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2888 - New York gegen uns

2888 - New York gegen uns

Titel: 2888 - New York gegen uns Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Schöner Tag heute«, sagte Phil, als er an unserer üblichen Ecke zu mir in den Jaguar stieg.
    Ich vergaß vor Überraschung fast das Losfahren. Buchstäblich wie aus heiterem Himmel war er da, der Tag, an dem mein Partner nichts am Wetter auszusetzen hatte. Schon vor einer kleinen Ewigkeit hatte ich mir vorgenommen, diesen Tag im Kalender rot anzukreuzen. Aber er hatte ja recht. Es war Ende September, und der Indian Summer zeigte sich von seiner besten Seite. Die Sonne schien, keine Wolke trübte das Blau des Himmels, und das Alltagsleben in New York schien beschwingter zu verlaufen als sonst.
    »Stimmt«, erwiderte ich einsilbig vor Verblüffung, nachdem ich meinem Freund einen prüfenden Seitenblick zugeworfen hatte. Ich fädelte den roten Renner in den fließenden Verkehr ein, Richtung Columbus Circle und Eighth Avenue.
    Phil sah tatsächlich gut gelaunt aus und meinte, was er sagte. In den letzten vier Wochen hatte es das nicht gegeben. Ständig hatte er am Wetter etwas auszusetzen gehabt. Zugegeben, heute war wirklich der erste schöne Tag seit langem, aber normalerweise fand mein Partner immer ein Haar in der Suppe.
    Nichts dergleichen an diesem Tag. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte ich, dass er den Straßenverkehr und das Fußgängergewimmel mit einem geradezu wohlwollenden Dauerlächeln betrachtete. Einfach alles schien ihm an diesem Morgen zu gefallen.
    »Heute Abend klappt es endlich«, verriet er, als wir schon auf der Eighth in Richtung Manhattan South rollten. Wir kamen einigermaßen zügig voran. Die morgendliche Rushhour hatte noch nicht in vollem Umfang eingesetzt.
    »Aha«, antwortete ich. Weil ich Phils Marotte kannte, von einem Gedankengang nur die Schlussbemerkung rauszulassen, fragte ich nicht weiter nach. Bis zur Federal Plaza hatte er genug Zeit, den Rest der Erklärung nachzuliefern.
    »Karen hat mich angerufen«, begann er. »Eben, beim Frühstück.«
    »Muss ein erfreulicher Anruf gewesen sein«, erwiderte ich. Die Ampel an der West 42nd Street sprang auf Rot um und stoppte mich. Hinter einem Hybrid-Taxi kamen wir zum Stehen.
    »Karen hat Karten für heute Abend reserviert«, erläuterte mein Freund weiter.
    Karen Holisher, Phils derzeitiges Gelegenheits-Date, bastelte an einer Karriere als Schriftstellerin. Deshalb bedeuteten Karten in ihrem Fall etwas Kulturelles. Konzert, Theater, Lesung oder Kunstausstellung. Und Karens Fürsorge schloss nicht nur Phil, sondern auch mich ein. Das bedeutete, vier Karten. Die vierte war für Tania Resnick reserviert, Karens Freundin. Tania war ebenfalls in einem kreativen Beruf tätig; als freie Grafikerin arbeitete sie für die verschiedensten Auftraggeber, von Werbefirmen bis zu Buchverlagen.
    Seit Karen durch Phil auch mich kennengelernt hatte, arbeitete sie daran, Tania und mich zu verkuppeln. Wahrscheinlich war für den heutigen Abend ein weiterer Versuch geplant.
    »Was ist es?«, fragte ich.
    »Ein Musical«, antwortete Phil. »Der Titel ist Chicago , läuft im Ambassador Theater.«
    »Heute ist Freitag«, sagte ich, während ich das Verkehrsgewühl auf der Kreuzung beobachtete. »Das Wochenende beginnt, und damit steigt bekanntlich die Gewaltbereitschaft der Menschen. Unter den Gewalttaten eines Wochenendes sind erfahrungsgemäß immer auch etliche FBI-Fälle. Ich denke, das brauche ich dir nicht zu erzählen.«
    »Aber wir haben dienstfrei. Die Wahrscheinlichkeit, dass es uns trotzdem erwischt, ist gering. Im Übrigen bin ich sicher, dass es an diesem Wochenende nur Fälle für die Cops geben wird.«
    »Und wenn sie es nicht schaffen, bitten sie uns um Amtshilfe.«
    Ich ließ den Jaguar anrollen, um dem Yellow Cab zu folgen, das vor uns fuhr.
    Ein Funkruf beendete unsere Unterhaltung, bevor sie richtig anfangen konnte. Phil meldete sich und schaltete den Lautsprecher ein. Myrna, unsere Kollegin aus der Funkzentrale, wünschte uns einen guten Morgen und klang mindestens so gut gelaunt wie mein Beifahrer.
    »Hallo, Phil, hallo Jerry«, sagte Myrna mit ihrer unvergleichlich rauchigen Altstimme. »Wo seid ihr gerade?«
    »Kurz vor der Fünfunddreißigsten«, antwortete Phil.
    »Dann behaltet ihr am besten die Richtung bei und kommt nicht erst ins Büro. Das soll ich euch schon mal ausrichten. Und jetzt möchte der Chef euch sprechen. Ich verbinde.«
    Es knackte und rauschte im Funklautsprecher, dann war die sonore Stimme des Assistant Director zu hören.
    »Guten Morgen, Jerry und Phil«, sagte er. Wir erwiderten den Morgengruß und lauschten

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