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265 - Das letzte Tabu

265 - Das letzte Tabu

Titel: 265 - Das letzte Tabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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entdeckte Aruula keine Unstimmigkeiten mehr, außer natürlich…
    »Maddrax? Bei Wudan, wo bist du?«
    Er war verschwunden!
    Was völlig unmöglich war. Denn er war außer ihr selbst das Einzige hier in dieser Traumwelt, was Bestand hatte. Würde er erwachen, wäre die Mannschaft der CARTER IV dem Tode geweiht. Denn nur zwei massive Bleiplatten, die der Traumkrake für Maddrax »hergestellt« hatte, hielten die tödliche Strahlung zurück, seit ein Kleinstmeteorit ein Loch in den Schiffsreaktor geschlagen hatte.
    Nur wenn Maddrax seinen Traum bis zum Ende der Reise - bloß noch ein paar Tage, Wudan sei Dank! - fortsetzte, würden die Bleiplatten weiterhin stofflich bleiben. Deshalb war Aruula hier in der Kammer bei seinem Traumkörper : um ihren Gefährten in dem Glauben zu bestärken, dass außerhalb des Bunkers eine radioaktive Wolke vorüber zog und sie hier ausharren mussten.
    Aruula schwang sich so beherzt von der Liege, als fürchte sie die Rückkehr der Stacheln. Auf dem kleinen Tisch an der gegenüberliegenden Wand schimmerte anderer Stahl - der ihres Schwertes. Sie griff danach, huschte zur Tür, die sich bereitwillig vor ihr öffnete.
    Moment mal…
    Sie hatte ihr Schwert nicht mit in den erträumten Bunker genommen - die Waffe war wie Maddrax' Driller und der leergeschossene Kombacter beim Kommandanten unter Verschluss -, und der einzige Ausgang war eine Schleusentür an der Decke des Raumes! Hier stimmte noch viel mehr nicht, als sie bislang gedacht hatte!
    Hatte sich Maddrax diese Tür erträumt und war weiter ins Raumschiff vorgedrungen? Möglich war es, seitdem die Abschirmung der Traumzone bis zum Reaktor hin erweitert worden war.
    Verwirrt und aufs Höchste alarmiert, huschte Aruula auf nackten Sohlen in den matt erhellten Gang jenseits der Traumkammer. Hier war alles wie immer.
    Fast.
    Die erste Leiche lag gleich hinter der nächsten Korridorbiegung. Eine Frau: Clarice Braxton. Sie lag da in absurder Pose, mit weit aufgerissenen Augen, die Hände um die eigene Kehle geschlossen - nicht wie jemand, der keine Luft mehr bekommt und sich an den Hals fasst, sondern wie jemand, der sich selbst erwürgt hatte.
    Kopfschüttelnd kniete Aruula neben der Marsianerin nieder und vergewisserte sich, dass der erste Eindruck nicht trog. Aber der fehlende Puls bestätigte: Es war kein Leben mehr in der großen schlanken Frau, die zusammen mit Vogler ein paar Jahre auf der Erde verbracht hatte, um die dortigen Gegebenheiten zu studieren. Nun würde sie keinem mehr von ihren Erfahrungen berichten können.
    Aruula erhob sich. Echte Trauer über den Tod der Frau suchte sie vergebens in sich, und das erschütterte sie mehr als der Fund selbst. Dennoch setzte sie ihren Weg fort.
    Vogler lag nur unweit von Clarice entfernt. Auch der Marsianer war tot, aber es war offenkundig, dass er nicht selbst Hand an sich gelegt hatte. Sein Leib sah aus wie geborsten, wie unter einem schrecklichen inneren Druck auseinander geplatzt. Ein furchtbarer Anblick, und doch…
    Aruula war jetzt überzeugt, dass ihr Gang durch das Schiff nicht wirklich stattfand. Das hier war ein Traumgespinst; wenngleich sie nicht sagen konnte, ob ihr eigenes oder das des träumenden Maddrax. Die Toten gingen ihr nicht nahe. Aber warum sie ihnen überhaupt begegnete, blieb ihr unerklärlich.
    »Maddrax…«
    Sie versuchte den Namen und die Assoziationen, die sie damit verband, als Anker zu benutzen - als Anker, um in die Realität zurückzufinden. Währenddessen aber setzte sie ihren Weg durch das stille Schiff fort.
    Vor ihr tauchte die Steuerzentrale auf, die während des ganzen Flugs besetzt war. Die marsianische Besatzung bestand aus bestens geschulten Raumfahrern…
    ... von denen keiner mehr am Leben war. Als das Schott vor ihr auf glitt, war die Schiffszentrale mit den verstümmelten Leibern der Mannschaft übersät.
    Aruula kannte jedes Gesicht. Die Deformationen ließen sie dennoch unbeteiligt. Es war verrückt. Es war zum -
    Ein Geräusch hinderte sie daran, die Zentrale zu betreten.
    Ein krächzender Laut, der schaffte, was all die entstellten Körper nicht geschafft hatten: Er brachte sie zum Schaudern. Ihre Haut zog sich zusammen wie ein plötzlich um mehrere Größen schrumpfendes Kleidungsstück.
    Aruula stöhnte.
    Der seltsame hohle Schrei wiederholte sich hinter ihrem Rücken, von irgendwo aus dem Korridor, der von der Zentrale wegführte.
    Aruula folgte ihm kurzentschlossen. Hinter ihr schloss sich das Schott wieder. Es klang dumpfer als

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