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296 - Totes Land

296 - Totes Land

Titel: 296 - Totes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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bemerkte, wie er ohne eigenes Zutun den Schwertarm hob.
    Nein! , schrie er innerlich. Er wollte sich zwingen, den Arm zu senken, das Schwert fallen zu lassen, dem Obersten Liquidator sein eigenes Leben für das der Frauen anzubieten.
    Nichts davon geschah!
    Wie ferngesteuert umklammerte auch seine zweite Hand den Schwertgriff.
    Ferngesteuert! Das war es! Der Pryptenführer musste über geistige Kräfte verfügen, mit denen er Matt wie eine Marionette lenkte.
    Nein! Ich will nicht! Lass mich los!
    Der Oberste Liquidator hörte ihn nicht - oder wollte nicht hören. Er schien sich an Matts Qual zu ergötzen. Ein weiterer Liter Öl in Matthews Feuer des Hasses.
    Hilflos musste er mit ansehen, wie er den entscheidenden Schritt auf Xij zutat, wie das Schwert hinabraste, wie Xijs abgeschlagener Kopf auf den Asphalt fiel. Er wollte die Augen schließen, wenigstens den Anblick des Grauens aussperren, doch nicht einmal das gelang ihm.
    Noch nie in seinem Leben hatte er sich so machtlos gefühlt, so verzweifelt… und so voller Hass!
    Das hämische Lachen des Obersten Liquidators drang an sein Ohr. Es brachte das Fass zum Überlaufen. Vielleicht hielt der Muskelprotz die geistige Klammer nicht mehr ganz so fest, vielleicht wurde auch die Wut in Matt übermächtig - irgendwie schaffte er es, die mentale Fessel abzustreifen.
    In diesem Augenblick war ihm egal, was er tat oder was mit ihm geschah. Sollten sie ihn doch erschießen! Er hatte es nicht besser verdient!
    Mit einem wilden Schrei erhob er das Schwert erneut, diesmal aus freien Stücken, und rannte auf die Tempelwächter zu. Die hatten offenbar nicht damit gerechnet, denn statt auch ihn mit einem Schuss niederzustrecken, ließen sie ihn kommen!
    Matt schlug mit der Klinge um sich wie ein Berserker. Ohne zu zielen, ohne sich selbst zu schützen. Er wollte einfach nur töten! Und plötzlich…
    ***
    Gegenwart
    ... riss der Faden der Erinnerung.
    Der Mann aus der Vergangenheit stöhnte auf, als die Ereignisse in all ihrer schrecklichen Klarheit vor seinem inneren Auge auftauchten.
    Noch immer klafften gigantische Lücken in seinem Gedächtnis. Was war zwischen dem gescheiterten Fluchtversuch und der Tragödie auf dem Rummelplatz geschehen? Wie war es danach weitergegangen? Wie war er auf die Lichtung gelangt, auf der er vor wenigen Minuten erwacht war?
    Warum kam ihm die Erinnerung an den Sturm, an die Erdwühler, an das Gespräch mit Akimow noch immer diffus vor, während er sich an Xijs und Rulfans Tod mit einer Deutlichkeit erinnerte, als habe jemand im Buch seines Gedächtnisses ausgerechnet diese Stelle mit Leuchtmarker hervorgehoben? Weil sie so traumatisch für ihn gewesen war? Aber neigte man nicht dazu, gerade diese Erlebnisse auszublenden oder zu verdrängen?
    Wenn doch nur die Kopfschmerzen endlich nachlassen würden. Kein Wunder, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte! Es fühlte sich an, als sei sein Schädel mit morphiumgetränkter Watte vollgestopft.
    Folgeerscheinungen des Flohbisses , sagte er sich wieder. Doch im nächsten Augenblick korrigierte er sich. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Oberste Liquidator bis zu den Ellenbogen in meinem Gehirn herumgewühlt hat .
    Erneut klang der Satz auf, den Igoor Tiisiv - wer auch immer er sein mochte! - ihm mit auf den Weg gegeben hätte. »Die unheilvollen Einflüsterungen des Obersten Liquidators können noch Nachwirkungen zeigen. Verwirrung, Desorientierung. Fürchte dich nicht, wenn das geschieht. Bleib stark und standhaft in deinem Plan!«
    Unheilvolle Einflüsterungen? Was für eine schamlose Untertreibung! Geistige Vergewaltigung traf es wohl eher.
    Wenigstens wusste Matt endlich wieder, worum es sich bei dem Plan handelte. Um die Rache an dem Scheißkerl, der ihnen das angetan hatte.
    Zum dritten Mal stemmte er sich hoch. Diesmal gelang es ihm, auf den Beinen zu bleiben. Er tastete nach dem Driller in seinem Gürtelholster. Auch Xijs Nadler trug er bei sich. Auch wenn er sich noch nicht daran erinnerte, musste er zwischenzeitlich das Luftschiff aufgesucht haben, um sich zu bewaffnen.
    Mit Aruulas Schwert konnte er kaum etwas anfangen. Vermutlich hatte er es nur mitgenommen, um es der Barbarin auszuhändigen. Er setzte seine gesamten Hoffnungen auf die Fernwaffen. Wenn alles gut ging, lag der Oberste Liquidator bald tot in seinem eigenen Blut, ohne zuvor noch mitzubekommen, was ihm widerfuhr.
    Matt musste an die sinnverwirrende Ausstrahlung des Pryptenführers denken. Dass er sich nicht an sein

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