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265 - Das letzte Tabu

265 - Das letzte Tabu

Titel: 265 - Das letzte Tabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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normal. Als würde nicht Metall, sondern Stein gegeneinander schlagen.
    Fels.
    Von einem Schritt auf den nächsten stand sie in einem stollenartigen Gang. Die raue Oberfläche des Schachts wirkte wie aus den Schuppen zahlloser Echsen zusammengesetzt. Oder war es Chitin? Als Aruula daran vorbei lief, schienen sich hornissengroße Leiber in einer Wellenbewegung von den Wänden abzuheben.
    Aruula blieb stehen. Die Bewegung erstarrte. Sie machte einen Schritt nach vorn, die Wand geriet wieder in Bewegung. Diesmal begleitet von einem aggressiven Summen.
    Der Stollen verwandelte sich in einen Raum. Aruula fand sich in Ketten geschlagen am Boden wieder. Ihre Haut sah jetzt aus wie die Schuppenwand, die sie zuvor erblickt hatte. Ihre Statur war völlig verändert, wirkte jetzt gedrungen, und es dauerte nicht lange, bis sie begriff, was für ein Körper das war.
    In dem Moment, als sie wusste, dass sie im Traum ein Drakulle war, eine gepeinigte Kreatur, die in ihrer Angst kaum noch im Stande war, sich zu regen, wurde auch schon die Tür ihres Verlieses aufgestoßen und mehrere Daa'muren drängten herein. Sie sahen furchterregender als Dämonen aus - und davon hatte Aruula im Laufe ihres Lebens nicht wenige geschaut.
    Sie versuchte, sich gegen die fremde Furcht, die in ihr wucherte, zur Wehr zu setzen. Aber sie überstrahlte alles.
    Schläge prasselten auf sie ein. Auf den Drakullen. In dem sie steckte , wie und warum auch immer.
    Und beim Prügeln blieb es nicht. Stromstöße jagten durch ihren/seinen Leib. Sie brüllte ihren Schmerz hinaus. Ihre Folterer schienen darüber zufrieden. Sie raunzten sich gegenseitig Anfeuerungen zu.
    Aruulas Schuppenhand tastete über den Boden.
    Der Traum war gnädig. Plötzlich hielt sie ihr Schwert in der Hand! Mit einem gutturalen Laut rammte sie dem ersten Daa'muren die Klinge in den Bauch, zog sie blitzschnell wieder zurück und spaltete damit den Kopf des zweiten. Dampf wölkte auf. Zuckend brach der Echsenmann zusammen.
    Jetzt der dritte…
    Aruula sah, wie sich die Hände, die sich um den Griff des Schwertes geschlossen hatten, veränderten. Haut statt Schuppen. Schlanke, kraftvolle Finger…
    Von einem Moment auf den nächsten waren der Kerker und die Daa'muren verschwunden. Sie stand wieder in einem Korridor des Raumschiffs, das unterwegs zum Mars war. Und nah, ganz nah entlud sich das hohle Krächzen.
    »Maddrax!«
    Als sie um die Ecke bog, fand sie ihre schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen.
    Ein Raum, gewaltig in seinen Ausmaßen, gewaltiger als es an Bord des Raumschiffs hätte sein dürfen. Aber innerhalb des Traumes real.
    Ebenso real wie der Geliebte, der in der Mitte des Raumes in den Fängen eines riesigen Vogels hing, der flügelschlagend über ihm kauerte und zwischen seinen heiseren Schreien immer wieder den Schnabel hinabzucken ließ, in Maddrax' Körper hineinhackte, Fleisch von seinen Rippen riss und in seinem Schlund verschwinden ließ.
    Die Aura des Vogels war böse und finster wie die schwärzeste Schwärze des Universums. Er war größer als das Schiff, größer als die Planeten und Monde, zwischen denen die CARTER IV kreuzte.
    Es war der Totenvogel Krahac.
    Die Kreatur, die sich an den Seelen der Sterbenden labte.
    So seltsam kühl die sonstigen Opfer an Bord Aruula gelassen hatten, so überwältigend qualvoll fraßen sich der Schmerz und die Trauer über den Verlust ihres Geliebten nun in jede Faser ihres Seins. Sie ließ es ungesühnt geschehen, als Krahac den toten Maddrax von sich schleuderte und mit peitschenden Bewegungen ihr entgegenkam.
    Und dann schlossen sich die weltraumkalten Schwingen des geflügelten Todes um ihren Geist und brachten ihn mit einem Seufzer zum Verlöschen.
    Im selben Moment wechselte erneut das Bild.
    Für eine Sekunde sah sie Maddrax vor sich - einen lebenden , unversehrten Maddrax, der von seiner Schlafstatt hochgeschreckt war und nach ihren um sich schlagenden Armen griff, sie packte und an den Handgelenken festhielt.
    Gleichzeitig hörte sie einen schrillen Ton, den sie erst nach Sekunden als ihren eigenen panischen Schrei erkannte.
    Und dann - verblasste Maddrax' Bild vor ihren Augen! Und mit ihm der Bunkerraum ringsum.
    Im ersten Moment wusste Aruula nicht, was das zu bedeuten hatte. Erst der aufklingende Alarmton hämmerte ihr wie mit Schmiedehämmern die Erkenntnis ins Hirn: Er war aufgewacht!
    Maddrax' Schlaf endete - und damit auch die Illusion seines Traumkörpers und der näheren Umgebung!
    Und der Schutz der

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