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285 - Am Nabel der Welt

285 - Am Nabel der Welt

Titel: 285 - Am Nabel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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vehement den Kopf, wohl mehr in Gedanken bei Lusaana und all den anderen von den Dreizehn Inseln.
    »Ich meine, sie werden uns - und vielleicht auch euch - über kurz oder lang umbringen«, bestätigte Damon düster den Verdacht, den sie nicht über die Lippen gebracht hatte.
    »Hier dient alles nur einem einzigen Zweck«, stimmte Calora in den gleichen Tenor ein. »Und bevor ich sterbe, würde ich gern noch erfahren, welchem.«
    ***
    Matt war geschockt von der Vorstellung, dass aus den friedliebenden Marsianern und den Angehörigen anderer Völker wahre Monster geworden sein sollten. Er hoffte inständig, dass Calora zu schwarz malte.
    Aber die Realität war, dass sie in den nächsten Tagen weder eine Perspektive aufgezeigt bekamen, noch jemand, der nicht eingesperrt war, auch nur mit ihnen sprach.
    Das Einzige, was passierte, war, dass auch der Käfig mit Calora und Damon Zuwachs bekam. Gegen Mittag des zweiten Tages wurde ein Junge hereingebracht, der sich wie eine Wildkatze gebärdete und gar nicht zu beruhigen war, solange ihn die beiden Männer, die ihn hereinbrachten, am Schlafittchen hatten. Erst als sich die Tür hinter ihm schloss und wiederum Gonzales, der die Hoheit über den Schlüssel innehatte, absperrte, beruhigte er sich langsam.
    Wie sich herausstellte, hieß er Jelle und war schon vor einiger Zeit aus dem Lager geflüchtet. Seither war er durch die Wälder gestreunt und hatte sich von Beeren und Wurzeln ernährt. Er sah ziemlich abgemagert und heruntergekommen aus. Calora und Damon kümmerten sich um ihn.
    »Ich kenne ihn«, sagte Calora. »Er stammt aus einem nahen Dorf, dessen Bewohner mittlerweile ausnahmslos hier leben. Er hat einen Zwillingsbruder, Enno, glaube ich. Der wird sich freuen, dass Jelle wieder da ist. Ich glaube, er fürchtete, er sei tot.«
    »Normalerweise hätte ich gesagt«, meinte Matt, »er könnte froh sein, dass er aufgegriffen wurde. Lange hätte er da draußen wohl nicht mehr durchgehalten.« Er wandte sich direkt an den Jungen. »Aber du siehst nicht sehr froh aus.«
    »Lieber draußen krepieren, als hier zu leben!«, keuchte der Halbwüchsige. »Ich wollte zurück in mein Dorf. Aber da sind schon andere Leute. Sie haben mich vertrieben, wollten nichts mit mir zu tun haben.«
    »Die Retrologen?«, fragte Matt.
    »Was ist das?«, fragte Jelle.
    Matt beschrieb ihm die Kleidung der Männer und der Junge nickte eifrig. »Sie haben uns hier überfallen«, sagte er. »Weiß nicht, was sie wollten. Aber seitdem gibt's ein paar Gräber hinter der Halle. Dort werd ich auch bald liegen. Alle, die nicht spuren, kommen dorthin. Wie geht es Enno?«
    Damon beruhigte ihn. »Er hat uns ein paarmal Essen und Wasser gebracht. Aber es werden immer andere eingeteilt. Niemand soll sich mit den Gefangenen anfreunden. Die, die uns versorgen, gehören auch nicht dazu. Du weißt, was ich meine.«
    Jelle nickte bedrückt. »Ja, ich weiß.«
     
    Nach der kurzen Abwechslung, die Jelles Ankunft bedeutet hatte, kehrte bald wieder stumpfe Gleichförmigkeit ein. Ein Tag verlief wie der andere. Darunter waren auch der Heiligabend und der Weihnachtstag 2526. Nie hatte Matt trostlosere Festtage erlebt. Er machte die anderen erst gar nicht auf das Datum aufmerksam; es hätte sie nur noch mehr deprimiert.
    »Die wollen uns hier verschimmeln lassen!«, klagte Xij mehr als einmal. Und offenbar hatte sie recht.
    »So geht es nicht weiter«, entschied Matt irgendwann in seltener Eintracht mit Aruula und Xij.
    »Wir können nichts tun. Gonzales ist der Einzige, der einen Schlüssel zu den Käfigen hat«, dämpfte Calora die Hoffnung auf ein Entkommen. »Und ohne Waffen… Ein Handlaser wäre nicht schlecht. Aber woher nehmen und nicht stehlen?« Sie seufzte.
    Ihre Resignation wirkte ansteckend.
    Doch zwei Nächte später kam unverhoffter Beistand.
    Von jemandem, den sie nicht auf der Rechnung gehabt hatten.
    ***
    Sie schliefen.
    Nach Tagen hatten sie sich so weit an die stete Lärmkulisse gewöhnt, dass sie ihnen kaum noch auffiel. Deshalb bemerkte Matt das kleine Mädchen auch erst, als es ganz nah bei den Gitterstäben kniete, den Arm hindurch streckte, ihn am Ärmel seines Anzugs packte und wachrüttelte.
    Da in dem Anbau immer die gleiche trübe Lampe brannte, erkannte Matt schnell, wer zu ihnen gekommen war.
    »Ivee!«
    »Psssst!«, bedeutete sie ihm, leise zu sein.
    Er nickte. Neben ihm wachte Aruula auf. Auch Xij regte sich. Die beiden Marsianer und der Junge im Nachbarkäfig hatten noch nichts von dem

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