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308 - Ein Planet wird vermisst

308 - Ein Planet wird vermisst

Titel: 308 - Ein Planet wird vermisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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hatte, sollte sie sich fürchten?
    Sie zuckte zusammen, als sie eine Bewegung am anderen Ende der Lichtung wahrnahm. Etwas Hohes, Dunkles, das lautlos näherkam.
    Ihr Herz krampfte sich zusammen. Sie wusste, wer das war, noch bevor sie ihn deutlich sah. Sie konnte es spüren. Und hatte sie es nicht geahnt? Oder wenigstens... erhofft?
    Eine schmale, selbst für einen Marsianer sehr hochgewachsene Gestalt schob sich in den Lichtkreis, gehüllt in eine bodenlange dunkle Robe mit Kapuze. Eindeutig ein Mann, den Bewegungen nach. Maya gegenüber blieb er stehen und schlug die Kapuze zurück. Die Fackellinie markierte die Grenze zwischen ihnen. Eine Mauer hätte nicht höher sein können.
    Lange schwarze, von silbernen Fäden durchzogene Haare fielen über seine Brust hinab. Der Kopf war sehr lang und schmal, die Haut nahezu weiß, von einem deutlichen Muster aus samtbraunen Pigmentflecken überzogen. Die Nase war ebenfalls lang und schmal. In seinen leicht schrägen, tiefgrünen Augen gab es kein Weiß mehr, und es lag ein beunruhigendes, fremdartiges Funkeln darin. Seine Lippen verzogen sich nicht, während er Maya musterte.
    Als Oberster Baumsprecher seines Volkes war Windtänzer nach dem Superbeben einige Male in Elysium gewesen, um vor dem Rat Unterstützung für den Wald einzufordern, der durch einige Städter und die Katastrophe erhebliche Schäden erlitten hatte. Maya hatte ihn aber zu diesen Zeitpunkten nie getroffen, sie hatte ihn seit der letzten Begegnung im Wald nicht mehr gesehen. Und die war ganz anders verlaufen...
    Reiß dich zusammen! , ermahnte sie sich. Du bist die Präsidentin, und in dieser Eigenschaft will er dich sehen. Er empfindet nichts mehr für dich, deutlicher kann er es nicht zeigen.
    Der Tod seiner Tochter, der Rachemord an Carter Loy Tsuyoshi und die Übertragung der Kräfte Sternsangs auf ihn hatten den Mann, den Maya einst geliebt hatte, völlig verändert. Obwohl sie immer noch eine gewisse Vertrautheit in seiner Ausstrahlung spüren konnte, verstand sie auch, dass er heute ein anderer war. Jemand, den sie nicht mehr kannte.
    Und dennoch schlug ihr Herz wild. Sie hatte ihn nicht vergessen können, und sie war immer noch dieselbe, trotz aller Prüfungen. Sie wusste nicht, ob es wirklich Liebe oder nur Schwärmerei oder vielmehr die Erregung einer Erinnerung war, denn heute gehörte sie zu Leto, voll und ganz.
    »Schöner und ätherischer denn je«, sagte Windtänzer schließlich mit tiefer Stimme, die trotz des Kompliments distanziert und fern klang. »Wenn es einen Beweis für Adel braucht, dann bist du es.«
    »Vielen Dank«, sagte sie mit keineswegs so fester Stimme, wie sie es sonst selbst bei den unangenehmsten Pressekonferenzen fertigbrachte. »Aber du hast dich sehr verändert, ich erkenne dich kaum wieder.«
    »Ich wandle mich«, antwortete Windtänzer. »Und das ist der Grund deiner Anwesenheit.«
    Maya lief es auf einmal eiskalt den Rücken hinunter. »Das bedeutet...?« Sie fragte nicht, ob er krank sei. Körperlich sah er kraftstrotzend und gesund aus. Doch da war dieses seltsame Funkeln in seinen Augen, das nicht natürlich wirkte...
    »Maya, erinnerst du dich an meine Prophezeiung?«
    »Natürlich.« Schlagartig fügte sich alles zusammen. Ihre Albträume. Windtänzers Ruf nach ihr. Und... »Matthew Drax hat uns vor wenigen Wochen erneut gewarnt«, flüsterte sie. »Er sagte, der Streiter könnte bald kommen...«
    »Wie kommt ihr auf diese Bezeichnung? Wie auch immer. Matt ist Soldat und geht der Sache analytisch auf den Grund. Ich kann nur von meinen Visionen sprechen.« Zum ersten Mal seit Beginn der Begegnung zeigte sich eine Gefühlsregung auf Windtänzers asketischem Gesicht. Angst? Verzweiflung?
    »Visionen?«, fragte sie.
    »Ich bin zum Visionär geworden, ja. Ein Erbe Sternsangs, das ich mir wünsche, nie erhalten zu haben. Wie alles andere. Doch es ist nicht zu ändern. Hier bin ich.«
    Die meiste Zeit lebte Windtänzer als Einsiedler und galt selbst unter seinen eigenen Leuten als Legende. Er hatte nur wenige Vertraute. Mayas Mutter gehörte dazu, und offenbar Blattschwinge, vermutlich als Adept.
    Dennoch hielt Windtänzer seine Position als Oberster Baumsprecher unangefochten besetzt und nahm sie wahr. Sein Wort, wenn er es denn einmal an sein Waldvolk richtete, war Gesetz.
    »Also wird er kommen?«
    »Er, es... wer kann das sagen. Ich kann es nicht deutlich erkennen, aber es ist... gewaltig. In meiner Vision nimmt es bereits den halben Himmel ein, so nahe ist es.

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