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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sorgfältig in Decken eingeschnürt, lagen auf dem weichen Plüsch, denn er mochte sie dem Gepäckwagen nicht anvertrauen. So dampfte er wohlgemut und ahnungslos der Heimat entgegen und stand bereits am letzten Anhaltspunkt von seinem Sitz auf, um durch das geöffnete Fenster die Lichter des Bahnhofs zuerst zu erblicken.
    „Soll ich die Pipe anbrennen? Jestopft habe ich ihr schon“, fragte Gottfried.
    „Ja, denn Ordnung muß sein!“
    Der Gottfried lächelte still vor sich hin und gab ihm das Mundstück. Degenfeld begann zu rauchen. Der Wichsier schnallte dem Hund den Ranzen auf den Rücken und gab ihm das Stammseidel in das Maul. Ein schrilles Pfeifen, ein Glockenzeichen, ein ohrbetäubendes Knirschen und Stöhnen der Räder – der Zug hielt.
    „Alle Teufel!“ rief der Blaurote. „Was ist das? Draußen wimmelt es von Mützen aller Farben. Wem soll das gelten?“
    Aber man hatte bereits seinen Kopf gesehen. Die Tür wurde aufgerissen, und aus mehreren hundert Kehlen ertönte ein donnerndes „Salve Methusala!“ Man zog ihn aus dem Coupé; man umringte ihn jubelnd und drängte ihn fort. Er hörte Rufe wie: „Wo sind die Damen? Wo sind die echten Zöpfe? Wo ist der Halbchinese? Da ist der Hund; laßt ihn durch! Nehmt die Säcke mit! Wetter, sind die schwer! Doch nicht etwa Moneten darin?“
    Im Nu brannten die Fackeln. Er sah drei Equipagen stehen. Er sah auch, daß man die Chinesinnen höflich geführt brachte und einzeln in die Wagen plazierte. Er wollte sich sträuben, doch vergebens. Er wetterte aus Leibeskräften. Lautes Lachen war die Antwort, und er mußte sich fügen.
    Voran das Musikkorps, setzte sich der Zug in Bewegung. Zwölf Chargierte folgten mit Schärpen und blanken Schlägern. Hinter ihnen trollte der Hund mit Tornister und Bierglas. Dann kam der Methusalem, vor Ärger dampfend wie ein Vulkan. An seinen Fersen schritt der Gottfried von Bouillon mit der Pfeife und Oboe, ein vergnügtes Lachen auf dem verschmitzten Angesicht. Nun folgte Richard mit dem Onkel Daniel, welcher europäische Kleidung trug. Ihr Hintermann war Turnerstick, in chinesischer Mandarinentracht mit dem Klemmer auf der Nase und den ausgebreiteten Fächer in der Hand. Es war ihm anzusehen, daß er sich mit als Held des Tages fühlte. Nun kamen Liang-ssi und Jin-tsian in ihrer heimatlichen Kleidung, worauf die drei Wagen folgten. Hinter diesen gingen mehrere Packträger, welche die beiden Säcke und diejenigen Gepäckstücke trugen, die sich im Wagen befunden hatten, und an sie schloß sich der schier endlose Zug der fackeltragenden Burschen. Fackelträger gingen auch zu beiden Seiten der Triumphatoren und -torinnen.
    So bewegte sich der Zug durch die Stadt, bis man die Wohnung der Frau Stein und Ye-kin-lis erreicht hatte.
    Diese beiden hatten natürlich die Ankunft der Ihrigen erfahren. Sie standen miteinander unter der Tür, als die Spitze des Zuges sich unter den Klängen eines Festmarsches nahte. Da aber löste sich die Reihenfolge der so sehnsüchtig Erwarteten schnell auf.
    Der Hund war samt Ranzen und Glas mit einigen schnellen Sätzen in das Haus hinein und die Treppe hinauf. Richard warf sich mit einem lauten Freudenruf in die Arme seiner Mutter. Die chinesischen Brüder traten mit ehrerbietigen Schritten auf Ye-kin-li zu, dessen Kleidung ihn als ihren Vater bezeichnete. Degenfeld, Gottfried und Turnerstick öffneten die Wagenschläge, um die Damen beim Aussteigen zu unterstützen und sie dem Händler zuzuführen. Dann verschwanden alle diese Personen in dem Haus, nach ihnen die Kofferträger mit den Sachen. Diese letzteren kehrten bald zurück, die ersteren aber natürlich nicht.
    Welch eine Fülle von Freude und Wonne diese Mauern jetzt umschlossen, das konnten sich die auf der Straße Bleibenden wohl denken. Sie hatten sich während der letzten Szene still verhalten. Sie drängten sich heran und schwiegen auch noch eine geraume Weile. Dann aber erscholl, erst vereinzelt und dann vielstimmig der Ruf: „Methusalem, ans Fenster!“
    Er wurde so lange wiederholt, bis der Blaurote sich droben zeigte.
    „In den ‚Geldbriefträger‘!“ rief man ihm zu. „Bring den Jottfried mit!“
    „Heute nicht, heute abend nicht!“
    „Wir gehen nicht eher. Wir warten. Oder willst du eine Katzenmusik?“
    „Tolle Kerls! Nun wohl, wir kommen.“
    Er gab nur deshalb seine Zustimmung, weil ihm sein Zartgefühl riet, die beiden glücklichen Familien für jetzt sich selbst zu überlassen. Bald erschien er an der Tür mit dem Hund,

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