Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
296 - Totes Land

296 - Totes Land

Titel: 296 - Totes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
wie er danach auf den Jahrmarktsplatz gekommen war, aber er sah, wie er…
    ***
    ... vor dem verfallenen Riesenrad von Prypt stand.
    Es war Tag, doch die Sonne verbarg sich hinter der dichten grauschwarzen Wolkendecke. Unzählige Menschen säumten den Platz. Prypten, die gekommen waren, um das Schauspiel zu erleben, das der Oberste Liquidator ihnen bot.
    Als Matt zu der Menschenmenge schaute, verschwammen die Gesichter zu einer einzigen sensationslüsternen Meute. Er hörte ihr aufgeregtes Wispern, konnte ihre Begeisterung beinahe spüren. Sie wollten Blut sehen, das stand außer Frage.
    Der Asphalt war rissig und von Schlaglöchern übersät. In ihnen sammelte sich noch immer das Wasser der vergangenen Regenfälle. Am Rand des Platzes lagen einige Autoscooter auf der Seite, als habe sie ein heftiger Sturm umgeweht. Über manchen wucherten die gierigen Arme von Schlingpflanzen, andere wiederum hatte man von dem Bewuchs befreit.
    Überall standen verfallene Jahrmarktsbuden, die besser erhalten wirkten, als man es nach fünfhundert Jahren erwarten durfte. Ein Kettenkarussell, eine Wurfbude, ein Schießstand. Offenbar sahen die Prypten den Rummelplatz als Fest- oder Versammlungsort an und pflegten ihn dementsprechend. Er hatte jedoch nichts mit dem Tempel zu tun. Der lag irgendwo außerhalb, drei oder vier Kilometer südöstlich.
    Matt stutzte. Woher wusste er das?
    Das Riesenrad beherrschte die Szenerie. Auch wenn es stellenweise verrostet war und einige der Gondeln bereits in die Tiefe gestürzt waren, so wirkte es noch immer majestätisch und erhaben. Der perfekte Ort für die Inszenierung, die der Oberste Liquidator plante.
    Ein riesiger Kerl, mindestens zwei Meter groß. Massig, muskulös. Würdevoll. Und dennoch ging etwas von ihm aus, das Matt von der ersten Sekunde an verabscheute. Doch er konnte nicht sagen, was.
    Der Muskelberg besaß eine sinnverwirrende Ausstrahlung, die es dem Mann aus der Vergangenheit unmöglich machte, ihn genauer zu betrachten. Auch er trug eine Gasmaske, so viel vermochte Matt zu erkennen. Aber sonst? Details verschwammen in einem beängstigenden Wirbel, der eine irrationale Wut in Matthew hochkochen ließ.
    Er sah zur Seite. Dort stand Rulfan, den Blick demütig in Richtung seiner Fußspitzen gesenkt. Und vor ihnen in einer Pfütze knieten Aruula und Xij mit hängenden Köpfen. Sie alle waren ungefesselt, dennoch versuchten sie nicht zu entkommen. Die Anwesenheit der schwer bewaffneten Tempelwächter, die jede Bewegung mit Argusaugen beobachteten, hielten sie davon ab.
    »Kein Hagerer hat das Recht, die gleiche Luft zu atmen wie die Prypten!«, rollte die Stimme des Obersten Liquidators wie ein Donnergrollen über den Festplatz. »Wir müssen sie vernichten, wo immer wir sie antreffen. Müssen sie zerfetzen, verbrennen, ausrotten. Keiner darf überleben. Ich werde nicht dulden, dass sie die Welt mit ihrer Existenz beschmutzen.«
    Die Menge jubelte der wabernden Gestalt ihres geistigen Oberhaupts zu.
    »Wir werden keine Gnade walten lassen. Wir werden nicht mit ihnen verhandeln. Wir werden uns auf keine Friedensangebote einlassen. Solange auch nur ein Prypte auf dieser Welt existiert, kann es nur eine Losung geben: Tod den Hageren!«
    »Tod den Hageren! Tod den Hageren!«, fiel die Menschenmenge sofort ein.
    Der Oberste Liquidator hob beide Arme, und augenblicklich verstummte der Mob. »Seht sie euch an!« Er blickte zu Matt und Rulfan und senkte die Stimme. »Seht euch an, zu welcher List unser verhasster Feind diesmal gegriffen hat. Er hat uns vier Agenten geschickt!«
    Matt glaubte seinen Ohren nicht zutrauen. Agenten? Null-Null-Drax? Was gäbe es für die Hageren in Prypt denn auszuspionieren? Die Eintrittspreise für eine Fahrt mit dem Riesenrad? Er wollte aufbegehren, doch kein Wort drang über seine Lippen.
    »Doch wir haben sie durchschaut!«, fuhr der Muskelprotz fort. »Den letzten Beweis haben sie uns selbst geliefert, als sie zu entkommen versuchten.« Der Oberste Liquidator spuckte auf den Boden und das Volk pfiff, johlte und buhte sie aus.
    »Sagt mir«, wandte er sich nun direkt an Matt und Rulfan, »wer von euch die Flucht geplant hat!«
    Einige Sekunden vergingen, dann drehte sich der Schnorchel der Gasmaske in Matts Richtung. Obwohl er den Mistkerl noch immer nicht richtig wahrnehmen konnte, spürte er dessen Blick auf sich. »Du also!«
    Matt zuckte zusammen. Wie…? Woher…?
    Da erst wurde ihm bewusst, dass er den Arm gehoben und sich somit selbst bezichtigt hatte,

Weitere Kostenlose Bücher