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Der Sportwettkampf von Schreckenstein

Der Sportwettkampf von Schreckenstein

Titel: Der Sportwettkampf von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Das Schwert des Damokles
     
    Das Konzert der beiden Schulen im Wohnzimmer von Burg Schreckenstein war in vollem Gang. Fräulein Böcklmeier, der umfangreichste Lehrkörper von Schloß Rosenfels, und Computergehirn Strehlau, bester Pianist der Schreckensteiner Schülerschaft, pflügten die Tasten des Flügels, daß die Fensterscheiben ehrfurchtsvoll zitterten. Nach einer letzten vierhändigen Salve hoben sie die Arme und ergaben sich dem Beifall.
    „Bravo!“ riefen Fräulein Doktor Horn, die Leiterin des Mädcheninternats auf der anderen Seite des Kappellsees, und Direktor Meyer, kurz Rex, Schulleiter auf der Burg, gleichzeitig. Sie lösten damit eine Bravo-Lawine aus, quer durch die Reihen der Jungen und Mädchen.
    „Bravissimo!“ näselte Burgherr Graf Schreckenstein, der wegen seiner scharfen Nase Mauersäge genannt wurde. Dampfwalze, das Kraftgebirge unter den Burgschülern, fing gar zu trampeln an, daß die zierliche Ingrid ihn erstaunt ansah. „Seit wann bist du denn musikalisch?“
    Der Muskelprotz bekam seinen Karpfenblick und verstummte.
    Ingrids Bruder, Mücke, blinzelte seiner Schwester zu.
    Und schon ging’s weiter.
    Oskar hatte mit seiner Gitarre auf dem Podium Platz genommen. Er begleitete Sonja, die Rosenfelser Musik- und Sportlehrerin. Sie war die Tochter des Schreckensteiner Lehrers Dr. Waldmann und sang glockenrein.
    „Klingt nach Spanisch!“ flüsterte Schulkapitän Ottokar seiner Nachbarin Sophie zu.
    Und nach diesem Vortrag trampelte gar ein Lehrer: Schießbude, kleinster und jüngster Pädagoge auf der Burg. Stephan und Wuschelkopf Beatrix lächelten einander zu – und nicht nur sie. Schießbudes ungebremste Vorliebe für seine Kollegin Sonja sorgte ständig für Heiterkeit.
    Nur Beni schüttelte nachdenklich den Kopf. „Wußte gar nicht, daß Sonja auch Griechisch kann.“
    Sabina, Elke und Fides kicherten.
    „Pssst!“ fauchte Andi dazwischen. „Jetzt kommt das Tollste!“
    Mit todernsten Mienen sahen die vier Mini-Ritter, der kleine Herbert, der keine Kuno, der kleine Egon und der kleine Eberhard, einander an, als wüßten sie etwas, das die andern nicht wußten. Hinter ihnen atmete Dampfwalze wie eine alte Dampflokomotive, denn in diesem Augenblick zog Hans-Jürgen, der Dichter, das schönste Mädchen von Rosenfels, die schwarzlockige, blauäugige Amanda, aufs Podium. Begleitet von Fräulein Böcklmeier spielten beide ein zartes Lied für zwei Flöten. „Vierhändig!“ bemerkte der Muskelprotz fachmännisch. „Jedenfalls zweistimmig“, flüsterte Kratzbürste Martina.
    „Ruhe!“ zischte Andi und war damit der einzige, der störte.
    Am Ende klatschten manche Mädchen deutlich sparsamer, Isabella zum Beispiel oder die reichlich gepolsterte Marie-Luise, wegen ihrer Freßsucht auch Bandwurm genannt. Dafür spendeten die Ritter um so ausdauernder Beifall. Bis auf einen. Fritz rührte keine Hand.
    „Los, beweg deine Flossen!“ Pummel verpaßte ihm einen Rempler. „Alter Kumu!“
    Doch auch die Abkürzung für Kulturmuffel fruchtete nichts.
    Mit traurigem Fernblick klagte der Seltenfröhlich: „Wir werden immer älter! Wenn ich mir vorstelle, daß wir eines Tages zum Abitur nach Neustadt zurück müssen, möchte ich am liebsten gleich in den Hungerstreik treten.“
    Jetzt verschlug es auch Pummel die Laune. Das Abitur war sozusagen das Damoklesschwert, das über allen schwebte.
     
    Ursprünglich nur Ausweichquartier für einige übervolle Klassen der Franz-Joseph-Schule in Neustadt, war Schreckenstein keine eigenständige Internatsschule wie etwa Rosenfels. Die Schüler wohnten zwar auf der Burg, doch nur aus einem rein praktischen Grund: Der tägliche Schulweg wäre zu weit gewesen. Die Eltern hatten in die Trennung eingewilligt – und dann war alles anders gekommen! Das Zusammenleben mit den Lehrern, die besondere Atmosphäre in dem alten Gemäuer, das Mauersäge großzügig zur Verfügung gestellt hatte, verwandelte die jungen Untermieter. Sie fingen an, den ehemaligen Burgbewohnern nachzueifern, ließen ritterliche Tugenden, wie Aufrichtigkeit, Selbstdisziplin oder das unbedingte Einstehen für seine Taten, wieder aufleben. Sie rauchten nicht, tranken keinen Alkohol, schrieben im Unterricht nicht voneinander ab, sagten stets die Wahrheit und nannten sich, da sie das alles freiwillig taten, schließlich selbst Ritter.
    Der Spott, den sie sich damit bei ihren ehemaligen Mitschülern einhandelten, ließ sie kalt. Ohne daß sie es beabsichtigt hätten, war in der neuen

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