Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
321 - In 80 Welten durch den Tag

321 - In 80 Welten durch den Tag

Titel: 321 - In 80 Welten durch den Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
Archäologie interessierten und sich dafür von ihren Kommilitonen der gängigeren Studienfächer Astrophysik, Metaphysik, Mathologie oder Subatomare Chemie als »nerdy mole«, also als absonderlicher Maulwurf, beschimpfen lassen mussten. Dabei wussten wahrscheinlich die wenigsten, wie dieses vor über hundert Jahren ausgerottete Tier aussah.
    Tom seufzte. Unsterblichkeit und Alterslosigkeit mochten auf den ersten Blick verlockend erscheinen. Wenn man aber Jahr für Jahr für Jahr das Gleiche erlebte, kehrte irgendwann Langeweile ein. Natürlich könnte er auf die Avancen der Studentinnen eingehen. Aber letztlich würde ihn das nur an Abby erinnern. Seine Frau, spätere Ex-Frau und noch spätere Ex-Ex-Frau. Die Liebe seines Lebens, an der jede andere sich vergeblich würde messen lassen müssen.
    »Du bist wie Obelix«, hatte sie stets zu ihm gesagt. »Er ist in den Zaubertrank gefallen, du in den Jungbrunnen.«
    Sie liebten sich. Dennoch trennten sie sich. Der Gedanke, die Geliebte dem Tod entgegenaltern zu sehen, während er jung blieb, war für Tom unerträglich. Und sie wollte ihm das nicht zumuten.
    Doch dann trafen sie sich eines Tages wieder.
    Wie lange liegt das inzwischen zurück? Zweihundert Jahre? Halt, ich weiß es! Das war 2011, im Jahr vor dem angeblichen Weltuntergang, der dann doch nicht stattfand.
    Die alte Leidenschaft war trotz des körperlichen Altersunterschieds erneut entflammt. Sie warfen die früheren Bedenken über Bord und heirateten zum zweiten Mal. Der Rest war eine schöne, immerhin dreißig Jahre andauernde Geschichte.
    Tom saß an Abbys Seite, als sie starb. Er hielt ihre faltige Hand, weinte und schwor, sich nie wieder zu verlieben.
    Ein Signalton riss den Professor aus der Vergangenheit. Jemand, der über kein Immatrikulationsimplantat verfügte, betrat den Hörsaal.
    Tom sah auf. Sein Blick blieb an dem großen hageren Mann hängen, dessen weißes Haar zu einem Zopf gebunden war. Er betrat den Hörsaal durch den Professoreneingang und drang damit in die Sicherheitszone ein. Eine bauliche Maßnahme, die man nach den Studentenrevolten des Jahres 2222 in allen Universitäten der USA, also auch im 59. Bundesstaat England, eingeführt hatte.
    Aber niemand ohne Zugangsberechtigung konnte den Professoreneingang öffnen! Und der Weißhaarige war gewiss kein Professor, sonst hätte Tom ihn gekannt.
    »Entschuldigen Sie.« Toms Hand kroch instinktiv zum Alarmknopf neben dem Holowerfer. »Sie dürfen hier nicht rein. Bitte verlassen Sie umgehend die Sicherheitszone oder ich...«
    Weißzopf blieb stehen. Er lächelte Tom an. Zugleich wirkte er unendlich traurig.
    Mit einer raschen Bewegung zog er aus dem bodenlangen schwarzen Mantel ein Gerät, das wie ein altertümliches Mobiltelefon anmutete. Er richtete es auf Tom.
    Das Ding sah harmlos aus, und doch spürte der Professor die Gefahr. Er hämmerte auf den Alarmknopf und wollte zur Seite hechten.
    Aber er kam nicht mehr dazu.
    Der Hagere betätigte einen Sensortaster. Ein weißglühender Strahl schoss hervor und traf den Professor zwischen den Augen.
    Der Unsterbliche starb, ohne zu wissen, warum.
    ***
    Dieses Mal war alles anders.
    Das Zeitportal, in das sie im Alten Ägypten geflohen waren, spuckte sie nicht wieder aus. Stattdessen trieben sie in einem Meer aus schwarzen Schlieren dahin.
    Sie?
    Matt suchte nach Xij und Grao, seinen Begleitern auf einer Odyssee durch Raum und Zeit. Keine Spur von ihnen. Nur allumfassende Dunkelheit.
    »Xij?«, rief er. Aber tat er das tatsächlich? Warum hörte er dann die eigene Stimme nicht?
    Existierte er überhaupt noch? Hatte das Gewebe der Zeit genug von ihrem ständigen Hin und Her, Vor und Zurück? Hatte es beschlossen, die Störenfriede nicht wieder freizugeben? Oder lag es an dem letzten Portal, das geflackert hatte, immer wieder neu entstanden war? Matt hatte den unbestimmten Eindruck, als wäre es in dem Moment erloschen, als sie hineingesprungen waren.
    Ein eisiger Schrecken kroch in Matts Bewusstsein. War das Portal fehlerhaft gewesen und hatte buchstäblich ins Nichts geführt? Würden sie nun auf ewig hilflos zwischen den Welten treiben? Er spürte, wie die Panik mit kalten Fingern nach ihm tastete.
    Reiß dich zusammen, Matthew Drax! Reiß dich...
    Da! Direkt vor ihm, zum Greifen nah und doch unendlich weit entfernt, entdeckte er einen Lichtpunkt. Den Ausgang des Portals?
    Mit einem Mal verzerrte sich seine Perspektive. Der helle Fleck raste davon, ohne kleiner zu werden. Die ihn umgebende

Weitere Kostenlose Bücher