321 - In 80 Welten durch den Tag
Gefahr, die er abwenden konnte. Diesmal vernichteten sich die Menschen gegenseitig. Das hatte er sich anders vorgestellt, damals im Jahr 2012. Nach seinem großen Sieg.
Toms Gedanken schweiften in die Vergangenheit. Hin zu einem Tag, als die Welt noch voller Möglichkeiten steckte. Die Rettung vor dem Kometen lag noch nicht lange zurück, da stand er mit Maria Luisa Suárez und Chalid Hariri auf genau dieser Aussichtsplattform...
...und blickte über Dubai.
Die gröbsten Zerstörungen, die der Sandsturm verursacht hatte, waren beseitigt. Doch es musste sicher noch ein Jahr vergehen, bis die Stadt in ihrem alten Glanz erstrahlen würde.
Der Einschlag von »Christopher-Floyd« war abgewendet, die Welt gerettet. Überall herrschte ausgelassene Stimmung. Die Menschheit freute sich, mit dem Schrecken davongekommen zu sein, auch wenn sie die Hintergründe nicht kannte. Denn von den tatsächlichen Ereignissen wussten nur Wenige.
Wenn es nach Tom Ericson ging, sollte das auch so bleiben. Chalid Hariri hingegen war der Ansicht, Tom solle damit an die Öffentlichkeit gehen. Glücklicherweise respektierte er jedoch dessen Weigerung.
Davon abgesehen: Wie sollte er den Menschen die Wahrheit erklären, wenn er sie doch selbst nicht genau kannte?
»Ich habe einen Freund eingeladen«, sagte der Scheich mit in die Ferne gerichtetem Blick. »Ein wohlhabender Mann, den ich für die anstehenden Investitionen ins Boot holen möchte. Dazu müssten wir ihn aber einweihen.«
»Fang nicht schon wieder davon an«, widersprach Tom. »Unsere Geschichte wird uns kein Mensch glauben!«
»Warum nicht? Ich habe sie dir auch geglaubt.«
»Weil du nur kurz danach selbst mittendrin gesteckt hast.«
Maria Luisa legte den Arm um die Schulter des Archäologen. »Tom hat recht«, sagte sie. »Jetzt, da die Gefahr vorüber ist, würde es vermessen klingen, wenn Tom behauptet, er habe die Welt vor dem Kometen gerettet.«
Der Scheich wandte seinen Blick der Spanierin zu. »Das sehe ich nicht so. Es gibt genügend Zeugen. Und handfeste Beweise, wenn ihr nur bereit seid, sie zu präsentieren.«
Tom sah auf das Armband an seinem linken Handgelenk. Es bestand aus drei einzelnen, miteinander verbundenen Ringen, die sich gegeneinander verschoben. Die Einkerbungen darauf dienten dem Archäologen als Kompass: Sie wiesen ihm den Weg zum nächsten Tor in den zeitlosen Raum, und der Armreif öffnete es .
Chalid Hariri hatte recht. Mit diesem Instrument – und noch mehr mit den Gegenständen aus der Sammlung der Archivare – konnten sie ihre Geschichte beweisen.
Tom strich mit den Fingerspitzen über den grünlichen Ring in der Mitte des Reifs. Wie viele Tränen waren geflossen, wie viel Blut vergossen worden, bis er in den Besitz des wundersamen Schmuckstücks gelangt war?
Alles hatte damit begonnen, dass er den Weg einer Loge von Indios gekreuzt hatte, die nach einem mysteriösen »Himmelsstein« mit physikalisch und geometrisch unmöglichen Eigenschaften suchte. Einem gänseeigroßen, lichtschluckenden Ding mit dreizehn gleichförmigen Seiten.
Ohne dass sich Tom dessen zunächst bewusst war, spannte die Loge ihn vor ihren Karren. Erst später fand der Archäologe heraus, dass der Stein den zentralen Bestandteil einer Maschine darstellte. Vor Jahrhunderten war ein gottgleicher Mann in Weiß den Maya erschienen und hatte ihnen den Auftrag zum Bau dieses Apparats erteilt. Doch als sie in einer Vision erkannten, dass die Maschine den Weltuntergang herbeiführen sollte, versteckten sie die Einzelteile.
Im Laufe der Zeit gelang es der Loge, diese wieder an sich zu bringen. Bis auf den lichtschluckenden Himmelsstein.
Als Tom ihn in die Finger bekam, ahnte er zunächst nicht, was es damit auf sich hatte. Und natürlich erkannte er keinerlei Zusammenhang mit dem Kometen, der sich zu dieser Zeit der Erde näherte. Erst als es ihm gelang, der Loge auch die anderen Teile abzunehmen, und Maria Luisas Bruder Alejandro sie ohne ihr Wissen zu der kugelförmigen Maschine zusammensetzte, dämmerte ihnen die Wahrheit. Denn plötzlich vollzog der Komet Kurswechsel, die sich niemand erklären konnte. Offenbar sandte die Kugel ein Signal aus, das ihn zur Erde lockte.
Aus den Aufzeichnungen der Maya wusste Tom von dem Armreif, den er nun am Handgelenk trug. Er sollte den Schlüssel zum sichersten Ort der Welt darstellen. Schon bevor Jandro die Weltuntergangsmaschine zusammensetzte, schickte Tom seine Ex-Frau Abby los, um das Grab des Kaziken zu suchen, in dem sich
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