nicht trügerisch? Die Wissenschaftler gingen ihren Forschungen nach. Den Krieg sahen sie als ein Phänomen, als eine intellektuelle Herausforderung an. Ein Abenteuer. Wie Durant. Der Okrivar widerte Satwa an.
Satwa gab nicht viel auf Darturka. Sie waren Soldaten, gezüchtet und geboren, um zu sterben. Aber den Tod, den Durant ihnen in dem Hangar hatte zuteilwerden lassen, hatten sie nicht verdient gehabt. Ein Darturka sollte im Kampf sterben. In Würde. So, wie es Satwa für sich selbst ausmalte. In TZA'HANATH gab es keinen würdigen Tod.
Sie musste weg von diesem Ort.
Nur wie?
Satwa war eine Dienerin. Ihr Herr war Vastrear. Der Herr Vastrears war Sinnafoch. Und der Herr Sinnafochs wiederum war VATROX-DAAG.
Eine Kette, die sich nicht durchbrechen ließ. Die sie fesselte. Und, wenn sie nicht aufpasste, sie erwürgen würde.
Sie musterte den Vatrox. Vastrear schwieg, hing wohl seinen eigenen Gedanken nach. Wie alle Vatrox war Vastrear atemberaubend hässlich und atemberaubend anmutig zugleich. Vastrear war dürr wie ein Skelett, seine Haut war trocken und schwarz wie alter Schmutz, seine orangefarbenen Augen erinnerten Satwa an das flimmernde Abstrahlfeld einer Energiewaffe.
Und zugleich war Vastrear von Zeit zu Zeit eine Leichtigkeit zu eigen, die Satwa immer wieder verblüffte. Seine Haut war, sah man genauer hin, mit Linien übersät, die komplizierte Muster zeichneten. Manchmal glänzte die Haut hell, und die Muster schienen ein Eigenleben anzunehmen. Seine Augen leuchteten zuweilen wie aufgehende Sonnen.
Aber in erster Linie war Vastrear eines: gefährlich. Wie allen Vatrox bedeutete ihm das Leben von Nicht- Vatrox nichts. Sie waren bloße Werkzeuge. Erfüllte ein Werkzeug seinen Zweck nicht mehr, warf Vastrear es weg. Fand er ein besseres Werkzeug, warf er das alte weg. Gefiel ihm die Farbe nicht mehr, warf er es weg.
Eine Laune ihres Herrn genügte, um Satwa das Leben zu kosten. Vastrear war launisch. In letzter Zeit unerträglich launisch.
Satwa kannte den Grund: Sinnafoch.
Die beiden Vatrox waren einander so ähnlich, dass es ihr oft schwerfiel, sie auseinanderzuhalten. Sie waren wie einzelgängerische Raubtiere. VATROX- DAAG hatte die beiden Vatrox genommen und sozusagen in einen Käfig geworfen. Die Entität hatte Sinnafoch zu ihrem Statthalter in Anthuresta bestimmt, Vastrear zu seinem untergeordneten Helfer.
Es war eine Konstellation, die unweigerlich in eine Katastrophe münden musste.
Was hatte sich VATROX-DAAG nur dabei gedacht?
Satwa konnte nur mutmaßen. VATROX-DAAG hatte sich in seinem Okrill-Leihkörper nach der Demonstration Durants in die Tiefen der Station zurückgezogen. Niemand wusste, wo sich das letzte wahre Kollektivwesen der Vatrox aufhielt. Und selbst wenn sie es nicht getan hätte: VATROX- DAAG sprach nur selten und nur, was ihm beliebte. Es würde ihm niemals einfallen, Satwa in seine Gedankengänge einzuweihen.
Was also war der Hintergedanke? Zwei Erklärungen schienen Satwa wahrscheinlich: Erstens, VATROX- DAAG hielt sich den Rücken frei. Und zweitens mochte die Konkurrenz die beiden Vatrox zu Höchstleistungen anstacheln.
Zumindest Letzteres funktionierte. Sinnafoch hatte bereits vor seiner Ankunft ein kriegswichtiges Projekt eingeleitet. Die Demonstration im Hangar war die direkte Folge seiner Befehle gewesen. Vastrear hatte keine Zeit verloren und sein eigenes Projekt angeordnet. Und natürlich musste, nachdem die erfolgreiche Demonstration von Sinnafochs Projekt keine Stunde zurücklag, die Demonstration des seinigen folgen.
Satwa hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Am liebsten hätte sie sich in
Weitere Kostenlose Bücher