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303 - Tod einer Königin

303 - Tod einer Königin

Titel: 303 - Tod einer Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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ins Ziel gelangen, unbedingt, und danach der vierte, tödliche Pfeil für den Kerl auch. Den offenen Kampf wollte der Rottenmeister um jeden Preis verhindern. Er hatte Lokiraa geschworen, mit der vollständigen Rotte in die Ringfestung zurückzukehren.
    Jeder Krieger, auch jeder Knabe und Halbwüchsige, war zehnmal wertvoller als früher, seit Prankoz mit dem Ersten Kriegsmeister aus dem Eis zurückgekehrt war – auf einem Schiff mit nicht einmal dreißig Mann. Das letzte Schiff mit den letzten dreißig Kriegern Lokiraas! Alle anderen hatten in der großen Schlacht im fernen Osten ihr Leben gelassen. Bald sieben Winter war das her.
    Auch der Rottenmeister Prankoz und der Erste Kriegsmeister waren damals in diesen Krieg gezogen – neunzig Mann hatten sie an Bord gehabt. Doch dann explodierte auf hoher See der Dampfkessel, und tagelange Stürme verschlugen sie ins Eis. Viele erfroren, am Schluss mussten sie die eigenen Gefährten essen, um nicht zu verhungern.
    Hätten sie nicht die Robbenjäger getroffen, wären Lokiraas Krieger heute ausgestorben.
    Zwanzig Schritte entfernt, bei den Brabeelenbüschen, arbeitete sich der Kerl gerade in eine Hecke voller reifer Früchte hinein. Seine Arme und sein Nacken boten günstige Ziele für den vierten, tödlichen Pfeil. Und die halbnackten Weiber – sie plapperten und kicherten und dachten an nichts Böses – waren sowieso kaum zu verfehlen. Prankoz befahl einer knappen Handbewegung, die Pfeile abzuschießen. Fast zeitgleich stieß jeder der drei Jäger einmal kurz und kraftvoll die Luft in sein Rohr. Die anderen drei hielten Schwert und Lanze bereit.
    Das Geplapper und Gekicher an den Brabeelenhecken verstummte schlagartig – alle drei Frauen schlugen sich in den Nacken oder auf den Rücken, als hätte Wesps sie gestochen.
    Treffer!
    Zwei gingen sofort in die Knie, die dickste konnte zuvor noch einen Seufzer ausstoßen. Dann sackte auch sie im Unterholz zusammen.
    Der mit der Hasenscharte steckte nun den tödlichen Pfeil in sein Rohr. Keinen Augenblick zu früh, denn schon tauchte der Begleiter der Frauen zwischen den Hecken auf. Ein untersetzter Bursche, dicklich und bärtig. Man konnte ihm schon ansehen, dass er es nicht gewohnt war, einen Jagdbogen zu benutzen oder gar ein Schwert zu führen. Doch Prankoz wollte unter allen Umständen vermeiden, dass er die gefährlichen Schwertweiber zur Hilfe rief, die nur zwei Speerwürfe entfernt Brabeelen pflückten.
    »Töte ihn«, zischte er, und der Jäger setzte sein Blasrohr in den Mundwinkel und stieß kraftvoll hinein.
    Der untersetzte Kerl zwanzig Schritte entfernt blieb stehen, als wäre er gegen ein unsichtbares Hindernis geprallt. Er senkte den bärtigen Schädel und glotzte an sich hinab: Ein kleiner Pfeilbolzen hatte den Stoff seines Hemdes durchbohrt und steckte in seiner Brust.
    »Warum kippt der Kerl nicht um, bei Orguudoo?«, zischte Prankoz. Der Getroffene stand wie ein Baum, griff sogar nach dem Pfeil und zog ihn heraus. Und dann sah Prankoz etwas, das ihm den Atem verschlug: Ein kleines Dampfwölkchen drang aus der Stelle, in welcher der Pfeil gesteckt hatte, schwebte in Kopfhöhe des Getroffenen und löste sich auf.
    »Gebt ihm mehr!«, zischte Prankoz. Alle drei Blasrohrjäger schossen nun je einen Pfeil mit tödlicher Giftdosis ab.
    Die Robbenjäger im Eismeer hatten tödliche Giftmengen allenfalls gegen Izeekepirs [1] eingesetzt. Überhaupt waren sie sehr sparsam mit ihrem Pfeilgift umgegangen; dabei besaßen sie schier unerschöpfliche Vorräte. Sie hatten die im Eis Gestrandeten mit in ihre Eishütten genommen, die Hohlköpfe. Als der Kriegsmeister, Prankoz und die anderen überlebenden Lokiraa-Krieger sich satt gegessen und ausgeruht hatten, erschlugen sie die Hohlköpfe. Nachts, als sie schliefen. Nur ein paar junge Weiber ließen sie am Leben.
    Jetzt zuckte er zusammen, der merkwürdige Kerl vorn bei den Brabeelenhecken. Drei Pfeile, drei Treffer. Einen riss er sich aus dem Hals, und wieder stieg eine Dampfwolke auf. »Ein Dämon!«, flüsterte der Blasrohrjäger mit der Hasenscharte, und seine beiden Kameraden nickten.
    Prankoz war geneigt, ihnen recht zu geben. Aber dann sackte der Kerl doch noch zusammen. Er kniete zwei Atemzüge lang im Unterholz, wankte, versuchte sich einen Pfeil aus der Augenhöhle zu ziehen und kippte schließlich nach vorn. Laub raschelte und Geäst brach, als er bäuchlings im Unterholz aufschlug.
    Auf ein Handzeichen des Rottenmeisters hin huschten vier Krieger zu den

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