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042 - Die Unsterblichen

042 - Die Unsterblichen

Titel: 042 - Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Mig öffnete seinen Lederbeutel und zählte zwei Feuersteine in die schwielige Hand des Wirtes, um für sich und seine Companios zu bezahlen. Nach einem fordernden Räuspern ließ er noch einen kleinen Splitter folgen, obwohl das an Wucher grenzte. Kein Einheimischer musste so viel für eine Runde vergorenen Weizensaft bezahlen. Anscheinend glaubte jeder im Fort, dass man einen Mechico ungestraft übers Ohr hauen durfte.
    Verärgert stopfte er die Börse zurück in das Lederwams. Bevor er dem Wirt noch eine Unflätigkeit hinterher rufen konnte, schob ihm Santo einen der überschwappenden Becher zu.
    »Wir können ruhig großzügig sein«, beruhigte ihn der Alte. »Wir haben genügend Beute gemacht.«
    »Sicher«, antwortete Mig, »aber wir haben für die Feuersteine unser Leben riskiert.« Seine Wut verrauchte, als die kühle Flüssigkeit seine Lippen benetzte. Beer brauen konnten die Deerjäger, das musste man ihnen lassen.
    Betont unauffällig sah er sich in der Taverne um. Zu dieser Tageszeit bildeten die Bellitreiter fast die Hälfte der anwesenden Gäste. Außer Santo und ihm waren noch Rodriq und Cortes in den Norden aufgebrochen, um ihr Glück zu suchen. Die Meerakaner an den übrigen Tischen stammten alle aus der näheren Umgebung und wollten in Fort Woodsboro Tauschhandel treiben.
    Es waren Trapper. Männer und Frauen mit harten, von Wind und Sonne gegerbten Gesichtern, die jeden Tag aufs Neue um ihr Leben kämpften. Ein jeder von ihnen hielt Bogen oder Flinte in Griffweite. Das galt hierzulande nicht als Unhöflichkeit, denn in den Weiten der Greet Playns konnte niemand wissen, welche Gefahr hinter dem nächsten Strauch lauerte.
    Migs Blick blieb an einer Frau hängen, die in dieser Spelunke ebenso fremd wirkte wie er sich fühlte. Sie besaß mandelförmig zulaufende, stark geschminkte Augen und einen leicht gelblichen Teint, den es nur selten in Texx zu sehen gab.
    Das braune, in einer wilden Mähne vom Kopf abstehende Haar ließ ihr schmales Gesicht noch zierlicher erscheinen. Sie mochte gerade den zwanzigsten Sommer erleben, doch der mädchenhafte Körper täuschte nicht darüber hinweg, dass sie mit den Härten des Lebens vertraut war. Mit dem martialischen Schulterpanzer, der ihren linken Oberarm bedeckte, und den klobigen, bis zu den Ellenbogen reichenden Handschuhen sah sie aus wie eine wilde Kriegerin.
    Abgesehen von den mechanisch wirkenden Kleidungsstücken war sie halb nackt. Nur ein netzartiger Umhang bedeckte ihre Brüste. Wäre nicht das schmale Tuch um ihre Lenden gewesen, hätten die Trapper sie wohl noch durchdringender angestarrt.
    Vielleicht verdankte sie den nötigen Respekt aber auch der Harpune, die an ihrem Stuhl lehnte. Eine so aufreizende Frau, die in dieser harten Umgebung überlebte, konnte sich zweifellos ihrer Haut wehren.
    Die Barbarin warf Mig ein aufmunterndes Lächeln zu, als sie seine Neugierde bemerkte. Verlegen wandte er sich ab, denn sie sollte nicht glauben, dass er sie einfach nur lüstern angaffte. Mig interessierte sich aus dem gleichen Grund für die Fremde, aus dem sie von den Einheimischen gemieden wurde: Weil sie anders war als alle Frauen, die er je zuvor gesehen hatte.
    »Du musst sie schon ansprechen, wenn du etwas von ihr willst«, kicherte Santo leise.
    »Aber halt immer eine Hand auf den Feuersteinen, sonst bist du sie los. Die nimmt einen Mann schneller aus als ein Bellit mit den Flügeln schlagen kann.«
    »Bluugluu-Hirn«, knurrte Mig verärgert. Er konnte es nicht ausstehen, wenn ihn sein Companio foppte. Nicht wenn es um Frauen ging.
    Schweigend starrte er durch eine Schießscharte nach draußen.
    Fort Woodsboro war eine typische Handelsstation der großen Prärie, die auf den Überresten einer alten Siedlung erbaut worden war. Die Häuser hatten längst ihre ursprüngliche Form verloren und waren durch Material aus abgerissenen Gebäuden ergänzt worden.
    Vor der drei Meter hohen Palisade, die gegen Angriffe aus der Prärie schützte, hatte man sämtliche Ruinen nieder gewalzt, um nahenden Feinden keine Deckung zu bieten. Einen Bellitreiter konnten die Barrikade, natürlich nicht aufhalten, deshalb sah man in den Siedlungen der Greet Playns immer häufiger hoch aufragende Bastionen mit schwenkbaren Feuerrohren. In Fort Woodsboro war es das Dach eines stählernen Wasserturms, das Tag und Nacht mit einem Ausguck besetzt wurde.
    Mig konnte den Texxis ihre Vorsicht nicht einmal verübeln. Einige seiner Landsleute suchten den Reichtum nicht in klugem

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