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287 - Meister der Lüge

287 - Meister der Lüge

Titel: 287 - Meister der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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ertönte. Etwas zupfte an Alastars Ohr, er spürte einen leichten Luftzug. Sofort warf er sich zu Boden und rollte herum. Ein zweiter Schuss folgte. Knapp neben ihm spritzte Dreck hoch. Mit einem Hechtsprung brachte er sich hinter dem gemauerten Brunnen in Deckung. Über den Rand peilte er die Lage. Der Schütze stand vor dem Nordturm und zielte in seine Richtung, während um ihn herum die Schwertkämpfe tobten. Soeben ging eine der Wachen unter schweren Hieben zu Boden.
    Alastar knurrte. Er sprang seitlich hinter dem Brunnen hervor und rannte im Zickzack, fast so flink wie ein Gerul, auf den Schützen zu. Dabei vertraute er darauf, dass der Kerl keine allzu große Erfahrung im Umgang mit einer Feuerwaffe besaß. Tatsächlich war der Schütze deutlich verunsichert. Die Mündung versuchte Alastar zu folgen, aber der war viel zu schnell. Ein dritter Schuss löste sich, ging aber weit vorbei. Ebenso der vierte.
    Als dem Schützen dämmerte, dass er den Angreifer so nicht stoppen konnte, warf er sich herum und wollte flüchten. Ein Wurfmesser, das sich von hinten in seinen Oberschenkel bohrte, stoppte ihn abrupt. Er stolperte und fiel der Länge nach hin. Dabei schlug er mit dem Mund direkt auf den Gewehrlauf. Zähne splitterten.
    Schreiend versuchte sich der Mann zur Seite zu wälzen. Das Letzte, was er in seinem Leben sah, war eine schrecklich verzerrte Fratze mit nur einem Auge, in der eine feuerrote Narbe leuchtete. Dann waberten blutig rote Schleier vor seinen Augen und nahmen ihn in die ewige Finsternis mit.
    Alastar schnappte sich das Gewehr. Mit gezielten Schüssen streckte er zwei weitere Angreifer nieder.
    Dann war der Spuk vorbei. Für einen Moment herrschte Totenstille, im wahrsten Sinne des Wortes. Dann wurde das leise Gewimmer der Verwundeten hörbar. Es handelte sich um zwei Wachen.
    Türen gingen auf. Ayrin, ihre Töchter, Turner und Wyett sowie einige weibliche Bedienstete traten mit bleichen, verstörten Gesichtern auf den Hof. Sie kümmerten sich um die Verwundeten und trugen die Toten zusammen, um sie in einem Stall nebeneinander zu legen. Zwei von Ayrins Töchtern trösteten eine Magd, die laut schrie und jammerte, weil ihr Mann ermordet worden war. Er war das einzige Opfer unter den Burgbewohnern.
    Alastar zählte acht tote Angreifer. Vier waren also entkommen oder versteckten sich noch irgendwo. Mit Arteer, Ayrins ältestem Sohn, und dem wiedererwachten Patric Pancis durchsuchte er die Burg, so gründlich es ging, fand aber keinen der Angreifer mehr. Wahrscheinlich waren sie auf dem Weg verschwunden, auf dem sie gekommen waren; er hatte es im Kampfgetümmel nicht richtig mitbekommen.
    Arteer, der Techno und er gingen in den Großen Saal, wo die Burgbewohner die Durchsuchungsaktion abgewartet hatten und dem Trio angstvoll entgegen starrten.
    »Die Gefahr ist vorbei, kein Angreifer ist mehr in der Burg«, sagte Patric Pancis. »Ich glaube, wir müssen unserem Gast Alastar höchsten Dank aussprechen. Ohne seine Wachsamkeit würden wir vielleicht alle nicht mehr leben.«
    Die Frauen murmelten Dank. Turner sah den Chefexekutor wie einen Helden an.
    »Das war nicht Ninian, oder?«, fragte Ayrin.
    »Nein, Ninian war nicht dabei. Es waren ausschließlich Männer.«
    Ayrin schluckte schwer und genehmigte sich einen Uisge. »Waren es Räuber?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Turner trat vor den Chefexekutor hin. »Warum hast du keinen von ihnen gefangen genommen, Herr Alastar? Dann hätte er uns alles sagen können.«
    Alastar verzog das Gesicht. »Nun, weißt du, Junge, das war gar nicht nötig. Einer der Verräter lebt nämlich noch.« Mit einem raschen Schritt trat er neben den verdutzten Wyett und setzte ihm ein noch blutiges Messer an die Kehle, während die Frauen aufschrien. Pat Pancis machte unwillkürlich einen Schritt nach vorne.
    »Was tut Ihr, Herr Alastar?«, fragte Ayrin mit bebender Stimme.
    »Du warst es, der die Männer in die Burg gelotst hat, du kleine Kwötschi«, zischte er. »Leugne es nicht, ich habe dich erkannt. Wer waren die Kerle und was wollten sie? Und lüg mich nicht an, ich würde es sofort merken. Dann schneide ich dir die Kehle durch.«
    Wyett wimmerte. Der kalte Schweiß stand ihm auf der Stirn, er zitterte wie Espenlaub im brutalen Griff des Exekutors. Immer wieder verdrehte er seine Augen nach unten, um auf die gefährliche Klinge an seinem Hals zu starren.
    »Los, rede jetzt!«
    »Ich… ich sag nichts. Gar nichts. Kannst mich… ruhig abmurksen.«
    »Glaubst du, ich täte es

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