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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht eingeschlafen, so klopfte man an seine Tür. Auf seine Frage antwortete Richards Stimme: „Onkel Methusalem, du sollst zu Onkel Daniel kommen.“
    „Wozu?“
    „Wir wollen hinunter in den Speisesaal, du sollst erzählen.“
    „Wo sind die andern?“
    „Die soll ich auch mitbringen, bin aber erst zu dir gegangen.“
    „So laß sie liegen, und entschuldige auch mich. Ihr habt ein Recht, ungestört zu sein, und du kannst ja auch erzählen. Morgen ist ein langer Tag, ein Geburtstag, den wir feiern sollen. Da muß ich ausgeschlafen haben. Gute Nacht!“
    Mit diesem Bescheid mußte Richard sich entfernen. Der Methusalem aber schlief mit dem Bewußtsein ein, seine Aufgabe mit der jetzigen Stunde ganz und voll gelöst zu haben.
    Am Morgen wurde er durch ein abermaliges Klopfen geweckt. Er sah an die Uhr. Die Sonne schien schon hell, aber es war erst sieben.
    „Wer klopft denn?“ fragte er ärgerlich.
    „Ich“, antwortete der Gottfried.
    „Warum?“
    „Erheben Sie sich aus die Eiderjänse! Es ist höchst wahrscheinlich ein Malheur passiert, wenn es nicht bloß eine Dummheit ist, die er bejangen hat.“
    „Wer?“
    „Der Mijnheer.“
    „Was ist's mit ihm?“
    „Dat ist's eben, wat wir nicht wissen. Er ist verschwunden.“
    „Unsinn!“
    „Möglich, dat es nur ein Unsinn ist! Aberst er ist wirklich fort.“
    „Wann denn?“
    „Dat weiß nicht mal Buddha.“
    „Warte, ich komme!“
    Er kleidete sich schnell an und trat hinaus. Da stand der Gottfried mit Richard und Turnerstick.
    „Endlich!“ meinte der erstere. „Sollte man es denken, dat so ein Dicker solche dumme Streiche machen könnte!“
    „Er hat doch mit dem Kapitän in einem Zimmer geschlafen, denke ich. Dem muß er doch etwas gesagt haben!“
    „Ist ihm nicht eingefallen“, antwortete Turnerstick. „Er schnarchte wie ein Walroß, so daß ich stundenlang nicht einschlafen konnte. Endlich fand ich ein wenig Ruhe. Als ich dann erwachte, war er fort.“
    „Er wird spazieren gegangen sein.“
    „Der? So ein Langschläfer? Das ist ihm nicht eingefallen!“
    „Wo sind denn seine Sachen?“
    „Die hat er mit, die Gewehre, den Ranzen, den Schirm, kurz, alles! Und das ist es eben, was mich so besorgt macht.“
    „Pah! Wie können Sie denken, daß der Mijnheer uns durchgeht. Von seinen Sachen trennt er sich überhaupt nie. Daß er sie mitgenommen hat, ist kein Beweis dafür, daß er hat verschwinden wollen.“
    „Aber daß er vor uns aufgestanden ist!“
    „Das ist freilich höchst ungewöhnlich von ihm. Ist Onkel Daniel schon auf?“
    „Jedenfalls“, antwortete Richard. „Wir haben bis Tagesanbruch in seiner Stube gesessen. Dann schickte er mich schlafen. Er selbst, sagte er, werde aber wohl nicht schlafen können.“
    „Wollen fragen und suchen.“
    Sie erkundigten sich bei der Dienerschaft nach dem Dicken. Niemand hatte ihn gesehen. Nun verließen sie das Haus, um nach ihm zu suchen. Das war aber sehr überflüssig, denn kaum hatten sie die Tür hinter sich, so sahen sie ihn kommen, den Schirm geöffnet, die beiden Flinten und den über dieselben gehängten Tornister auf dem Rücken. Neben ihm schritt Onkel Daniel, mit welchem er sich in einem sehr eifrigen Gespräch zu befinden schien. Als beide die Wartenden erblickten, kamen sie schnelleren Schrittes herbei. Onkel Daniel rief schon von weitem: „Guten Morgen, Herr Degenfeld! Guten Morgen, meine Herren! Schon munter? Das freut mich, denn um so eher kann ich Ihnen da sagen, was ich heute früh nicht sagen konnte, weil Sie sich mir entzogen, nämlich, wie außerordentlich Dank ich Ihnen schulde. Wer hätte das denken und ahnen können! Wer –“
    „Bitte!“ unterbrach ihn der Methusalem. „Es gibt wirklich keinen Grund, zu so besonderer Dankbarkeit. Wir haben Ihnen den Neffen gebracht und genießen dafür Ihre Gastfreundschaft. Wir sind quitt!“
    „Das ist nicht wahr. Das kann ich nicht zugeben. Ihre Anwesenheit hat meinem Leben eine ganz neue, glückliche Richtung gegeben, besonders seit ich jetzt mit diesem Herrn gesprochen habe.“
    „Mit Herrn van Aardappelenbosch? Ja, den suchen wir eben. Sagen Sie uns doch einmal, was Sie heute gemacht haben, Mijnheer!“ –
    „Heden – heut?“ fragte der Dicke.
    „Ja, heute früh.“
    „Daar ben ik opgestaan – Da bin ich aufgestanden.“
    „Schön! Und dann?“
     „Daar ben ik voortgegaan – Da bin ich fortgegangen.“
    „So! Warum?“
    „Waarom? Dewijl ik al het olie kopen wil – Warum? Weil ich das ganze Öl

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