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303 - Tod einer Königin

303 - Tod einer Königin

Titel: 303 - Tod einer Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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lang manchmal. Sie kannte auch das Grab am Fuß des Apfelbaumes.
    Meist hatte sie es nur von fern betrachtet. Ausschließlich in den sehr seltenen Stunden, in denen keiner sonst an ihm wachte, hatte sie sich allein unter dem Apfelbaum auf den Knien niedergelassen, um mit Wudan Zwiesprache zu halten und zu weinen.
    Sie trat an den Rand der Abraumhalde und winkte die anderen vorbei. »Geht nur weiter, ich komme gleich nach.«
    Arjeela und Tumaara nickten und stapften an ihr vorüber. Die beiden Kriegerinnen trugen Langschwerter in ihren Rückenscheiden. Tumaara war außerdem mit einem Jagdbogen, Arjeela mit einer Wurflanze bewaffnet.
    Ein hünenhafter junger Bursche folgte ihnen, der sich Gurte um Hüften und Schultern gelegt hatte, die mit der Deichsel eines kleinen Karrens verbunden waren. Auf dem lag die fiebernde Königin. Lusaana war schwer verletzt. Mit ihrem tibetanischen Kampfstab hatte Xij ihr das Handgelenk und die Schläfe zerschmettert [2]
    Tieftraurig machte Aruula der Anblick der vorüberrollenden Verletzten. Eingefallen und aschfahl wirkte ihr früher so schönes Gesicht.
    Wie oft hatte Aruula schon mit Xij Hamlet gehadert wegen der harten Schläge gegen die geliebte Königin – doch hatte die Kampfgefährtin eine Wahl gehabt? Wehrlos am Boden liegend hatte Aruula den tödlichen Hieb ihrer Königin erwartet, als Xij zweimal zuschlug und ihr so das Leben rettete. Und Lusaanas Leben auf die Schwelle des Todes stieß.
    Über eine Woche war das her; die Königin war zu dieser Zeit ganz und gar im geistigen Netz von Mutter gefangen und nicht Herrin ihrer selbst gewesen.
    Jetzt gab es Mutter nicht mehr. Xij hatte das gefährliche Steinwesen zu Staub zerschrien. Nur noch die Abraumhalden hier am Dorfrand zeugten vom monatelangen Wahnsinn seiner Sklaven: Ein Loch hatten die ehemals Versteinerten in die Erde gebohrt, um Mutter wieder mit der Gesteinsschicht zu vereinigen, aus der sie einst an die Erdoberfläche geholt worden war.
    Zusätzlich zu dem jungen Hünen – ein Heißsporn, der lieber zuschlug als nachzudenken, wie Aruula wusste – schoben zwei Jungkrieger der Dreizehn Inseln den Karren. Genau wie Lusaana, Arjeela und Tumaara hatten die drei Burschen einst zu Mutters Jüngern gehört, deren einziges Ziel es gewesen war, den lebenden Stein mit seinem Ursprung zu vereinen.
    Jetzt war der Spuk vorbei und die ehemals Versteinerten konnten gehen, wohin sie wollten. War das nicht in erster Linie Xijs Verdienst?
    Oder wäre es besser gewesen, die junge Frau hätte nicht eingegriffen und Lusaana hätte sie, Aruula, getötet? Denn dann würde Ann noch leben, Maddrax’ Tochter.
    Plötzlich stand die Szene wieder vor Aruulas geistigem Auge: Als Ann auf das Bohrloch zulief, Mutter in ihren behandschuhten Händen. Sie hatte keine andere Möglichkeit gesehen, das Mädchen noch rechtzeitig zu stoppen, als das Schwert nach ihr zu schleudern. Natürlich mit der Breitseite voran und gegen ihre Beine gezielt, um sie zu Fall zu bringen.
    Doch dann hatte Jenny, ebenfalls unter Mutters Bann, nach Aruulas Beinen gegriffen, sie zu Fall gebracht! Das Schwert hatte sich unkontrolliert aus ihren Händen gelöst – und sich tief in Anns Rücken gebohrt.
    Wieder schossen Aruula die Tränen in die Augen. Ja, sie trug letztlich die Schuld an Anns Tod. Auch wenn sie damit das viel größere Unglück verhindert hatte. Denn wäre Mutter zum Ursprung gelangt, hätte dieser erst erkannt, welche Möglichkeiten sich ihm hier auf der Erdoberfläche boten. Unbegrenzte Lebensenergien, die sich das riesige lebende Flöz einverleibt und damit nach und nach die gesamte Menschheit versteinert hätte!
    Zwei Fischer der Dreizehn Inseln zogen einen weiteren Wagen an Aruula vorbei, auf den sie Waffen und Proviant geladen hatten. Zwei Kinder saßen darauf und einige Männer schoben ihn. Sie hatten die ehemals Versteinerten von den Dreizehn Inseln begleitet, als es sie mit Macht hierher zum Ursprung gezogen hatte. Das galt auch für die beiden Jungkriegerinnen, die zusammen mit Dykestraa – auch sie und die beiden Fischer waren einmal Steinjünger gewesen – die Nachhut des kleinen Trosses bildeten.
    Als die letzten Gefährten an ihr vorbei gezogen waren, drehte Aruula sich um und stieg die Abraumhalde hinauf. Oben auf der Kuppe stützte sie sich auf ihr Schwert und blickte zum Apfelbaum hinüber. Da saß er, der Mann, von dem sie einst glaubte, die Götter hätten ihn vom Himmel vor ihre Füße fallen lassen; von dem sie bis vor kurzem glaubte,

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