2722 – Altin Magara
vorlegte. Doch er brummelte bloß einige unverständliche Worte in seinen Bart, ließ ihn mit dem Mausbiber allein und schloss die Tür leise hinter sich.
»Du kennst mich doch, Kleiner, oder?« fragte Tekener. Er ignorierte den Stuhl und starrte auf die Gestalt vor ihm.
»Natürlich.«
Gucky beugte sich vor. Er hatte im Halbdunkel gesessen und sein Gesicht versteckt gehalten. Es wirkte verhärmt, die Augen hatten ihren Glanz verloren.
Er klopfte mit dem Schwanz auf den Boden und ließ für einen Augenblick den Nagezahn aufblitzen. »Du warst immer schon für geschmacklose Tarnungen bekannt. Schütteres Haar, Hängebacken, rote und geäderte Gesichtshaut, Falten, wohin man blickt ... Du bist ein selten hässliches Exemplar deiner Gattung.«
Tekener hockte sich hin und streckte die Arme aus.
Der Mausbiber zögerte; die Angst, mit einer Berührung zu töten, steckte gewiss noch in ihm. Doch dann stürzte er vorwärts, auf ihn zu, umarmte ihn mit zittrigen Händen.
Seltsam. Diesem wundersamen Geschöpf gegenüber waren alle Berührungsängste vergessen.
Bei ihm konnte Tekener er selbst sein. Er fühlte sich sicher – und beschützt.
Gucky ließ irgendwann los und trat einen Schritt zurück. Er rieb seine großen Augen, bevor er leise sagte: »Ich hörte, dass du mich öfter mal besucht hättest, während ich ... schlief?«
»Wann immer sich die Gelegenheit bot.«
»Danke! Ich kann mich zwar an kaum etwas erinnern. Doch es tut gut zu wissen, dass man Freunde wie dich hat.«
Sie zogen sich in eine Sitzecke der spartanisch eingerichteten Wohneinheit zurück und redeten. Erst zögerlich, dann immer rascher und ungezwungener plauderten sie über dies und das. Über Schwierigkeiten des Alltags, über Banales. Über Sorgen und Ängste. Und sie stritten sich wie so oft darüber, ob man Whiskey mit Mohrrübensaft veredeln sollte oder Mohrrübensaft mit Whiskey ...
»Du hast Angst«, sagte Tekener unvermittelt.
Gucky zuckte zusammen. Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder gesammelt hatte. »Und du bist immer noch der Alte, Ronald. Du schläferst einen während des Gesprächs ein, um dann, wenn die Konzentration nachlässt, die Bombe zu zünden.«
»Und du lenkst wieder mal ab, Gucky. Du möchtest deine Probleme überspielen. Dabei sehe ich dir an, dass du dich in deinem Pelz unwohl fühlst.«
»Ach, ich bin bloß müde.« Der Mausbiber machte eine wegwerfende Geste. »Ich werde noch einige Zeit benötigen, bis ich wieder vollständig einsatzbereit bin. Die Ärzte und Therapeuten unternehmen alles, damit ich meine Schwächen möglichst rasch und möglichst gründlich überwinde. Besuche wie deiner heute helfen mir mehr als alles andere. Ich wünschte, Bully wäre hier ...«
Reginald Bull. Des Mausbibers bester Freund. Er galt als verschollen, seit das Schiff zerstört worden war. Von vielen wurde er bereits für tot gehalten.
Sie schwiegen eine Weile. »Wir waren nicht allzu oft gemeinsam im Einsatz«, sagte Tekener dann. »Vielleicht fünf- bis sechshundertmal. Was ist das schon angesichts einer Ewigkeit?«
»Nicht sonderlich viel.« Gucky berührte ihn mit einer Hand, sanft und vorsichtig. »Auch du bist unruhiger als sonst. Du lässt dir zwar nichts anmerken, aber ich spüre es.«
»Ich habe einen besonderen Auftrag auszuführen.«
»Geht es um Bostich? Bist du als sein Leibwächter abkommandiert?«
»Ich bin nicht befugt, dir darüber Auskunft zu geben.«
»Ah, das ist der Tekener, den ich kenne.« Gucky grinste. »Ich muss nicht einmal deine Gedanken lesen, um zu wissen, dass du dir Sorgen machst.«
»Man sollte meinen, dass es sich bei diesem Einsatz um eine Routineangelegenheit handelt. Aber unsere Gegner haben kein Gesicht.«
»Du darfst kaum jemandem vertrauen, nicht wahr? Nachdem die Onryonen einen Zellaktivator versprochen haben für denjenigen, der ihnen Bostich ausliefert ...«
»Ich habe mit keinem Wort erwähnt, dass es sich bei meinem Schützling tatsächlich um den Imperator handelt.«
»Jaja ... Lassen wir das Thema.« Gucky zog die Hand zurück. »Ich bin froh, dass du gekommen bist. Aber ich bin schrecklich müde. Und schwach. Man könnte glauben, dass ich lange genug geschlafen hätte, um während der nächsten Jahre durchzufeiern. Leider ist das Gegenteil der Fall. Jede körperliche Anstrengung fällt mir schwer, und in meinem Kopf gehen die merkwürdigsten Dinge vor sich. Es ist, als hörte ich Stimmen jener Menschen, deren Mutantengaben ich aufgesaugt habe.«
»Es wird
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